Das Landratsamt Main-Tauber-Kreis schafft voraussichtlich noch im August und September zwei Standorte für die vorläufige Unterbringung von Flüchtlingen in Lauda und Königshofen mit insgesamt rund 70 Plätzen. Außerdem wird ein Gebäude soweit vorbereit, dass es bei dringendem Bedarf innerhalb weniger Tage als vorübergehende Notunterkunft genutzt werden kann. Damit wird der erste Schritt des Notfallplanes der Landkreisverwaltung umgesetzt.
„Die immer stärker steigenden Zahlen von Flüchtlingen und Asylbewerbern zwingen uns zum Handeln“, erklärt Landrat Reinhard Frank. Zum einen bekomme der Landkreis durch das Land Baden-Württemberg aktuell gemäß dem gesetzlichen Verteilungsschlüssel Monat für Monat eine Rekordzahl von Flüchtlingen zugewiesen. Zum anderen sei die Situation kurzfristig noch schwieriger geworden, weil das Land in der bisherigen Polizeiakademie in Wertheim in den nächsten Monaten eine Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge (LEA) schaffen wird. „Damit ist klar, dass der Landkreis in Wertheim keine weiteren Unterkünfte für die vorläufige Unterbringung schaffen kann“, erklärt Landrat Reinhard Frank. Die vorläufige Unterbringung durch die Kreise ist die zweite Stufe bei der Unterbringung von Asylsuchenden nach der Erstaufnahme durch das Land.
Allerdings hatte der Landkreis zuletzt festgelegt, in Wertheim rund 200 Plätze für die vorläufige Unterbringung von Asylsuchenden einzurichten, unter anderem in einem Neubau auf dem Reinhardshof, im ehemaligen Eichamt sowie in Wohncontainern. „Nun ist klar, dass wir die Mehrzahl dieser Plätze kurzfristig auf andere Städte und Gemeinden im Landkreis verteilen müssen, weil Wertheim mit der Einrichtung der Erstaufnahmeeinrichtung einen ganz wichtigen und erheblichen Beitrag zur Bewältigung des Flüchtlingsstromes leisten wird“, sagt Landrat Frank. Nachdem aktuell in Bad Mergentheim bereits rund 285 und in Tauberbischofsheim rund 200 Menschen in der vorläufigen Unterbringung leben, müssten nun im nächsten Schritt die Kapazitäten in Lauda-Königshofen, der drittgrößten Kommune im Kreis, ausgebaut werden.
Der Landkreisverwaltung ist es jetzt gelungen, ganz kurzfristig zwei Standorte für Wohncontainer in Lauda-Königshofen zu akquirieren. In Königshofen werden bis Ende des Monats eingeschossige Wohncontainer für insgesamt 42 Personen auf einem Gelände an der Ganghoferstraße aufgestellt. Mit den Arbeiten zur Herrichtung des Geländes wurde bereits begonnen. Es liegt im rückwärtigen Bereich des leer stehenden Möbelhausgebäudes parallel zur Antoniusstraße und wurde angemietet. Hier wird zunächst von einer Standzeit der Wohncontainer von zwei Jahren ausgegangen.
Ebenso steht der Landkreisverwaltung die direkt angrenzende Halle eines ehemaligen Handwerksbetriebes zur Verfügung. Diese soll soweit hergerichtet werden, dass dort bei Bedarf binnen weniger Tage eine provisorische Notfallunterkunft aufgebaut werden kann. „Dies soll und wird aber nur dann zum Tragen können, wenn reguläre Unterkünfte nicht rechtzeitig fertig gestellt werden kommen oder wenn spontan höhere Zuweisungen an Flüchtlingen aufgenommen werden müssen als geplant“, erläutert Landrat Reinhard Frank. Die Notfallunterkunft mit einer Kapazität von bis zu 50 Plätzen sei in jedem Fall nur eine zeitlich begrenzte Maßnahme. Die untergebrachten Menschen müssten dann schnellstmöglich in reguläre Unterkünfte wechseln können.
Zudem steht der Landkreisverwaltung die Freifläche hinter einer Gewerbehalle am Bischofsheimer Weg in Lauda zur Verfügung. Der Bischofsheimer Weg zweigt an der Ortseinfahrt von Lauda zwischen Tankstelle und Bahndurchlass von der Hauptverkehrsstraße ab. Hier ist die Aufstellung von Wohncontainern für 30 Personen geplant und eine Inbetriebnahme im September vorgesehen. An beiden Wohncontainer-Standorten werden jeweils Doppelzimmer eingerichtet. Hinzu kommen Container mit Toiletten, Duschen, Waschmaschinen und Aufenthaltsräumen.
„Die beiden Standorte in Lauda und Königshofen befinden sich jeweils im Anschluss an Wohnbebauung bzw. am Ortsrand und bieten alle Infrastrukturangebote von Einkaufsmöglichkeiten bis ÖPNV-Anschluss in fußläufiger Nähe. Damit werden sie den Vorgaben des Flüchtlingsaufnahmegesetzes ideal gerecht“, sagt Landrat Reinhard Frank. Die Stadtverwaltung ist über die Planungen informiert, am kommenden Montag (17. August) wird Landrat Reinhard Frank die Planungen auch im Gemeinderat der Stadt Lauda-Königshofen vorstellen.
„Wir sind uns bewusst, dass wir insbesondere die Anwohner in Königshofen mit diesen Maßnahmen überraschen. Jedoch mussten wir nach der Entscheidung des Landes zur Eröffnung der LEA in Wertheim unverzüglich handeln und binnen weniger Tage alternative Standorte für die vorläufige Unterbringung von Flüchtlingen festlegen“, sagt Landrat Reinhard Frank. „Es kommt in dieser Situation nun auf jeden Tag an, damit die Unterkünfte rechtzeitig fertig werden.“ Er bitte um Verständnis und darum, offen auf die Schutz suchenden Menschen zuzugehen. Ziel sei eine bestmögliche Integration von Anfang an. Die Landkreisverwaltung hoffe, dass ihre Aktivitäten zur professionellen sozialen Betreuung der Flüchtlinge zusätzlich durch ehrenamtliches Engagement der Bürger begleitet werden. „Dies ist bisher glücklicherweise an allen Standorten von Gemeinschaftsunterkünften im Landkreis der Fall.“ Die Landkreisverwaltung wird vor dem Einzug der ersten Asylbewerber gemeinsam mit der Stadt Lauda-Königshofen eine Informationsveranstaltung vor Ort anbieten.
In Lauda-Königshofen sind bislang 28 Asylbewerber im ehemaligen Hotel am Marktplatz in Lauda untergebracht. Zudem wird aktuell im Stadtteil Gerlachsheim das ehemalige Gasthaus „Linde“ hergerichtet und voraussichtlich im September erstmals belegt. Gleiches gilt für das alte Schulhaus in Boxberg-Wölchingen. Zudem werden in Kürze Wohncontainer auch in Assamstadt und Weikersheim aufgestellt. Aufgrund der stark gestiegenen Flüchtlingszahlen sollen nun in allen Städten und Gemeinden im Kreisgebiet – außer Wertheim als künftiger LEA-Standort – Unterkünfte für die vorläufige Unterbringung von Flüchtlingen geschaffen werden. Über weitere Maßnahmen zur Schaffung von regulären Unterkünften und Notunterkünften im Kreisgebiet wird die Kreisverwaltung schnellstmöglich informieren.
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