Am 4. November 2022 wurden vor dem Pfarrhaus in der Manfred-von-Richthofen-Straße 169 vier Stolpersteine für die Mitglieder der Familie Wolfram verlegt. Die Initiative für diese Stolpersteinverlegung ging von der Evangelischen Paulus-Kirchengemeinde Tempelhof aus. Bereits seit 2019 recherchierte eine ehrenamtliche Gruppe der Gemeinde über das Leben, die Flucht, Deportation und Ermordung der einzelnen Familienmitglieder.
In einer berührenden Zeremonie zur Steinverlegung wurden die Biografien und Schicksale von Selma, Paul, Peter Paul und Erna Wolfram vorgestellt:
Selma Wolfram zog 1937 mit 64 Jahren in das Haus ihres jüngsten Bruders. Vier Jahre später wurde sie zum Umzug in ein sogenanntes Judenhaus gezwungen, von wo aus sie nach Theresienstadt deportiert und 1943 ermordet wurde.
Paul Wolfram floh 1939 mit seiner Familie nach Belgien. Er wurde interniert, in das Vernichtungslager Majdanek deportiert und am 4. März 1943 ermordet.
Erna Wolfram gelang mit ihrem Sohn Peter Paul die Flucht von Antwerpen nach London, wodurch beide den Holocaust überlebt haben.
Bei ihren Recherchen erhielten Christoph Wilcken – Kirchenmusiker im Ruhestand – und das Team aus der Evangelischen Paulus-Kirchengemeinde auch Unterstützung von Nachkommen der Familie Wolfram in Australien und England.
Bezirksbürgermeister Jörn Oltmann:
„Die Stolpersteine für die Familie Wolfram sind weitere Spuren von jüdischen Nachbar_innen in unserem Bezirk, die vor den Nationalsozialist_innen geflohen, deportiert oder ermordet worden sind. Ihr Andenken ist uns wichtig.
Mit den Stolpersteinen werden ihre Namen genannt und sie bleiben uns in Erinnerung. Mit der Steinlegung erinnern wir, mahnen aber auch vor dem auch heute noch existierenden Antisemitismus, Rassenhass und Hetze.“
Dr. Katharina Kretzschmar (Stolperstein-Koordinatorin des Bezirks Tempelhof-Schöneberg):
„Im Jahr 2022 konnten 105 Stolpersteine allein in unserem Bezirk verlegt werden. Bei den Recherchen werden wir von Familienangehörigen, aber auch von den vielen Ehrenamtlichen unterstützt, denen unser ganz besonderer Dank gilt. Oftmals wird mir von den Angehörigen rückgemeldet, wie sehr sie sich über dieses Engagement freuen.”
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