47. Verleihung des Kulturpreises Schlesien: Seit mehr als 45 Jahren eine Brücke der Kultur und Verbundenheit zwischen Niedersachsen und Niederschlesien

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Die Niedersächsische Ministerin für Inneres und Sport, Daniela Behrens, hat gemeinsam mit dem Vizemarschall der Woiwodschaft Niederschlesien, Krzysztof Maj, gestern (07.10.2023) den 47. Kulturpreis Schlesien des Landes Niedersachsen verliehen. Die diesjährige feierliche Auszeichnung der Preisträgerin und Preisträger fand im Nationalen Forum für Musik in Breslau vor rund 900 Gästen statt. In ihrer Rede hob Innenministerin Behrens angesichts des in der Ukraine weiter tobenden Angriffskrieg Putins, die enorme Relevanz einer Verbindung schaffenden und auch von kulturellen Werten geprägten deutsch-polnischen Beziehung hervor.

Ministerin Behrens sagte: „Der Kulturpreis Schlesien steht sinnbildlich für den Austausch, den Wunsch nach Frieden und für die Gemeinsamkeiten in Europa! Mit dem Kulturpreis Schlesien haben wir 1977, vor mehr als 45 Jahren, einen Anlass geschaffen, der symbolisch für die Verbundenheit und Freundschaft, aber auch für die Aussöhnung und Verständigung der Woiwodschaft Niederschlesien mit dem Land Niedersachsen steht. Der entscheidende Faktor dabei sind die Menschen, die wir jährlich mit dem Kulturpreis Schlesien auszeichnen. Sie bauen diese Brücken mit viel Engagement und Herzblut! Ihre Bücher, ihre Musik, ihr oft ehrenamtliches und hochengagiertes Wirken im Sinne unserer Gemeinsamkeiten sind der Kitt eines friedlichen und verbundenen Europas. Jedes verbindende Element ist gerade in diesen unsicheren Zeiten von besonderer Bedeutung.“

Vizemarschall Maj sagte: „Der Oktober – für uns ein Festmonat – ist eine Zeit, in der wir uns Fragen nach unserer regionalen Identität stellen. Wer sind wir? Wer ist ein Niederschlesier, eine Niederschlesierin? Welche Werte sind für uns am wichtigsten? Sind wir hauptsächlich von der Vergangenheit geprägt, oder blicken wir eher in die Zukunft? Diese Suche nach regionaler Identität ist für uns entscheidend und dieser Preis ist ein wichtiger Teil davon. Wir wissen eines: Die deutsche Geschichte unserer Region wurde nach dem Krieg durch das Schicksal von Polen aus vielen verschiedenen Regionen Europas, aber auch von Griechen, Serben, Lemken, Ukrainern und vielen anderen ergänzt. Das macht die Menschen in Niederschlesien offen, freundlich und tolerant.

Mit Blick auf den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine sagte Ministerin Behrens: „Millionen Ukrainerinnen und Ukrainer haben seit dem 24. Februar 2022 ihre Heimat und ihr altbewährtes Leben aufgeben müssen. Viele von ihnen finden nun dort Zuflucht, wo nach dem 2. Weltkrieg ebenfalls unzählige Menschen alles verloren haben – hier bei ihnen – hier in Polen. Ich kann mir kaum vorstellen, welche tiefen Wunden der furchterregende Krieg in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft auch bei Ihnen aufreißen muss. Sie, meine Damen und Herren, wissen, wie Brücken gebaut werden und wie stark eine Gemeinschaft sein kann. Die große Aufnahmebereitschaft und kompromisslose Hilfe der Polinnen und Polen für die vertriebenen und geflüchteten Menschen zeigt ganz deutlich: Zusammen sind wir stärker – stärker als der Hass und die Gewalt! Wir als Europäerinnen und Europäer werden diese grausame Zeit gemeinsam meistern und den Ukrainerinnen und Ukrainern eine Zukunft bieten.“

Die Preisträger und die Preisträgerin im Kurz-Portrait:

Hauptpreisträger: Dr. Marek Krajewski

Dr. Marek Krajewski ist ein polnischer Schriftsteller. Bekannt wurde der Autor durch seine Kriminalromane, deren Handlungen im deutschen Breslau bis 1945 spielen. Bisher sind neun Bücher auf Polnisch erschienen, sechs davon wurden ins Deutsche übersetzt. Krajewski verbindet stilistische Elemente des Schauerromans mit denen des Krimis. Im Januar 2006 erhielt er u. a. den von der polnischen Wochenzeitung „Polityka“ vergebenen Literaturpreis Paszport Polityki. Zudem wurde Krajewski mit der silbernen Gloria-Artis-Medaille für kulturelle Verdienste, dem Ehrenabzeichen Grato Animo von Wratislavia und der Medaille zum hundertjährigen Jubiläum der wiedergewonnenen Unabhängigkeit ausgezeichnet. Darüber hinaus erhielt der Autor zahlreiche renommierte Kulturpreise, darunter den deutschen Georg-Dehio-Buchpreis und den SILESIA-Kulturpreis.

