Berlin (ots)
Noch ist nicht völlig klar, wie der Kachowka-Staudamm zerstört wurde. Doch fest steht schon, dass mit diesem Kriegsverbrechen eine neue Dimension ziviler Schäden im Ukrainekrieg erreicht ist – mit Verwüstungen an Häusern, Infrastruktur und Umwelt.
So wirft die Katastrophe ein Schlaglicht auf ein Problem, das im Westen noch unterschätzt wird: Die Ukraine mit Waffenhilfe zu unterstützen, ist eines. Aber wenn der Krieg beendet ist, beginnt die Herkulesaufgabe des Wiederaufbaus, die die Ukraine niemals allein bewältigen kann.
Schon jetzt werden die Kriegsschäden auf 500 bis 1000 Milliarden Euro geschätzt. Es wäre nur gerecht, Russland später dafür zur Kasse zu bitten. Aber Putin oder ein Nachfolger wird kaum eine solche militärische Niederlage erleiden, dass er sich auf Reparationszahlungen einlassen müsste.
Moralisch gut begründet wäre zwar, das in westlichen Staaten beschlagnahmte russische Staatsvermögen von etwa 300 Milliarden Euro zur Wiedergutmachung an die Ukraine auszuzahlen. Aber die Zweifel, dass dies mit internationalem Recht vereinbar wäre, wiegen schwer.
So oder so: Die internationale Gemeinschaft wird sich an den Kosten des Wiederaufbaus beteiligen müssen. Der EU fällt dabei unweigerlich die Führungsrolle zu, schon weil sie die Ukraine als Mitglied aufnehmen will. Es wäre hilfreich, wenn sich das vereinte Europa jetzt deutlicher zu diesem Jahrhundertprojekt des Wiederaufbaus bekennen würde.
Die EU-Bürger müssen wissen, was an Lasten auf sie zukommt. Und die Ukrainer brauchen Zuversicht für ihren Kampf gegen Russland. Es geht um ein Werk für Generationen, aber vorbereitet werden muss es jetzt.
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