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Nünchritz / Stuttgart, 14. April 2022 – Mutter erschossen: Vergangenen Juni hörte ein Anwohner im sächsischen Nünchritz (Landkreis Meißen) mit hoher Wahrscheinlichkeit, wie zwei Waschbären erschossen wurden. Vom Fenster seines Wohnhauses aus sah der Mann, wie mehrere Waschbären –augenscheinlich eine Familie mit zwei erwachsenen Tieren und fünf Kindern – die Straße überquerten und auf das gegenüberliegende Grundstück liefen. Aufgeschreckt von einem lauten Knall begab sich der Mann auf das Garagengrundstück, wo er zwei tote Waschbären entdeckte. Der Zeuge machte Fotos von den toten Tieren, die PETA vorliegen. Darauf ist eindeutig zu erkennen, dass einer der Waschbären angeschwollene Zitzen hat. Es handelt sich daher bei dem erschossenen Tier um eine Mutter mit kleinen, noch zu stillenden Kindern. Die Tierrechtsorganisation hat daraufhin Strafanzeige erstattet – der Täter hat nach PETAs Auffassung gegen Vorschriften des Jagd- und Tierschutzgesetzes verstoßen.
„Der Jäger hat vorsätzlich eine Mutter mit angeschwollenen Milchdrüsen erschossen und damit billigend in Kauf genommen, dass deren Waschbärkinder nun elendig verhungern oder anderweitig zu Tode kommen, da sie viel zu jung sind, um allein für sich zu sorgen“, so PETAs Fachreferentin für Wildtiere, Nadja Michler. „Zwar haben Waschbären in Sachsen keine Schonzeit, doch Elterntiere mit Kindern sind nichtsdestotrotz geschützt. Es gab außerdem keinen laut Tierschutzgesetz vorgeschriebenen vernünftigen Grund, die Waschbären zu töten. Sie sind lediglich auf das Grundstück des Jägers gelaufen. Wir hoffen inständig, dass der Täter hart bestraft wird.“
Waschbären schützen statt bekämpfen
Jedes Jahr werden etwa 200.000 Waschbären in Deutschland getötet – mit der Begründung, von ihnen würde eine ökologische Gefahr ausgehen. Allein in Sachsen waren es im letzten Jagdjahr über 18.000 Tiere. Führende Waschbär-Experten fanden heraus, dass die Tiere mit erhöhter Fortpflanzung auf die Bejagung reagieren. In bejagten Populationen ist der Anteil der sich fortpflanzenden Weibchen höher als in nicht bejagten: Je mehr Waschbären getötet werden, desto mehr Jungtiere kommen zur Welt. So werden die Verluste durch die Jagd in der Population rasch wieder ausgeglichen oder gar überkompensiert. [1, 2] Auch der Wildbiologe und Waschbär-Experte Dr. Ulf Hohmann fordert ein Umdenken: „Ich kenne keinen einzigen Wissenschaftler oder Jagdexperten, der ernsthaft glaubt, den Tieren mit jagdlichen Mitteln Einhalt gebieten zu können. Wir müssen uns einfach damit abfinden, dass der Waschbär sich bei uns wohl fühlt und wir ihn nicht regulieren können. Insofern müssen wir uns mit ihm arrangieren.“ [3] Langjährige Forschungsergebnisse von führenden Waschbär-Experten weisen zudem darauf hin, dass der Waschbär keine wesentliche Gefahr für die Natur und Artenvielfalt darstellt. Die Tiere ernähren sich in der Regel vornehmlich von Regenwürmern, Insekten oder Obst. [4, 5, 6] Für Populationsrückgänge betroffener Arten, wie beispielsweise die Sumpfschildkröte, ist in erster Linie der Mensch verantwortlich: Der Lebensraumverlust durch die Begradigung von Flüssen und die tödliche Gefahr durch den Straßenverkehr haben die Reptilien an den Rand des Aussterbens gebracht. [7]
PETAs Motto lautet: Tiere sind nicht dazu da, dass wir an ihnen experimentieren, sie essen, sie anziehen, sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Weltanschauung, die den Menschen als allen anderen Lebewesen überlegen einstuft.
[1] Michler, F.-U. F., im Interview mit Pergande, F. (2013): Waschbären. – Die Rasselbande zerstört alles. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. Abrufbar unter: http://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/umwelt/waschbaeren-die-rasselbande-zerstoert-alles-12173341.html. (14.11.2019).
[2] Stadt Kassel (2014): Waschbär – Die Tiere mit der Zorromaske. Stadt Kassel – Ordnungsamt mit Unterstützung von Roland Ruhnau, Naturkundemuseum Kassel, und Dr. Ulf Hohmann, Landesforsten Rheinland-Pfalz.
[3] Hohmann, U., im Interview mit Saurer, M. (2017): Invasive Art. – Jetzt streunen die Waschbären durch unsere Wälder. In: Badische Zeitung. Abrufbar unter: http://www.badische-zeitung.de/suedwest-1/jetzt-streunen-die-waschbaeren-durch-unsere-waelder–135843094.html. (14.11.2019).
[4] Michler, B. (2015): Unsuspicious immigrant or ecological threat: a long-term fieldwork study on the introduced raccoon in Germany. ECM Stockholm 2015.
[5] Michler, B. A./Michler, F.-U./Rieger, S./Roth, M. (2014): Effects of raccoon settlement in Germany – a closer look at the ecology of an unfamiliar invasive species. In: Ulbrych, L./Jankow, W./Zalewski, A./Wypychowski, K. (eds.): Ekologia i wplyw na srodowisko gatunków inwazyjnych. – Park Narodowy „Ujscie Warty“, pp. 69–71. Abstract.
[6] Hohmann, U. im Interview mit Saurer, M. (2017): Invasive Art Jetzt streunen die Waschbären durch unsere Wälder. In: Badische Zeitung. Abrufbar unter: http://www.badische-zeitung.de/suedwest-1/jetzt-streunen-die-waschbaeren-durch-unsere-waelder–135843094.html. (14.11.2019).
[7] Richter C. (2012): Video: Sumpfschildkröte – willkommen zurück! In: Das Erste. (09.11.2016).
Weitere Informationen:
PETA.de/Neuigkeiten/Jäger-erschießt-Waschbärmutter
PETA.de/Themen/Jagd-Waschbären
PETA.de/Neuigkeiten/Waschbär-Schlagfalle
PETA.de/Neuigkeiten/Jäger-prügelt-Waschbären
Pressekontakt:
Sophie Burke, +49 711 860591-528, [email protected]
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