
Veterinärämter sind für die Überwachung und den Vollzug des Tierschutzgesetzes in Deutschland zuständig. Wir von PETA Deutschland melden den Behörden jeden Monat zahlreiche Fälle von Tierquälerei und kontrollieren, ob und wie diese daraufhin im Sinne des Tierschutzgesetzes tätig werden. Während wir in vielen Fällen in kooperativer Zusammenarbeit mit Amtstierärzt:innen sehr gute Erfolge für die Tiere erzielen konnten, gibt es noch immer viel zu viele Behörden, die das Tierschutzgesetz und die entsprechenden Verordnungen und Richtlinien nicht umsetzen. Ein Grundproblem: Es fehlt eine neutrale Aufsichtsbehörde, die schlecht arbeitende Amtsveterinär:innen kontrolliert und maßregelt.
Im folgenden Ranking haben wir die Veterinärämter aufgeführt, die im Jahr 2024 aus unserer Sicht besonders positiv oder besonders negativ aufgefallen sind.
Anmerkung: Wir nennen hier die gesamte Behörde, auch wenn oftmals einzelne Amtstierärzt:innen positiv oder negativ hervorstachen.
Die Top 5 der deutschen Veterinärämter
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1. Veterinäramt Stadt Erfurt
Im Mai 2024 wurden wir durch eine Whistleblower-Meldung auf ein Fischsterben im Espachteich in Erfurt aufmerksam gemacht. Offenbar wurde durch ein Bauprojekt der Wasserspiegel des Teichs so stark beeinflusst, dass auf dem mitgesendeten Video bereits tote Fische an der Wasseroberfläche zu erkennen waren. Wir meldeten den Missstand umgehend beim Veterinäramt der Stadt Erfurt und baten die Behörde um schnelle Hilfe für die dort befindlichen Lebewesen. Einen Tag später kam bereits die Rückmeldung: Der Feuerwehr gelang es noch am selben Tag, Zuflüsse freizuräumen, sodass der Teich über Nacht noch bis zum Rand mit Wasser aufgefüllt und ein weiteres Fischsterben verhindert werden konnte.
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2. Veterinäramt Stadt Ulm
Nachdem die vielfach kritisierte Wildtierbörse „Fisch & Reptil“ vom ursprünglichen Veranstaltungsort Sindelfingen zur Messe Ulm umgezogen war, konnten kaum noch exotische Tiere angeboten werden. Denn das zuständige Veterinäramt in Ulm hatte die Kontrollen verschärft und höhere Auflagen im Rahmen bestehender Richtlinien durchgesetzt. Unter anderem deshalb entschlossen sich die Veranstaltenden 2024 endlich dazu, die Messe dauerhaft einzustellen. In der Vergangenheit hatten wir mehrfach massive Tierschutzverstöße auf der Tierbörse aufgedeckt und bei den zuständigen Behörden angezeigt.
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3. Tierschutzbehörde des Landesamts für Verbraucherschutz Saarland
Ein schockierendes Video erreichte uns Mitte August 2024 aus Neunkirchen. Zu sehen war ein Mann, der einen augenscheinlich gestressten und verängstigten Hund wiederholt mit einem Besen schlug. Laut der Whistleblower-Meldung war der Hund außerdem regelmäßig mit einer improvisierten Laufvorrichtung verbunden, die nach Tierschutz-Hundeverordnung bereits seit dem 1. Januar 2023 verboten ist. Wir erstatteten daraufhin Anzeige bei der Tierschutzbehörde des Landesamts für Verbraucherschutz Saarland und forderten, dass der Hund schnellstmöglich aus der Haltung geholt und gegen den Täter ein Tierhalteverbot verhängt wird. Nur wenige Tage nach der Meldung wurde Hund Momo von der Behörde gerettet.
