Berlin (ots)
Da soll noch einer sagen, die Gesellschaft funktioniere nicht: Drei Viertel aller 5,2 Millionen Pflegebedürftigen in Deutschland werden von Angehörigen gepflegt. Millionen Ehegatten, Söhne, Töchter und Enkel kümmern sich. Sie besuchen, füttern, waschen ihre Väter, Partnerinnen, Großeltern, sie erledigen Einkäufe und Bankgeschäfte, organisieren Arztbesuche, sie hören zu und muntern auf. Hinzu kommen Nachbarn und Freunde und all die Angehörigen, deren betagte Verwandte allein nicht mehr klarkommen, obwohl sie keinen Pflegegrad haben. Und doch ist es nicht genug, heißt es nun von Verbänden und Experten angesichts des drohenden Pflegekollapses. Die Zahl der Bedürftigen ist derart sprunghaft angestiegen, dass die gerade erst angehobenen Beitragssätze schon Ende dieses Jahres nicht mehr ausreichen könnten. Angehörige und Ehrenamtliche sind der letzte Ausweg, wenn private Mittel fehlen, der letzte Kitt der alternden Gesellschaft.
Da braucht sich niemand zu wundern: Seit Jahrzehnten warnen Experten, dass ein rein beitragsfinanziertes System, in das immer weniger Menschen einzahlen und aus dem immer mehr Menschen Leistungen beziehen, nicht tragfähig ist. Doch von Legislaturperiode zu Legislaturperiode werden mit immer höheren Beitragssätzen Symptome behandelt, statt der Krankheit auf den Grund zu gehen. Wenn Verbände die Gesellschaft um Erste Hilfe rufen, ist das gut und richtig – und doch wieder nicht. Denn meist sind es Frauen, die sich für ihre Mütter und Väter nach Jahren der Kindererziehung aus dem Job zurückziehen. Sie laufen Gefahr, im Rentenalter mangels ausreichender Beiträge selbst zum Sozialfall zu werden. Hoffentlich stehen dann ihre Angehörigen bereit
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