Frankfurt (ots)
Mario Draghi steht kurz vor dem Ende seiner Amtszeit. Er, der als EZB-Präsident Italien in der Euro-Krise schon einmal gerettet hatte. Er, der das Land so vorbildlich durch die Pandemie führte, dass andere EU-Staaten sein Modell kopierten. Er, der überfällige Reformen anpackte und das instabile Italien als vollwertigen Partner auf das internationale Parkett zurückführte. Was unerklärlich scheint, hat einen niederschmetternden Grund. Draghi war in Rom mit Parteien konfrontiert, die sich seit Jahrzehnten nicht um das Gemeinwohl, sondern um ihre meist kurzfristigen Interessen kümmern. Letztlich wurden Draghis Reformen von allen Parteien nur mit großem Widerwillen mitgetragen, wenn überhaupt. Der Reformstau hat Folgen: Italien ist das einzige Land Europas, in dem die Reallöhne verglichen mit 1995 geschrumpft sind. Draghi wollte sein Land vorwärtsbringen, und er musste feststellen, dass das Parlament seine Reformen gar nicht will. Italien steht, wieder einmal, am Abgrund.
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