Köln. (ots)
Angesichts des Verdachts auf falsche eidesstattliche Versicherungen hat der Kölner Kardinal Rainer Woelki seine Angaben zum Informationsfluss im Missbrauchsfall des ehemaligen „Sternsinger“-Präsidenten Winfried Pilz um neue Details ergänzt. Am 24. Juni habe er in seiner Corona-Quarantäne eine Mail des damaligen Generalvikars Markus Hofmann erhalten. Darin habe Hofmann angekündigt, dass es „am folgenden Wochenende zum Fall Pilz ein sogenanntes Proclamandum geben werde“. Mit einer solchen Kanzelerklärung wird im Erzbistum über die Vorwürfe informiert. Dies sei die erste Gelegenheit gewesen, bei der er von einschlägigen Vorwürfen gegen Pilz erfahren habe, so der Erzbischof. Die zweite Information erhielt Woelki nach eigenen Angaben am 27. Juni, als ihn ein Mitarbeiter der Interventionsstelle auf ein Gespräch mit einem „mutmaßlich Betroffenen“ im Fall Pilz vorbereiten sollte. Der Betroffene sei dann aber nicht gekommen, „weil er dachte, ich sei noch immer durch Corona an dem Treffen gehindert“.
Verschiedene Medienberichte legen den Verdacht nahe, dass Woelki nicht erst in diesem Juni Kenntnis vom Fall Pilz erhielt, sondern bereits im Mai, wenn nicht noch früher. Woelki hat dies in einem Rechtsstreit mit der „Bild“-Zeitung und dem Münsteraner Kirchenrechtler Thomas Schüller bestritten. Hierzu gingen unterdessen bei der Kölner Staatsanwaltschaft Strafanzeigen wegen des Verdachts auf falsche eidesstattliche Versicherungen ein. Ein unter Woelkis Vorgänger Joachim Meisner in Gang gesetztes kirchliches Verfahren mit Sanktionen gegen Pilz war vom Erzbistum pflichtwidrig erst 2022 an das Bistum Dresden-Meißen gemeldet worden, wo der Geistliche bis zu seinem Tod 2019 lebte.
„Der Vorgang war 2014 unter Kardinal Meisner abgeschlossen“, erklärte Woelki zu seiner Verantwortung. „Zu keinem Zeitpunkt danach ist jemand zu mir gekommen, der mir gesagt hätte, dass Handlungsbedarf bestünde“.
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