Berlin (ots)
Im weltweiten Opern- und Konzertbetrieb ist es heutzutage wirklich außergewöhnlich, dass jemand über drei Jahrzehnte in einem so exponierten Amt bleibt. Und obendrein noch erfolgreich. Dirigent und Pianist Daniel Barenboim hat die Staatsoper Unter den Linden seit 1992 am Pult und im Chefbüro geleitet und geprägt. Jetzt hat der 80-jährige Starkünstler aus gesundheitlichen Gründen entschieden, sein Amt als Generalmusikdirektor (GMD) zum Ende des Monats aufzugeben. Es ist eine überraschend kurzfristige, aber kluge Entscheidung. Damit endet jetzt eine große Ära.
Als Daniel Barenboim im wiedervereinigten Berlin die Staatsoper im Ostteil der Stadt übernahm, war vieles gerade im Umbruch. Er hat das Opernhaus, das auf eine jahrhundertealte Tradition als preußische Hofoper zurückblicken kann, schnell wieder in die Liga der international führenden Opernhäuser zurückgeführt. In Berlin hat Barenboim künstlerische Maßstäbe gesetzt, die über Deutschland hinaus wahrgenommen wurden. Er hat heimischen Politikern die Leviten gelesen, wenn sie wieder einmal an der Kultur oder der Ausbildung des musikalischen Nachwuchses sparen wollten. Er hielt jedem Gegenwind stand. Und das Publikum bejubelte ihn regelmäßig.
Es sind große Schuhe, in die sein Nachfolger oder seine Nachfolgerin schlüpfen muss. Offiziell hat jetzt die Nachfolgersuche begonnen. Der neue GMD in der deutschen Hauptstadt muss internationales Renommee haben und mit Politikern auf Augenhöhe umgehen können. Natürlich muss es eine Künstlerpersönlichkeit sein, die der Staatskapelle weiterhin Impulse geben kann. Zunächst gilt es aber, Barenboim würdig zu verabschieden.
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