Türkei setzt auf Atomkraft: Das erste Kernkraftwerk des Landes eingeweiht
Unter der Leitung des russischen Staatskonzerns Rosatom wurde das erste türkische Kernkraftwerk in Mersin gebaut. Das AKW in Akkuyu, südlich der Türkei, ist das größte Investitionsprojekt der beiden Länder und soll eine thermische Nennleistung von 4.800 MW haben und jährlich etwa 35 Milliarden Kilowattstunden produzieren. Obwohl die Anlage noch im Bau ist und keinen Strom produziert, gilt sie seit der Anlieferung der Brennstäbe für den ersten Reaktor als technisch betriebsbereit.
Während der feierlichen Zeremonie wurde der „nukleare Status“ der Türkei verkündet. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan betonte die Bedeutung des Projekts für die Energiesicherheit des Landes und bezeichnete den Eintritt der Türkei in den Kreis der Atomkraftländer als historisches Ereignis. Der russische Präsident Wladimir Putin konnte aufgrund von Terminkollisionen nicht persönlich anwesend sein und wurde per Video zugeschaltet.
Die Inbetriebnahme des AKW ist ein wichtiger Beitrag zur Energiesicherheit der Türkei, die zuvor stark von Gasimporten abhängig war. Allerdings wird die Abhängigkeit von Russland durch die Zusammenarbeit mit Rosatom nicht reduziert. Das Projekt bietet Erdogan zudem eine gute Bühne für den Wahlkampf vor den Parlaments- und Präsidentschaftswahlen am 14. Mai.
Ob das Kernkraftwerk tatsächlich den erhofften wirtschaftlichen Nutzen bringen wird, bleibt abzuwarten. Einige Kritiker befürchten, dass die Kosten des Projekts die Finanzen der Türkei belasten könnten. Die Ausbildung der Fachkräfte für das AKW fand in Russland statt, was ebenfalls auf eine starke Abhängigkeit von Russland hinweist.
Insgesamt bleibt abzuwarten, wie sich die Nutzung von Atomkraft auf die Energiepolitik und die Wirtschaft der Türkei auswirken wird. Die Inbetriebnahme des AKW ist jedoch zweifellos ein bedeutender Schritt auf dem Weg zur Atommacht Türkei.
.red.Ray.,
Wertheim, 29.04.2023