Berlin (ots)
Berlin muss zur Schwammstadt werden – sind wir radikal genug bei dieser Aufgabe? Der Klimawandel hat unsere Perspektive komplett gedreht. Wasser hatte vor zehn Jahren eine ganz andere Bedeutung. Da haben wir uns mit nassen Kellern in Siemensstadt beschäftigt. Jetzt steigt der Wasserbedarf, gleichzeitig geht der Zufluss zurück. Die Verkehrssenatorin schließt sogar Rationierungen nicht mehr aus.
Wenn wir auf Deutschland schauen, sind wir relativ weit vorn. Das Prinzip Schwammstadt greift zumindest bei vielen Neubauten. Der Potsdamer Platz mit seinen Wasserflächen wird immer wieder als Vorzeigeprojekt genannt. Das Regenwasser kann dort komplett in den Boden versickern. Das hilft dem Stadtklima und der Trinkwasserversorgung. Auch in den aktuellen Bauprojekten am historischen Molkenmarkt geht das Regenwasser in Zukunft seinen natürlichen Weg. Es soll dort keine Anschlüsse an die Kanalisation geben. Denn Anschluss bedeutet: Das Wasser wird in die Spree geleitet, fließt weiter in die Havel und dann zur Nordsee. Und ist damit für die Hauptstadt verloren.
Im Bestand tun sich Politiker, Denkmalschützer, Architekten und Bauingenieure aber noch schwer. Es gibt auch immer noch neue Projekte, die eher an eine Flussstadt erinnern. Vor und unter den Yorckbrücken sollte das Entree zum Gleisdreieckpark verschönert werden. Ein Großteil des Grüns wurde dafür entfernt. Was nicht asphaltiert wurde, wurde mit Bodenplatten abgedichtet. Jetzt rauscht unter den Yorckbrücken das Regenwasser durch, Autos bleiben schon mal im Wasser stecken, Radfahrer kommen durchnässt am anderen Ende hinaus. Mit einer Schwammstadt hat das nichts zu tun. Radikal ist es allerdings. Radikal ignorant.
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