Die Digitalisierung der Beruflichen Schulen im Main-Tauber-Kreis schreitet weiter voran. In den vergangenen Monaten wurden an allen drei beruflichen Schulstandorten in Wertheim, Tauberbischofsheim und Bad Mergentheim hochmoderne, vernetzte digitale Lernfabriken installiert, an denen die Schülerinnen und Schüler modellhaft erlernen, wie eine moderne Produktionsstraße gesteuert wird.
Landrat Reinhard Frank besichtigte die größte dieser drei Anlagen an der Gewerblichen Schule in Bad Mergentheim. Das gemeinsame technische und pädagogische Konzept der drei Schulen wurde federführend von der Gewerblichen Schule Bad Mergentheim in Zusammenarbeit mit den Fachlehrerinnen und -lehrern der Gewerblichen Schulen in Tauberbischofsheim und Wertheim ausgearbeitet. Schulleiter Peter Wöhrle und Teamkoordinator Andreas Amann von der Gewerblichen Schule Bad Mergentheim stellten die Funktionsweise der Anlage im eigens dafür umgebauten Showroom vor. Amann verantwortet das Konzept sowie die Implementierung der Module in die Lehrpläne der Schule.
Landrat Frank betonte die große Bedeutung der Digitalisierung und insbesondere der Lernfabriken solcher Anlagen für die berufliche Bildung. „Wir haben mit der Einrichtung dieser digitalen Lernfabriken einen weiteren entscheidenden Schritt hin zur Ausrichtung der Gewerblichen Schulen auf die Entwicklung der Industrie 4.0 getan. Die digitale Vernetzung der Produktionsprozesse zu erlernen, ist Grundlage für die Ausbildung der jungen Menschen“.
„Ich danke insbesondere dem Land Baden-Württemberg für die Förderung in Höhe von rund 300.000 Euro, außerdem den insgesamt 24 Unternehmen aus dem Main-Tauber-Kreis, die sich ebenfalls mit rund 90.000 Euro finanziell eingebracht haben, sowie dem Kreistag des Main-Tauber-Kreises für die Bewilligung von Eigenmitteln des Landkreises in Höhe von rund 500.000 Euro“, sagte der Landrat.
„Wir möchten die Anlagen an den drei beruflichen Schulen gerne noch mit allen Beteiligten einweihen. Leider lässt das Pandemiegeschehen dies derzeit nicht zu. Wir werden das aber nachholen, sobald es die Corona-Lage ermöglicht“, erklärte Landrat Frank.
„Die digitale Lernfabrik ist eine wichtige Investition in die berufliche Ausbildung im Main-Tauber-Kreis. Damit werden die künftigen Fachkräfte noch besser auf das Berufsleben in unseren heimischen Industriebetrieben vorbereitet“, erklärte Jochen Müssig, Dezernent für Kreisentwicklung und Bildung im Landratsamt.
Schulleiter Peter Wöhrle erläuterte stellvertretend für seine Schulleiterkollegen Hermann Ruppert aus Tauberbischofsheim und Manfred Breuer aus Wertheim das Konzept. Die Digitale Lernfabrik lässt sich in zwei Bereiche gliedern: Eine verkettete Produktionsanlage aus den Komponenten Hochregallager, Bohrstation, Roboterbestückung, Endkontrolle mit Kamera zur Qualitätsauswertung sowie Verpressen und Ausgabe. Diese Einzelmodule sind dann in einem logisch aufgebauten Produktionsring miteinander verbunden. Im Labor für speicherprogrammierbare Steuerungen (SPS-Labor) werden die steuerungstechnischen Grundlagen vermittelt. Wesentliche Komponente ist hierfür die Bohrstation als Klassensatz. An diesen Einzelmodulen können Schülerinnen und Schüler bestimmte Lerninhalte bearbeiten. Mit vier identischen Bohrmodulen kann dann eine Klasse unterrichtet werden. Sämtliche Produktionsdaten können erfasst, ausgewertet und dadurch in Form bedarfsgerechter Wartungs- und Inspektionsarbeiten geplant und durchgeführt werden. An dem Model können sämtliche Schülerinnen und Schüler der industriellen Elektro- und Metallberufe sowie die Schülerinnen und Schüler des Beruflichen Gymnasiums sowie des Technischen Gymnasiums lernen. Die Anlage ist vernetzt und wird beispielsweise von Fachinformatikern genutzt oder durch das Berufliche Gymnasium im Profil Informationstechnik. Aber auch andere Abteilungen wie die Metalltechnik beziehungsweise die Industriemechaniker, die Meisterschule und die Technikerschule sowie die Zweijährige Berufsfachschule für Elektronik und Metall profitieren von der Anlage. Trotz der weiten Vernetzung ist die Anlage vor Hackerangriffen geschützt.
Aktuell wird auf der Anlage das so genannte „GSMGH-Mobile“ produziert. Das „GSMGH-Mobile“ hat die Form einer Ober- und Unterschale mit eingebauter Platine. Die Anlage kann das von einem fiktiven Kunden selbst konfigurierte und zusammengestellte „GSMGH-Mobile“ individuell fertigen.
„Wir planen mit den beiden Schulleiterkollegen Hermann Ruppert und Manfred Breuer bereits in die Zukunft und möchten die geschaffenen Lernfabriken noch um die Komponenten der künstlichen Intelligenz, der Augmented Reality (computergestützte Erweiterung der Realitätswahrnehmung) und der sogenannten Digitalen Zwillinge erweitern. Hierzu gibt es derzeit einen neuen Förderaufruf des Landes Baden-Württemberg. Gemeinsam mit dem Schulträger möchten wir einen neuen Förderantrag für diese Erweiterungen einzureichen“, erklärte Schulleiter Peter Wöhrle.
Bildergalerie Abrissparty Tauberbrücke Wertheim + Video , 12.03.2016