Gemeinsame Pressemitteilung der Staatsanwaltschaft Heilbronn und des Polizeipräsidiums Heilbronn vom 04.12.2020
Heilbronn / Izmir (Türkei): Großer Ermittlungserfolg durch internationale Zusammenarbeit im Kampf gegen mehrere Mitglieder einer Trickbetrügerbande – behördenübergreifende Zusammenarbeit zeigt Wirkung
Seit Jahren ist die Anzahl von Betrugsdelikten zum Nachteil älterer Mitbürger bundesweit stark angestiegen. Insbesondere seit dem Jahr 2016 mehren sich Telefonbetrugsfälle mit der Betrugsmasche „Falsche Polizeibeamte“ und „Enkeltrick“ stetig. Ein signifikanter Anstieg war hierbei von 2017 auf 2018 festzustellen.
Für den Bereich „Falsche Polizeibeamte“ wurden 2017 mehr als 1950 Fälle angezeigt. 2018 stieg die Anzahl auf über 7250 Fälle. Dies entspricht einer Steigerung von über 270 Prozent. Dadurch richteten die als Polizisten ausgegebenen Betrüger in Baden-Württemberg einen Schaden von circa 6,8 Millionen Euro an.
Die Staatsanwaltschaft Heilbronn und das Polizeipräsidium Heilbronn haben frühzeitig auf diese eklatante Fallsteigerung reagiert und gegen Ende des Jahres 2018 die Ermittlungsgruppe „Flic“ beim Polizeipräsidium Heilbronn eingerichtet. In einem ersten Verfahren konnten 2018 im Rahmen aufwändiger Ermittlungsarbeit 20 Tatverdächtige identifiziert werden, die als Bande arbeitsteilig und hochprofessionell zusammenwirkten, um Betrugsdelikte zum Nachteil älterer Menschen mit dem Modus Operandi „Falsche Polizeibeamte“ zu begehen. Wir berichteten am 18.02.2019 (https://www.presseportal.de/blaulicht/pm/110971/4195956).
In einem weiteren Ermittlungskomplex konnten durch die Ermittlungsgruppe „Flic“ mittels umfangreicher Ermittlungs-maßnahmen 16 vollendete Straftaten mit dem Modus Operandi „Falsche Polizeibeamte“ mit bundesweiten Tatorten geklärt werden. Der durch die ermittelten Täter angerichtete Vermögensschaden beträgt bundesweit über 895.000 Euro, für den Bereich des Polizeipräsidiums Heilbronn über 292.000 Euro. Insgesamt konnten während des Verfahrens acht Beschuldigte ermittelt werden. Im Rahmen der Zusammenarbeit mit dem Polizeipräsidium München und dem Landeskriminalamt Düsseldorf wurden zusätzlich die Hintermänner der Gruppierung im Ausland identifiziert. Die Köpfe der Gruppierung können der sogenannten „Organisierten-Kriminalität“ zugeordnet werden und agierten in mehreren europäischen Ländern. Die betriebenen Call-Center, von denen aus die Betrugsanrufe durchgeführt werden, befinden sich, wie die Hintermänner, in der Türkei.
Jetzt ist es der Polizei in Izmir gelungen, einen bedeutenden Schlag gegen das Call-Center und dessen Führung zu landen. Durch eine länderübergreifende Zusammenarbeit konnten letztendlich Ermittlungen der türkischen Behörden initiiert und unterstützt werden. Bei einer Razzia in Izmir (Türkei) wurden laut türkischen Medienberichten Anfang dieser Woche 31 Tatverdächtige festgenommen. Darunter sollen sich auch führende Köpfe der Organisation befunden haben. Zudem wurden den Berichten zufolge 48 Wohnungen und Geschäftsräume durchsucht. Hierbei sind Bargeld in Höhe von 1,5 Millionen Euro und 200.000 US-Dollar, sowie circa fünf Kilogramm Gold, mehrere Armbanduhren und illegale Schusswaffen sichergestellt worden. Ebenfalls sollen die türkischen Behörden Fahrzeuge, Firmenanteile und Immobilien beschlagnahmt haben. Die sichergestellten Vermögenswerte belaufen sich laut türkischen Medienangaben auf circa 50 Millionen Euro.
Momentan ist bei dem Landgericht Heilbronn ein weiteres Mitglied der Gruppierung angeklagt. Die Frau war nach Aufnahme der Ermittlungen für nahezu ein Jahr im Ausland untergetaucht und konnte schließlich in Bulgarien festgenommen und an die deutschen Behörden überstellt werden. Während der Taten und auf der Flucht wurde sie teilweise durch ihre ebenfalls angeklagte Mutter unterstützt.
Exemplarisch ist ein durch die Ermittlungsgruppe „Flic“ geklärter Fall. Eine Seniorin aus Süddeutschland wurde durch die bandenmäßige Gruppierung über fast drei Monate kontaktiert und schließlich dazu gebracht, den Tätern, im Glauben, es handle sich um Polizeibeamte, insgesamt fünf Kilo Gold auszuhändigen. Die „Sicherstellung“ des Goldes wurde durch die Täter mit Hilfe eines angeblichen Schreibens des Bundeskriminalamtes bestätigt, um die Geschädigte von einer zeitnahen Anzeigeerstattung abzuhalten.
Die Schilderung zeigt, dass die Täter entgegen ihren Vorstellungen auch im Ausland nicht sicher vor Strafverfolgung sind. Engagierte Ermittlungen mit hervorragendem Zusammenwirken zwischen den beteiligten Staatsanwaltschaften und Polizeidienststellen, sowie landes- beziehungsweise staatenübergreifende Zusammenarbeit der beteiligten Dienststellen in München und Heilbronn sowie den türkischen Behörden führte vorliegend zu einem herausragenden Erfolg.
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Original Quelle Presseportal.de
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