Vizemarschall Rabczenko: „Der Kulturpreis Schlesien steht für eine fast 50-jährige Geschichte des Dialogs, der Begegnungen, der Verständigung und der Versöhnung. Er ist eine Geschichte der Anerkennung der Leistungen derjenigen, die durch die Pflege schlesischer Traditionen, die Bewahrung des materiellen und immateriellen Kulturerbes Schlesiens oder durch die Schaffung neuer Werke das Schlesische in Kunst und Wissenschaft erhalten und aus ihrem eigenen Reichtum zu diesem Erbe beitragen.
Die Niedersächsische Ministerin für Inneres und Sport, Daniela Behrens, hat heute Vormittag (21.09.2024) den 48. Kulturpreis Schlesien des Landes Niedersachsen im Staatstheater Braunschweig verliehen. Vor rund 300 Gästen würdigte die Veranstaltung nicht nur herausragende kulturelle Leistungen, sondern diente auch als Plattform für interkulturellen Austausch. Aufgrund der dramatischen Hochwasserlage, von der aktuell große Teile Polens massiv betroffen sind, hatte die schlesische Delegation ihre Teilnahme an der Preisverleihung kurzfristig absagen müssen.
In ihrer Festrede betonte Ministerin Behrens: „Es ist sehr bedauerlich, dass unsere Freunde aus Schlesien aufgrund der Hochwasserlage heute nicht vor Ort dabei sein können. Unsere Gedanken sind bei allen vom Hochwasser Betroffenen. Wir wünschen ihnen und allen Einsatzkräften viel Kraft und Durchhaltevermögen! Der Kulturpreis Schlesien steht auch in schweren Zeiten symbolisch für unser Gemeinschaftsgefühl und den interkulturellen Dialog. Er zeigt, dass Kunst und Kultur großartige Instrumente dafür sind, Brücken zu bauen, Vorurteile abzubauen und Menschen zusammenzubringen. Die Preisträgerinnen und Preisträger sind Botschafter einer grenzüberschreitenden, gesamteuropäischen Kulturlandschaft. Durch ihren unermüdlichen Einsatz für ihre Sache und die Kultur bewahren sie das reiche kulturelle Erbe Schlesiens und erneuern es. Denn Kultur ist weit mehr als nur ästhetischer Genuss oder Unterhaltung, sie spiegelt unsere Gesellschaft, ihre Identität und ihre Werte wider. Gerade in Zeiten von Spannungen und Herausforderungen kommt ihr die bedeutende Rolle zu, Räume für interkulturelle Auseinandersetzung zu schaffen und gegenseitigen Respekt zu fördern.“
Vizemarschall Rabczenko: „Ich bin dankbar, dass der Kulturpreis Schlesien weiterhin auf großes Interesse stößt, seine Formel weiterentwickelt wird und immer neue Preisträgerinnen und Preisträger in die Familie der Freunde des Preises aufgenommen werden. Gemeinsam werden wir in der niederschlesisch-niedersächsischen Partnerschaft diese wunderbare Tradition weiterhin mit Engagement fortsetzen und sie an die Bedürfnisse der heutigen Zeit anpassen.“
Die Preisträgerinnen und Preisträger im Kurz-Portrait:
Hauptpreisträgerin: Prof. Dr. habil. Ewa Sabine Chojecka
Prof. Dr. habil. Ewa Sabine Chojecka ist eine angesehene polnische Kunsthistorikerin, die für ihre wegweisenden Beiträge zur schlesischen Kunstgeschichte ausgezeichnet wurde. Ihre Forschungen und Publikationen, die stets im gesamteuropäischen Kontext verankert sind, haben das Verständnis für die kulturelle Vielfalt der Region erheblich erweitert. Chojecka, geboren 1933 in Bielsko-Biała, war von 1977 bis 2003 Inhaberin des von ihr gegründeten Lehrstuhls für Kunstgeschichte an der Schlesischen Universität in Katowice.
