Berlin (ots)
590 Millionen Euro. Das ist der Preis für die in einer idealen Welt durchaus charmante Idee, die Zentral- und Landesbibliothek endlich in der Mitte der Stadt zu konzentrieren. So viel Geld will der amerikanische Immobilienkonzern Tishman Speyer vom Land Berlin haben, um die Bücherei im Quartier 207, den heutigen Galeries Lafayette, an der Friedrichstraße unterzubringen. Ersatzweise dürften es auch 29 Millionen Euro Jahresmiete sein. Das wäre mehr, als etwa das Deutsche Theater jedes Jahr an Zuschüssen vom Senat bekommt.
Dieses Geld würde dann in die USA fließen, und die Amerikaner wären froh, ihre Problemimmobilie an der Ecke zur Französischen Straße loszuwerden, wo das französische Kaufhaus seit Jahren mit Problemen zu kämpfen hat.
Unabhängig von der Tatsache, dass es nicht die feine Art ist, mal eben den Auszug eines Berliner Unternehmens vorwegzunehmen: Wer die Haushaltslage des Landes im Blick hat, muss wissen, dass eine solche Summe aktuell einfach nicht vorhanden ist.
Insofern ist es sehr verwunderlich, dass Kultursenator Joe Chialo (CDU) völlig unabgestimmt vorgeprescht ist. Entsprechend genervt reagieren nicht nur die Finanzpolitiker auf den Vorschlag des Politnovizen, der sich offensichtlich vor den Karren einer Immobilien- und Kulturconnection hat spannen lassen. Dann soll er eben auf die Sanierung der Komischen Oper verzichten, heißt es unverhohlen von Kritikerseite. Der Senat hat nicht einmal Geld für den lange geplanten Pflegecampus.
Wer einen solchen Plan für die ZLB vorlegt, sollte eben auch eine realistische Finanzierung präsentieren können.
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