Alles nur Schein
Zoll und Steuerfahndung durchsuchen sieben Wohn- und Geschäftsräume; ein Haftbefehl vollstreckt; mutmaßlich Scheinrechnungen im großen Stil ausgestellt
In den Abendstunden des 18. Oktober 2016 durchsuchten rund 100 Beschäftigte des Zolls und der Steuerfahndung insgesamt sieben Wohnungen und Geschäftsräume im Berliner Stadtgebiet.
Die strafprozessualen Maßnahmen richteten sich gegen ein Netzwerk von Servicefirmen und deren mutmaßliche Drahtzieher sowie verantwortlich Handelnde.
Gegen den mutmaßlichen Kopf dieses Netzwerks, ein 45-Jähriger mit bosnisch-herzegowinischer Staatsbürgerschaft, haben die Zöllner den erlassenen Haftbefehl vollstreckt.
Seit Mitte 2015 führt das Hauptzollamt Berlin gemeinsam mit der Steuerfahndung im Auftrag der Staatsanwaltschaft Berlin Ermittlungen wegen des Verdachts der Beihilfe zum Beitragsbetrug, zum Vorenthalten und Veruntreuen von Arbeitsentgelt, zur Lohn-, Einkommens- und Umsatzsteuerhinterziehung sowie des Verdachts der Urkundenfälschung.
Die mutmaßlichen Beihilfetäter stehen im Verdacht, gegen Provisionszahlungen Scheinrechnungen ausgestellt und an andere Unternehmen übergeben zu haben. Den ausgestellten Rechnungen lägen jedoch keine tatsächlichen Geschäftsvorgänge zugrunde.
Durch diese „Serviceleistungen“ sollen die rechnungsverwendenden Firmen in die Lage versetzt worden sein, Schwarzlöhne zu zahlen, für die sie weder Sozialversicherungsbeiträge noch Steuern abführten, und diese in ihrer Buchhaltung zu verschleiern, wie der Sprecher des Hauptzollamts Berlin, Michael Kulus, erläutert.
Nach dem derzeitigen Ermittlungsstand sollen die Beschuldigten in den Jahren 2013 bis 2015 Scheinrechnungen mit einem Volumen von rund 48 Millionen Euro ausgestellt haben.
In der Folge schließen sich nunmehr für die Zöllner und Steuerfahnder umfangreiche Auswertungsarbeiten an.
Berlin, 19. Oktober 2016 , Zoll.de