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4. Veterinäramt Stadt Heilbronn
Mitte März 2024 konnten unsere PETA-Ermittlerinnen einen illegalen Welpenhandel aufdecken. Über das Internetportal Quoka.de entdeckten die Ermittlerinnen eine Anzeige, in der Pudelwelpen für 1.050 Euro angeboten wurden. Im Chatverlauf mit dem Verkäufer stellte sich schnell heraus, dass der Welpe aus der Slowakei stammte und zu früh nach Deutschland importiert wurde. Als Kaufinteressentinnen getarnt, wurden alle Beweise gesichert. Das zuständige Veterinäramt der Stadt Heilbronn und die örtliche Polizeibehörde reagierten sofort und kamen unmittelbar zur Übergabe. Der kleine Pudelwelpe wurde von den Behörden beschlagnahmt und in einem lokalen Tierheim in Tollwutquarantäne untergebracht.
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5. Kreisveterinäramt Lippe
Im Oktober 2024 erreichte uns eine Whistleblower-Meldung über vernachlässigte Schafe in Oerlinghausen. Die fünf Tiere wurden auf einem verdreckten Gelände mit kaputten Zäunen gehalten, in deren Drähten sie sich immer wieder verfingen. Die beigefügten Bilder zeigten zudem, dass einige der Schafe über einen längeren Zeitraum nicht mehr geschoren worden waren und unter den teils starken Verfilzungen litten. Wir erstatteten daraufhin Anzeige beim Veterinäramt Kreis Lippe, welches die Schafhaltung umgehend aus Tierschutzgründen auflöste und die vernachlässigten Tiere in Obhut nahm.
Die Flop 5 der deutschen Veterinärämter
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1. Veterinäramt Magdeburg
Anfang Januar 2025 erhielten wir Informationen zu den katastrophalen Zuständen, unter denen Hunderte Schafe und 14 Hunde auf einem Grundstück im Osten von Magdeburg leben mussten. Polizeibeamt:innen und Helfende fanden zufällig zahlreiche tote und noch lebende Schafe, die offensichtlich vernachlässigt worden waren. Auf den uns vorliegenden Bildern war zu sehen, dass tote Schafe gestapelt, teils mit Schnee bedeckt und teilweise mit offenen Wunden vor dem Stall lagen. Einige der noch lebenden Tiere konnten nur noch von ihrem Leid erlöst werden. Zudem wurden 14 Hunde beschlagnahmt und im Tierheim versorgt. Vertrauliche Hinweise belegen, dass das Veterinäramt Magdeburg bereits trotz mehrerer Meldungen der Missstände seit Sommer 2024 nicht hinreichend eingegriffen hatte. Wir erstatteten Strafanzeige gegen die Halterin und das Veterinäramt und fordern für de Frau ein lebenslanges sowie umfassendes Tierhalte- und Betreuungsverbot für alle Tierarten.
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2. Veterinäramt Ortenaukreis
Im Sommer 2024 wurden wir auf die Haltung und den Handel mit einem Kapuzineraffen in Oberkirch aufmerksam. Der Affe „Jessy“ sollte für 8.300 Euro verkauft werden. Als Kaufinteressentin getarnt, stand unsere PETA-Ermittlerin mit dem Verkäufer in Kontakt. Dabei zeigten sich die artwidrigen Bedingungen, unter denen Jessy lebte: Das Affenmädchen wurde allein gehalten, musste Kleidung und Windeln tragen und wurde fehlernährt. Zudem stellte sich heraus, dass Jessy ungesichert und fahrlässig bei Autofahrten unter anderem auf dem Fahrersitz des Halters transportiert wurde. Daraufhin verständigten wir die zuständige Veterinärbehörde sowie die Polizei des Ortenaukreises. Die Behörden durchsuchten die Wohnung des Halters zwar, jedoch stellten sie lediglich die Papiere des Tieres sicher und beschlagnahmten Jessy nicht. Auch der Weiterverkauf des Tieres wurde offenbar nicht unterbunden.
