Berlin (ots)
Es ist das Prinzip Hoffnung, das Bundesbauministerin Klara Geywitz ausgibt: Sie glaubt fest an den Erfolg ihrer neuen Förderung für Familien mit kleinen und mittleren Einkommen, die sich den Traum von den eigenen vier Wänden erfüllen wollen.
Optimismus ist in diesen Tagen in der Baubranche selten anzutreffen. Schön, dass die zuständige Ministerin ihn sich bewahrt hat. Vielleicht hat die SPD-Politikerin ja auch recht und kann in wenigen Wochen von einem großen Andrang berichten. Immerhin konnte sie jüngst entgegen aller Unkenrufe auch ein hauchzartes Plus bei den Neubauzahlen des vergangenen Jahres verkünden.
Deutlich wahrscheinlicher dürfte allerdings eine maue Nachfrage sein. Denn die Förderung droht völlig an der Lebensrealität vieler Mieter, die nun zu Wohneigentümern werden wollen, vorbeizugehen. Eltern mit einem Kind und einem zu versteuernden Haushaltseinkommen von maximal 60.000 Euro – für jedes weitere Kind steigt die Grenze um 10.000 Euro an – sollen über die staatliche Förderbank KfW an günstige Baukredite kommen. Einerseits ist das eine gute Idee. Denn die Bauzinsen haben sich binnen eineinhalb Jahren vervierfacht. Der Bund kehrt mit seiner Hilfe diese Entwicklung um und bietet mit 1,25 Prozent Zinsen ein ähnliches Niveau wie zu Beginn des vergangenen Jahres. Andererseits muss man sich die Frage stellen, wer sich bei den aktuellen Preisen für Bauland und Baukosten mit dieser Einkommensgrenze den Neubau leisten kann. Als wäre es nicht schon illusorisch genug: Gefördert wird nur, wer den Energieeffizienzhausstandard 40 erzielt. Diese Gebäude sind zwar besonders klimafreundlich, aber eben auch besonders teuer. Die Kosten-Nutzen-Kalkulation ist im Vergleich zur Stufe darüber hochumstritten. Paradox: Selbst Bauministerin Geywitz hält den Standard für überzogen und will die vom Koalitionsausschuss geplante Verschärfung im Jahr 2025 verhindern.
Allein die Größe des Fördertopfes sagt schon viel über den Anspruch der Ampel-Koalition bei der Förderung des Wohneigentums aus. 350 Millionen Euro stehen bereit. Damit lassen sich nach Berechnungen des Pestel-Instituts 2500 Häuser und Wohnungen fördern – das wären 2,5 Prozent des Neubaus des vergangenen Jahres. Ein Tropfen auf dem heißen Stein.
Wer in Wachstumsregionen wohnt, wird gänzlich leer ausgehen. Schon mit guten Gehältern ist es in den großen Städten und deren Speckgürteln enorm schwer geworden, Wohneigentum zu finanzieren. Bitter: Schon heute ist Deutschland im EU-Vergleich Schlusslicht bei der Wohneigentumsquote. Dabei ist Deutschland keinesfalls ein leidenschaftliches Mieterland. Umfragen zeigen, dass sich viele Mieter Wohneigentum wünschen würden, es aber schlicht nicht finanzieren können.
Dabei sind die eigenen vier Wände auch gesellschaftlich relevant. Für Generationen war es ein Versprechen: schaffe, schaffe, Häusle baue. Manch einer mag heute den Eindruck gewinnen, dass er noch so viel schaffen kann – für das Häuschen reicht es nicht. Nicht einmal für die Eigentumswohnung. Das hat Folgen. Wenn der Arbeitgeberverband „mehr Bock auf Arbeit“ fordert, sollte mitgedacht werden, auf was junge Familien hinarbeiten. Und wie es auf sie wirkt, wenn sich ihre Träume in Luft auflösen. Hinzu kommt, dass die eigene Immobilie für viele ein wichtiger Teil der Altersvorsorge ist. Deutschland fehlen bundesweit 700.000 Wohnungen, heißt es in Studien. Neubau ist also geboten. Dafür aber braucht es mehr als kosmetische Programme.
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