Osnabrück (ots)
Trotz sinkender Zahlen: Patientenschützer fordern mehr Schutz für vulnerable Gruppe
Brysch beklagt „tödliche Ketteninfektionen“ in Heimen – Kritik an „Booster-Appell“ von Gesundheitsminister Lauterbach
Osnabrück. Trotz sinkender Corona-Zahlen fordern Patientenschützer mehr Schutz für vulnerable Gruppen. „Es ist ein großer Fehler, Ketteninfektionen einfach durch die Einrichtungen laufen zu lassen. Das endet viel zu oft tödlich, selbst bei geboosterten Personen“, sagte Eugen Brysch, Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, im Interview mit der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (NOZ). Um Leben zu retten sei es notwendig, Infizierte und Nichtinfizierte räumlich zu trennen. „Hier braucht es Ausweichquartiere und zusätzliches, externes Personal. Doch bis heute gibt es nirgendwo medizinisch-pflegerische Taskforces, um das zu leisten.“
Auch um das Virus aus Einrichtungen herauszuhalten, werde noch immer viel zu wenig getan. „Ein konsequentes Testregime für Mitarbeiter wäre sehr effizient. Davon wollen die Landesregierungen nichts wissen. Vielmehr wird das Impfen immer als der einzige Weg aus der Pandemie verkauft“, sagte Brysch. Dabei zeige sich seit vielen Wochen, dass Impfen bei Omikron eben nicht ausreiche und die Hochrisikogruppe trotzdem hart treffe.
Vor diesem Hintergrund kritisierte Brysch auch den Appell von Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) an alle ab 60 Jahren, sich zum zweiten Mal boostern zu lassen: „Auf Basis der derzeitigen Fakten ist dazu keine seriöse Einschätzung möglich. Anstelle hier politisch Druck zu machen, sollten sich Betroffene mit ihrem Arzt beraten, ob für sie ein zweiter Booster wirklich sinnvoll ist“, wandte sich der Patientenschützer gegen Lauterbach. „Das kann nur in der Praxis entschieden werden und nicht am Tisch des Ministers. Kontraproduktiv ist hier das Argument, zahlreiche Impfdosen müssten sonst vernichtet werden.“ Lauterbach scheine „die Skepsis der deutschen Virologen zum zweiten Booster nicht besonders ernst zu nehmen.“
Obwohl die Inzidenzen seit einigen Tagen sinken, sei für die vulnerablen Gruppen noch keine Entspannung abzusehen, erklärte Brysch weiter. „Täglich sterben Hunderte, mehr als tausend Menschen jede Woche! Und es trifft vor allem jene in Pflegeheimen oder Bedürftige, die zu Hause leben und dort von ambulanten Pflegediensten versorgt werden“, sagte der Patientenschützer. „Mein verheerender Eindruck: Wir haben uns an die schrecklichen Zahlen gewöhnt.“
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