Karlsruhe / Budapest / Stuttgart, 16. Mai 2023 – Leidvoller Eisbärentausch: Am vergangenen Freitag gaben die Verantwortlichen des Karlsruher Zoos bekannt, dass Eisbär Lloyd künftig im Budapester Zoo zur Schau gestellt werden soll. Er wurde bereits dorthin transportiert. [1] PETA kritisiert den Transfer scharf, denn aus dieser Einrichtung in Ungarn hatte die Tierrechtsorganisation kürzlich erschreckendes Videomaterial veröffentlicht. Es zeigt den bislang dort gehaltenen Eisbären Fiete in einem offenbar schlechten Zustand. Auf den Aufnahmen wirkt der ehemalige Rostocker „Publikumsliebling“ abgemagert und zeigt ein stark stereotypes Verhalten. Die Tierrechtsorganisation übt scharfe Kritik an den Karlsruher Zooverantwortlichen und fordert, das Umherreichen der sensiblen Tiere zu beenden. Darüber hinaus fordert die Organisation einen sofortigen Zuchtstopp von Eisbären und hat dazu eine Petition gestartet.
„Die Herumschieberei von meist verhaltensgestörten Eisbären im Namen der sogenannten ‚Erhaltungszucht‘ ist eine Sackgasse. Auswilderungen sind ohnehin weder vorgesehen noch möglich“, so Biologin Dr. Yvonne Würz, PETAs Fachreferentin für Tiere in der Unterhaltungsbranche. „Auch das Scheinargument, Eisbären seien ‚Botschafter für den Artenschutz‘, rechtfertigt das Einsperren in Zoos nicht. Für die Tiere bedeuten die Zuchtprogramme großes Leid – ihr Leben im Zoo ist alles andere als artgerecht oder natürlich.“
Auch die Eisbären Fiete und Kap sollen umplatziert werden
Kurz nach Veröffentlichung des PETA-Videos gaben die Verantwortlichen des Rostocker Zoos bekannt, dass Eisbär Fiete aus dem ungarischen Zoo herausgeholt werden soll. Wo er anschließend gehalten wird, ist noch nicht bekannt. [2] In den Karlsruher Zoo wiederrum soll Eisbär Kap transportiert werden. Kap ist der Vater des kürzlich im Hamburger Tierpark Hagenbeck geborenen Eisbär-Babys. Nun wird er nach Karlsruhe gebracht, um in Hamburg „Platz“ für Mutter Victoria und ihren Nachwuchs zu schaffen. [1] PETA kritisiert zoologische Einrichtungen scharf, da sie Eisbären aus profitorientieren Motiven züchten. Dabei hoffen sie auf einen neuen „Knut-Effekt“. Die Verantwortlichen nehmen in Kauf, dass die Tiere körperlich und seelisch immens leiden und Verhaltensstörungen entwickeln.
Fachleute bestätigen: Eisbärenhaltung in Gefangenschaft nicht artgerecht möglich
Namhafte Fachleute sind überzeugt, dass Eisbären in Gefangenschaft nicht artgerecht gehalten werden können. Die Diskrepanz zwischen den Bedingungen in ihrem natürlichen Lebensraum und denen im Zoo ist zu groß. [3; 4] In freier Natur wandern Eisbären jedes Jahr Hunderte bis Tausende Kilometer. Können sie sich nicht artgemäß bewegen, entwickeln sie auffällige Stereotypien. Diese werden in sich ständig wiederholenden Bewegungsabläufen sichtbar. Schon mehrfach veröffentlichte PETA Videomaterial, das schwere Zwangsstörungen bei den Tieren belegt.
Trotzdem werden die Tiere weiterhin in diese leidverursachende Umgebung hineingezüchtet. Einen Beitrag zum Artenschutz leisten Zoos damit nicht, weil in Gefangenschaft geborene Eisbären nicht ausgewildert werden können. Nachzuchten in Gefangenschaft gehen außerdem mit einer hohen Jungtiersterblichkeit einher. [3] Auch die häufigen Transfers zu Zuchtzwecken zwischen den Zoos sind ein Stressfaktor für die Tiere. [5]
PETAs Motto lautet in Teilen: Tiere sind nicht dazu da, dass sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Form von Diskriminierung, bei der Tiere aufgrund ihrer Artzugehörigkeit abgewertet werden.
[1] Stadt Karlsruhe (2023): Eisbär Lloyd verlässt Zoo Karlsruhe, online abrufbar unter: https://www.karlsruhe.de/stadt-rathaus/aktuelles/meldungen/eisbaer-lloyd-verlaesst-zoo-karlsruhe. (15.05.2023)
[2] Ostsee-Zeitung (2023): Zoo Rostock reagiert auf Peta-Kritik: Eisbär Fiete soll aus Budapester Zoo verlegt werden, online abrufbar unter; https://www.ostsee-zeitung.de/lokales/rostock/zoo-rostock-eisbaer-fiete-soll-aus-dem-budapester-zoo-verlegt-werden-R7FADIBERRFSTAMDQDVQ7EQJS4.html. (15.05.2023)
[3] Clubb, R. & Mason, G. (2003). Animal Welfare: Captivity effects on wide-ranging carnivores, Nature, online abrufbar unter: https://www.nature.com/articles/425473a. (03.05.2023)
[4] Klages, R. (2018): Eisbären gehören nicht in Zoos. In: Der Tagesspiegel, online abrufbar unter: https://www.tagesspiegel.de/wissen/tierschutz-eisbaeren-gehoeren-nicht-in-zoos/20917616.html. (03.05.2023)
[5] Stephan, U. (2006): Dissertation: Untersuchungen an Eisbären in europäischen zoologischen Gärten: Verhalten und Veränderungen von Stresshormon-Konzentrationen unter Berücksichtigung der Gehegegröße und Gruppenzusammensetzung, online abrufbar unter: https://d-nb.info/1003448658/34. (04.05.2023)
Vergangene Woche veröffentlichte PETA Aufnahmen von Eisbär Fiete im Budapester Zoo. Er wirkt abgemagert und zeigt stereotypes Verhalten. / © PETA Deutschland e.V.
Dieses und ein weiteres Motiv stehen hier für die redaktionelle Berichterstattung zum Download bereit.
Weitere Informationen:
PETA.de/Eisbär-Fiete-Ungarn
PETA.de/Themen/Eisbären-Zoo
PETA.de/Aktiv/Eisbären-Zoo-Petition
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Chiara Reutter, +49 711 860591-532, [email protected]
https://wertheimerportal.de/faktencheck-tauben-sind-keine-ratten-der-luefte/