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3. Kreisveterinäramt Heinsberg
Im April 2024 erreichte uns eine Whistleblower-Meldung zu einer Hundezucht in Wegberg, der zufolge zahlreiche Welpen und Junghunde tierschutzwidrig gehalten und zum Verkauf über Internetportale angeboten wurden. Zusammen mit einem Fernsehteam von „Hundkatzemaus“ brachten wir die katastrophalen Zustände der Haltung ans Licht: 38 Hunde und etliche Welpen wurden in einem zugemüllten Zimmer in abgetrennten Buchten, weiteren Räumen sowie in einer Scheune im Garten gehalten. Zudem zeigten die meisten der Hunde extremes Angstverhalten, urinierten auf den Boden und zitterten. Aufgrund der tierschutzwidrigen Zustände erstatteten wir bei der Staatsanwaltschaft Mönchengladbach Strafanzeige gegen die Züchterin und forderten beim zuständigen Kreisveterinäramt Heinsberg ein Tierhaltungs- und Betreuungsverbot für die Verantwortliche. Die Behörde verordnete der Züchterin zwar Maßnahmen wie die Reduzierung des Tierbestandes, allerdings darf sie weiterhin Tiere halten und verkaufen.
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4. Kreisveterinäramt Mettmann
Durch eine Whistleblower-Meldung erfuhren wir von einer tierquälerischen Zucht sogenannter Ziervögel in Ratingen. Unsere PETA-Ermittlerin und eine Tierschutzdetektivin der Fernsehsendung „Hundkatzemaus“ prüften als Kaufinteressentinnen getarnt die Hinweise vor Ort. Der Züchter hielt etwa 200 Vögel in einer stickigen Garage ohne Tageslicht. Die Tiere wurden teilweise in viel zu enge, verschmutzte Käfige ohne Wasser, Sitz- und Klettermöglichkeiten gesperrt; weitere flogen ungeschützt durch die Garage. Viele von ihnen litten augenscheinlich unter Verhaltensstörungen, kahlem Gefieder und Qualzucht. Zur Überprüfung des Gesundheitszustandes in der verdreckten Zuchtstätte nahmen die beiden Ermittlerinnen zwei Nymphensittiche mit. Die Tierklinik Düsseldorf stellte bei der Untersuchung der Tiere unzählige Infektionskrankheiten und andere schwere Erkrankungen fest. Die Ermittlerinnen erstatteten unmittelbar Anzeige bei der zuständigen Veterinärbehörde, der die Zuchtstätte nach unseren Informationen bereits bekannt war. Bei der anschließenden Kontrolle stellte auch das Amt Infektionen fest und untersagte dem Züchter vorerst den Weiterverkauf, bis alle Vögel tiermedizinisch versorgt wurden. Trotz vorliegender Beweise und entsprechenden Aussagen von Zeug:innen beließ das Veterinäramt die Tiere jedoch in der Zuchtstätte, statt sie aus der Haltung herauszuholen und artgerecht unterzubringen.
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5. Kreisveterinäramt Oberallgäu
Anfang August 2024 erfuhren wir von einer Tierhaltung im Landkreis Oberallgäu, in der sieben tote Rinder entdeckt wurden, die aufgrund von Vernachlässigung gestorben seien. Zudem wurden mehrere unzureichend versorgte und teilweise erkrankte Tiere aufgefunden. Wir haben gegen den verantwortlichen Halter wegen des Verdachts auf Verstoß gegen das Tierschutzgesetz bei der Staatsanwaltschaft Kempten Strafanzeige erstattet. In der Vergangenheit sei der Betrieb bereits bei der Haltung von Hunden und anderen Tieren aufgefallen – engmaschige Vor-Ort Kontrollen der gesamten Tierhaltung hätten den Tod der sieben Tiere vermutlich verhindern können.
Jetzt helfen und Tierquälerei beenden
Bitte melden Sie Missstände und Tierquälerei konsequent der zuständigen Veterinärbehörde Ihrer Stadt oder Ihres Landkreises. Fassen Sie Ihre Beobachtungen detailliert und sachlich zusammen. Fertigen Sie möglichst Bild- und Videomaterial an. Nach Ihrer Meldung beim Veterinäramt sollten Sie unbedingt so lange nachfassen, bis der Missstand beseitigt ist (Fallbericht). Das kann ermüdend sein, ist aber oft die einzige Chance für das jeweilige Tier! In dieser Übersicht finden Sie ausführliche Tipps, wie Sie vorgehen sollten, wenn Sie Zeug:in von Tierquälerei werden.
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