Hauptpreisträger: Dr. Matthias von Hülsen

Dr. Matthias von Hülsen ist ein deutscher Mediziner. 1985 gründete er das Schleswig-Holstein Musik Festival und prägte dieses als Vorstandsmitglied bis 1994 maßgeblich mit. 1990 gründete er zudem die Festspiele Mecklenburg-Vorpommern und hatte bis 2013 eine Leitungsfunktion inne. Hierfür wurde von Hülsen 2010 mit dem Europäischen Kultur-Projekt-Preis ausgezeichnet. 2013 gründete er zusammen mit der deutschen Violinistin Viviane Hagner das internationale Kammermusik-Festival Krzyżowa-Music. Von Hülsen erhielt sowohl den Verdienstorden des Landes Mecklenburg-Vorpommern als auch das Bundesverdienstkreuz am Bande.

Sonderpreisträgerin: Karolina Kuszyk

Karolina Kuszyk ist eine polnische Autorin und Übersetzerin. Sie arbeitete u. a. bei ZEIT ONLINE, Deutschlandfunk Kultur, Tagesspiegel Berlin, Tygodnik Powszechny, Le Monde Diplomatique Polska, Notes Wydawniczy und dem Goethe Institut Warschau. Seit 2010 ist Kuszyk Trainerin für interkulturelle Kompetenzen im deutsch-polnischen Berufskontext und bis 2012 hat sie mit dem osteuropäischen Nachrichtenportal n-ost e.V. und der Bundeszentrale für politische Bildung zusammengearbeitet. Von 2014 bis 2017 war Kuszyk Lehrbeauftragte an der Kulturwissenschaftlichen Fakultät der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder). Seit 2023 arbeitet sie als Vermittlerin im Dokumentationszentrum Flucht, Vertreibung, Versöhnung in Berlin. Für ihre Arbeit als Autorin wurde sie u. a. mit dem Arthur-Kronthal-Preis, dem Liegnitzer Buch des Jahres und dem Literaturfest-Preis Meißen ausgezeichnet.

Weitere Informationen zu der Preisträgerin und den Preisträgern 2023 sowie zum Kulturpreis Schlesien im Allgemeinen finden Sie in der diesjährigen Festschrift „Kulturpreis Schlesien 2023“.

Hintergrundinformationen zum Kulturpreis Schlesien:

Der Kulturpreis Schlesien des Landes Niedersachsen wird seit 1977 verliehen. In Niedersachsen hatten besonders viele deutsche Schlesierinnen und Schlesier, die nach dem Zweiten Weltkrieg ihre Heimat verlassen mussten, Aufnahme gefunden und wesentlich zum Wiederaufbau des Landes beigetragen. Daher hatte die Niedersächsische Landesregierung seinerzeit diesen Preis gestiftet als Zeichen der Verbundenheit des Landes Niedersachsen mit den in der Bundesrepublik Deutschland lebenden Schlesierinnen und Schlesiern.

Mit dem Preis sollten die Leistungen solcher Kunstschaffenden gewürdigt werden, die entweder selbst aus Schlesien stammen oder deren auszuzeichnendes Werk Bezüge zu Schlesien aufweist. Gegenstand der Preisverleihung waren hervorragende Einzel- oder Gesamtleistungen auf dem Gebiet der Literatur, der bildenden Kunst und der Musik.

Seit 1991 hat sich die Niedersächsische Landesregierung, getragen von dem Gedanken der Versöhnung und Aussöhnung zwischen Deutschland und Polen, das geänderte Ziel gesetzt, mit der Verleihung des Kulturpreises Schlesien zur gemeinsamen Pflege und Weiterentwicklung des Kulturguts Schlesien und des Kulturschaffens der Schlesierinnen und Schlesier beizutragen.

Seitdem können auch polnische Künstlerinnen und Künstler, die in Schlesien wohnen, den Preis für hervorragende Leistungen auf dem Gebiet der Literatur, der bildenden Kunst und der Musik erhalten. Außerdem kann der Preis für besondere Verdienste um die Erhaltung, Weiterentwicklung und Verbreitung des Kulturguts Schlesiens vergeben werden. Mit dieser Neuausrichtung wurde die Erwartung verbunden, dass die öffentliche Ehrung von Preisträgerinnen und Preisträgern aus Deutschland und Polen die Begegnung von Menschen ermöglicht, die durch ihre Herkunft oder ihr Schaffen der europäischen Kulturlandschaft Schlesien verbunden sind.

Der Kulturpreis Schlesien besteht aus zwei gleichwertigen Hauptpreisen, die mit je 4.000 Euro dotiert sind. Zusätzlich wurde in diesem Jahr ein Sonderpreis mit 3.000 Euro verliehen.

Quelle : Niedersachsen.de

Bilder: Titel Symbolbilder Niedersachsen by Pixabay.com / Niedersachsen.de

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