bpb: Bundeszentrale für politische Bildung
Bonn (ots)
Seit 1996 wird in Deutschland am 27. Januar der Opfer des Nationalsozialismus gedacht. Die offizielle Gedenkstunde im Bundestag wird dieses Jahr am 31. Januar stattfinden. Dabei werden zwei Gastredner das Gedenken mitgestalten: die Holocaust-Überlebende Eva Szepesi und der Sportjournalist Marcel Reif, dessen Vater seinerzeit dem Konzentrationslager nur knapp entgangen ist. Mit Marcel Reif sprach die drehscheibe, das Magazin für Lokaljournalisten der Bundeszentrale für politische Bildung/bpb, vorab im drehmoment, dem drehscheibe-Podcast.
Reif räumt ein, dass er zunächst skeptisch gewesen sei, im Bundestag zu reden. „Mein Vater wollte nicht über seine Erfahrungen sprechen, wie komme ich dazu, mich plötzlich als sein Sprachrohr zu gerieren?“ Doch Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) habe ihn dann im persönlichen Gespräch davon überzeugt, wie wichtig auch die Stimmen der Nachfolge-Generation seien. „Wenn ich etwas dazu beitragen kann, dass ‚Nie Wieder‘ nicht nur ein Appell ist, sondern unverrückbare, konkrete gelebte Wirklichkeit, dann muss ich und werde ich und will ich das tun“
Antisemitismus und Israelkritik
„Dass ich in Deutschland noch mal erleben muss, dass wir über Antisemitismus sprechen müssen, damit habe ich unfassbare Mühe. Mein Vater müsste im Grab rotieren“, sagt der bekannte Sportjournalist. Nach dem Hamas-Massaker habe „der Rechtssaat an manchen Stellen nicht gut funktioniert“, findet Reif. Ihm tue „jeder tote Palästinenser genauso weh wie ein getöteter Israeli“. Man dürfe aber nicht Kritik an Israel „in Antisemitismus abgleiten lassen“.
Reif über Antisemitismus im Sport
Zu den antisemitischen Vorgängen im Sport meint Marcel Reif: „Wenn ein jüdischer Verein seinen Spielbetrieb einstellen muss: Wo sind wir dann?“ Er betont: „Das ist eine Katastrophe für Deutschland. (…) Dieser Staat hat eine Verpflichtung, die Sicherheit seiner Bürger zu gewährleisten.“
Demokratie in Gefahr?
„Die Diskussionskultur hat großen Schaden genommen“, konstatiert Reif. Er beobachtet ein „selbstzerstörerisches, vergiftetes Klima“ und meint: „Diskutieren geht gar nicht mehr.“ Vieles entwickle sich „ins Extreme“. Aber: „Antisemitismus ist keine Gesprächsgrundlage.“
„Es entsetzt mich, in welchem Zustand sich dieses Land präsentiert hat in letzter Zeit, aber ich bin nicht völlig hoffnungslos.“ Ein positives Zeichen sieht er in den jüngsten Demonstrationen zur Verteidigung der Demokratie. Aber das werde nicht reichen. „Jeder einzelne von uns muss im täglichen Leben versuchen, dagegen anzugehen.“
Lokale Berichterstattung über jüdisches Leben
Die lokale Berichterstattung über jüdisches Leben lobt Reif. Es gehe nicht darum, jeden Tag „mit Ausrufungszeichen“ auf jüdisches Leben hinzuweisen. „Dass es jüdisches Leben in dieser Stadt gibt, muss völlige Normalität sein. Es ist eher nicht normal, (…) wenn es bedroht wird und als unnormal betrachtet wird“. Reif ist davon überzeugt: „Das Lokale hat dabei eine wichtige Rolle und die wird durchaus ernst und wahr genommen““
Hier geht es zum Gespräch mit Marcel Reif:
https://www.drehscheibe.org/podcast.html
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