Oldenburg / Stuttgart, 28. September 2022 – Im Namen der Wissenschaft werden an der Universität Oldenburg von der Arbeitsgruppe Neurosensorik seit Jahren Vögel in Versuchen missbraucht. Um diese Forschungen auszuweiten, werden nun für den Bau eines neuen und größeren Laborgebäudes Fördergelder in Höhe von geschätzt 30 Millionen Euro bereitgestellt. [1] Für die bisher dort durchgeführten Experimente werden Mönchsgrasmücken – in der Vergangenheit auch Rotkehlchen – ihrem natürlichen Lebensraum entrissen, gefangen gehalten, grausamen Experimenten unterzogen und getötet. Die Publikationen der Arbeitsgruppe schildern, dass im Rahmen der Versuche beispielsweise der Kopf der Tiere fixiert wird, bevor man ihnen den Schädel oder Schnabel aufschneidet, um ihnen Substanzen zu injizieren. [2]. Angesichts des geplanten Neubaus appellierte PETA kürzlich in einem Schreiben an die Sprecherin für Tierschutz und stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Grünen im niedersächsischen Landtag, Miriam Staudte, sich für Ende der Tierversuche an der Universität Oldenburg einzusetzen. PETA fordert, die für den Bau geplanten Finanzmittel stattdessen in Natur- und Artenschutzprogramme für Vögel zu investieren. Zudem sollen tierfreundliche und innovative Forschungsmethoden gefördert und weiterentwickelt werden.
„Für den Neubau des Laborgebäudes in Oldenburg sollen wertvolle Zeit und finanzielle Mittel massiv verschwendet werden“, so Anne Meinert, Biologin und Fachreferentin für Tierversuche bei PETA. „Tiere in Labore zu sperren und an ihnen zu experimentieren, ist grausam und ethisch nicht zu rechtfertigen – auch ein Großteil der Bevölkerung lehnt Tierversuche ab. Es ist längst überfällig, dass die Universität Oldenburg einen Ausstieg aus den tierquälerischen Experimenten einläutet und stattdessen auf moderne, tierfreie Forschungsmethoden umsteigt.“
Grausame Experimente an der Universität Oldenburg
Bei früheren Experimenten wurde der Gehörsinn der Versuchstiere durch das Entfernen der Gehörschnecke aus dem Innenohr zerstört. [3] Einigen Vögeln wurden die Augen zugeklebt, sodass es ihnen unmöglich war, sich zu orientieren. [4, 5] Im Anschluss an diese Experimente werden die Vögel meist getötet, um ihre Gehirne für Untersuchungen nutzen zu können. Dabei sollen neue Erkenntnisse zum Navigationssinn der Vögel gewonnen werden. Nach PETAs Ansicht rechtfertigten die Forschungsergebnisse jedoch nicht das Quälen und Töten von Tieren in den Versuchen. Die Organisation fordert den Einsatz tierleidfreier Methoden, wie beispielsweise Studien im Freiland oder Computersimulationen.
Forschung für US-Militär
Dass die Erkenntnisse aus diesen Versuchen vorrangig dem Natur- und Artenschutz dienen, ist zweifelhaft: Geldgeber für die Experimente waren unter anderem das US Air Force Office of Scientific Research (AFOSR) sowie die Defense Advanced Research Projects Agency (DARPA) – eine Behörde, die ausschließlich für das US-Militär forscht und forschen lässt. Die DARPA beteiligte sich mit finanziellen Mitteln in Millionenhöhe, um von den Erkenntnissen der Navigationsforschung zu profitieren.[5]
Bürgerinnen und Bürger fordern Ende von Tierversuchen
Nicht nur PETA fordert einen Ausstieg aus Tierversuchen. Bereits 2018 wurden im Rahmen einer gemeinsamen Kampagne gegen die Vogelexperimente an der Universität Oldenburg mit dem Verein Ärzte gegen Tierversuche über 34.000 Unterschriften gesammelt und an die Hochschule übergeben. Zudem unterschrieben jüngst über 1,4 Millionen Menschen die am 31. August diesen Jahres beendete Europäische Bürgerinitiative (EBI) „Save Cruelty Free Cosmetics“. Nach „Stop Vivisection“ im Jahr 2015 ist dies bereits die zweite Europäische Bürgerinitiative, die Tierversuche beenden möchte und die Marke von einer Million Unterschriften überschritten hat. Bislang waren nur sechs von insgesamt 91 Initiativen erfolgreich. Die über 1,4 Millionen Unterschriften sind somit ein starkes Signal, dass die Öffentlichkeit Tierversuche ablehnt.
Research Modernisation Deal – Strategie zum Ausstieg aus Tierversuchen
In Zusammenarbeit mit anderen Organisationen hat PETA den Research Modernisation Deal erarbeitet. Das Strategiepapier zeigt auf, wie sich Forschung modernisieren lässt und Tierversuche endgültig beendet werden können.
PETAs Motto lautet in Teilen: Tiere sind nicht dazu da, dass wir an ihnen experimentieren oder sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Form von Diskriminierung, bei der Tiere aufgrund ihrer Artzugehörigkeit abgewertet werden.
[1] Öffentliche Ausschreibungen Deutschland. Universität Oldenburg, Neubau Forschungsgebäude NAVISENSE Technische Ausrüstung gem. §§ 53 HOAI, ALG 1-6, 8 Referenznummer der Bekanntmachung: 0165. https://ausschreibungen-deutschland.de/946030_Universitaet_Oldenburg_Neubau_Forschungsgebaeude_NAVISENSE_Technische_Ausruestung_gem__53_2022_Bad_Iburg (26.09.2022)
[2] Haase K, Musielak I, Warmuth-Moles L, Leberecht B, Zolotareva A, Mouritsen H, Heyers D. In Search for the Avian Trigeminal Magnetic Sensor: Distribution of Peripheral and Central Terminals of Ophthalmic Sensory Neurons in the Night-Migratory Eurasian Blackcap (Sylvia atricapilla). Front Neuroanat. 2022 Mar 7;16:853401. doi: 10.3389/fnana.2022.853401. PMID: 35321391; PMCID: PMC8936129.
[3] Feenders G, Liedvogel M, Rivas M, Zapka M, Horita H, Hara E, et al. (2008) Molecular Mapping of Movement-Associated Areas in the Avian Brain: A Motor Theory for Vocal Learning Origin. PLoS ONE 3(3): e1768. https://doi.org/10.1371/journal.pone.0001768 (26.09.2022)
[4] Mouritsen H, Feenders G, Liedvogel M, Wada K, Jarvis ED. Night-vision brain area in migratory songbirds. Proc Natl Acad Sci U S A. 2005 Jun 7;102(23):8339-44. doi: 10.1073/pnas.0409575102. Epub 2005 May 31. PMID: 15928090; PMCID: PMC1149410.
[5] Liedvogel M, Feenders G, Wada K, Troje NF, Jarvis ED, Mouritsen H. Lateralized activation of Cluster N in the brains of migratory songbirds. Eur J Neurosci. 2007 Feb;25(4):1166-73. doi: 10.1111/j.14609568.2007.05350.x. PMID: 17331212; PMCID: PMC247554
[5] Niedersächsisches Ministerium für Wissenschaft und Kultur. Sicherheitstechnische und militärische Forschungsprojekte an niedersächsischen Hochschulen seit 2000. https://www.mwk.niedersachsen.de/download/84318/Sicherheitstechnische_und_militaerische_Forschungsprojekte_an_niedersaechsischen_Hochschulen.pdf (26.09.2022)
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