Berlin (ots)
Als Joe Biden 1972 mit 29 Jahren erstmals US-Senator werden wollte, kritisierte er seinen Kontrahenten vor allem aus einem Grund: Der sei mit 63 viel zu alt und wisse nicht mehr, was die Menschen so beschäftigt. Nun ist Biden selbst 80. Am Puls der Zeit ist der US-Präsident sicher nicht mehr: weder bei den Interessen der Generationen X bis Z noch in Sachen progressiver linker Politik. Dennoch hat er derzeit gute Chancen auf eine Wiederwahl. Und auch das hat nur einen Grund: Sein Gegner wird wohl wieder Donald Trump sein.
Den konnte Biden vor drei Jahren aus dem Amt jagen, weil die Bürger ihren ebenso peinlichen wie kriminellen Präsidenten satthatten. Da Trump aber weiter seine Stammwähler und die republikanische Partei im Griff hat und die weder nach dem Sturm aufs Kapitol noch im sicheren Wissen um mehrere Anklagen vor Gericht von Trump abrücken, dürfte der wichtigste Grund für eine Wahl Bidens beim Rest der Bevölkerung noch immer Bestand haben. Das weiß auch der alte Mann im Weißen Haus: „Als ich vor vier Jahren meine Kandidatur bekannt gab, sagte ich, dass wir uns im Kampf um die Seele Amerikas befänden. Und das sind wir noch immer“, so Biden am Dienstag im Bewerbungsvideo.
Da Trump nur vier Jahre jünger als Biden ist, wird das Alter im Wahlkampf zwar eine Rolle spielen, aber nicht entscheidend sein. Ihr Kreuz setzen die Menschen in knapp 19 Monaten eher wegen ihrer Angst um Arbeitsplätze, vor Amokläufen oder Geflüchteten. Zwei Dinge aber sind klar: Einen Charakterwettstreit mit Trump oder Floridas Gouverneur Ron DeSantis muss Biden nicht fürchten. Genauso wenig wie Konkurrenz innerhalb der Demokraten, schon gar keine von links: Bernie Sanders weiß nicht mal, ob er zur Wiederwahl als Senator antritt. Er ist ja auch schon 81.
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