Sie ist bekannt für ihre detaillierten Studien zur Architektur und Kunst Schlesiens, die dabei die komplexen historischen und sozialen Zusammenhänge der Region beleuchten. Zudem spielte sie eine entscheidende Rolle bei der Neukonzeption des Schlesischen Museums in Katowice mit und kuratierte dort 1993 die als Kulturereignis des Jahres ausgezeichnete Ausstellung „Protestantische Kunst in Oberschlesien“. Sie ist Mitbegründerin des Arbeitskreises deutscher und polnischer Kunsthistoriker und Denkmalpfleger sowie des Oberschlesischen Bundes, einer Organisation zur Vermittlung oberschlesischer Kultur. Ihre zahlreichen Auszeichnungen, darunter das Verdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik Deutschland, der Orden Polonia Restituta und der Karol-Miarka-Preis, unterstreichen ihre bedeutenden Beiträge zur Kunstgeschichte und zum kulturellen Erbe Schlesiens.
Hauptpreisträgerin: Nicola Remig
Die deutsche Leiterin des Dokumentations- und Informationszentrums im HAUS SCHLESIEN in Königswinter, Nicola Remig, wurde für ihr langjähriges Engagement um die Bewahrung und Vermittlung schlesischer Kultur geehrt. Seit ihrer Übernahme der Leitung im Jahr 2007 hat sie das Zentrum zu einer wichtigen Institution für die deutsch-polnische Verständigung ausgebaut. Unter ihrer Leitung wurden zahlreiche Ausstellungen, Vorträge und Publikationen realisiert, die das vielfältige kulturelle Erbe Schlesiens sowohl einem breiten Publikum als auch Fachleuten zugänglich machen.
Neben ihrer Tätigkeit im HAUS SCHLESIEN engagiert sich Nicola Remig in verschiedenen interkulturellen Projekten, die den deutsch-polnischen Dialog fördern. Ihr unermüdlicher Einsatz, ihre wissenschaftliche Expertise und ihre Fähigkeit, Brücken zwischen Kulturen zu bauen, machen sie zu einer herausragenden Botschafterin der schlesischen Kultur.
Sonderpreisträger: Förderverein für junge Musiker aus Deutschland und Polen e. V.
Der Förderverein für junge Musiker aus Deutschland und Polen e. V. hat mehrere bemerkenswerte Projekte zur Förderung junger Talente und zur Stärkung der deutsch-polnischen kulturellen Beziehungen umgesetzt. Ein zentrales Projekt des Vereins ist das „Deutsch-Polnische Musikfestival“, bei dem über 100 Musikerinnen und Musiker aus beiden Ländern zusammenkommen, um gemeinsam zu musizieren und sich auszutauschen. Dieses Festival bietet nicht nur eine Plattform für musikalische Darbietungen, sondern wird auch durch Vorträge von Persönlichkeiten aus Kultur, Bildung und Politik ergänzt. Als weiteres bedeutendes Projekt stehen die deutsch-polnischen Musikkurse, die jungen Menschen die Möglichkeit geben, ihre musikalischen Fähigkeiten in einem internationalen Umfeld zu entwickeln und gleichzeitig kulturelle Brücken zu bauen. Diese Initiativen verdeutlichen das große Engagement des Vereins für die Förderung junger Musiker und die Stärkung der kulturellen Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Polen.
Sonderpreisträgerin: Gemeinde Stoszowice
Die Gemeinde Stoszowice erhält einen Sonderpreis für ihr vorbildliches Engagement um den Begegnungsort „Festung Silberberg“. Die historische Anlage hat sich zu einem bedeutenden Zentrum für deutsch-polnische Begegnungen entwickelt. Regelmäßig finden hier kulturelle Veranstaltungen statt, die nicht nur die Freundschaft zwischen beiden Nationen stärken, sondern auch die facettenreiche Geschichte der Region lebendig vermitteln. Durch die Aktivitäten der Gemeinde Stoszowice wird das gemeinsame europäische Kulturerbe bewahrt und ein Beitrag zur Völkerverständigung geleistet.
Hintergrundinformationen zum Kulturpreis Schlesien:
Der Kulturpreis Schlesien des Landes Niedersachsen wird seit 1977 verliehen. In Niedersachsen hatten besonders viele deutsche Schlesierinnen und Schlesier, die nach dem Zweiten Weltkrieg ihre Heimat verlassen mussten, Aufnahme gefunden und wesentlich zum Wiederaufbau des Landes beigetragen. Daher stiftete die Niedersächsische Landesregierung diesen Preis als Zeichen der Verbundenheit des Landes mit den in der Bundesrepublik Deutschland lebenden Schlesierinnen und Schlesiern.
Für weitere Informationen besuchen Sie bitte unsere Webseite: Kulturpreis Schlesien.
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