Es waren beeindruckende Zeugnisse der Leistungsfähigkeit, des Engagements und der Hilfsbereitschaft, die bei der Pressekonferenz „am Tag danach“ zu hören waren. Am Montag berichteten die Vertreter der Hilfs- und Rettungsorganisationen, der Behörden und Institutionen, vor allem aber auch die vielen Freiwilligen mit dem Verein „Willkommen in Wertheim“ an der Spitze über ihre Arbeit. Gleichzeitig stimmten die Einsatzkräfte die Aufgaben der nächsten Tage ab. Am gleichen Abend kam es wieder auf ein gutes Zusammenspiel an: Die Ankunft weiterer Flüchtlinge wurde erwartert.
Den meisten war es so ergangen wie Stadtbrandmeister Ludwig Lermann, der am Sonntagnachmittag „kurz nach dem Oberbürgermeister“ darüber informiert worden war, was auf Wertheim innerhalb weniger Stunden zukommt. Doch in der Stadt an Main und Tauber sei man, so Lermann ganz pragmatisch, solche Großeinsätze gewöhnt. Dank der Zusammenarbeit im Hochwasserfall gebe es gut verzahnte Strukturen, ein Rädchen greife in das andere. So sei die Freiwillige Feuerwehr in der Lage, rund um die Uhr eine Wache als Kommandozentrale zu besetzen, die auch aufrechterhalten werde, bis das Regierungspräsidium Zug um Zug mit seinen Mitarbeitern die Organisation übernehme.
Das Deutsche Rote Kreuz, so seine Kreisbereitschaftsführerin Herta Wolf, hat die Ankommenden mit Verpflegung versorgt und dann eine erste Registrierung vorgenommen. Auch jetzt sei man noch mit dem Essen betraut, unterstützt von der Firma Hofmann-Menü, die ein warmes Mittagessen anbiete. Man habe eine Fahrbereitschaft eingerichtet, unterhalte einen 24-Stunden-Sanitätsdienst und betreibe zwei Kleiderkammern. Elisabeth Krug, Sozialdezernentin im Landratsamt des Main-Tauber-Kreises berichtete unter anderem über die erste medizinische Inaugenscheinnahme durch zwei Ärzte des Gesundheitsamtes, die von niedergelassenen Kollegen aus Wertheim und Ärzten der Rotkreuzklinik unterstützt worden sind. Auch eine Hebamme und eine Zahnärztin seien vor Ort gewesen. Den Gesundheitszustand der Flüchtlinge bezeichnete die Sozialdezernentin als „im Wesentlichen besser als befürchtet“.
Das bestätigte auch der Leitende Notarzt und Ärztliche Direktor der Rotkreuzklinik Wertheim, Dr. Wilhelm Freiherr von Lamezan. Nach seinen Angaben waren bis zu 15 Ärztinnen und Ärzte sämtlicher Fachrichtungen vor Ort im Einsatz gewesen. „Wer von den Kolleginnen und Kollegen von uns angerufen wurde, ist sofort gekommen.“ Die Rotkreuzklinik habe, ebenso wie die Apotheke vor Ort, ihr Lager geöffnet. Wie von Lamezan informiere, wurden drei Flüchtlinge in der Nacht im Krankenhaus stationär aufgenommen. „Ihnen geht es aber inzwischen wieder gut.“ Eingerichtet wurde eine Sprechstunde vor Ort in der Landeserstaufnahmeeinrichtung, die von freiwilligen Ärzten, sowohl niedergelassenen Medizinern aus Wertheim und Doktores der Rotkreuzklinik, als auch der Kreisärzteschaft und dem Caritas-Krankenhaus Bad Mergentheim betrieben wird.
Matthias Weitz, Ortsbeauftragter des Technischen Hilfswerkes in Wertheim berichtete, wie von Mitgliedern seiner Organisation die Zimmer bezugsfertig gemacht wurden, man noch in der Nacht Feldbetten aufstellte, um die Kapazität von insgesamt 600 Plätzen zu erreichen und anschließend bei der Registrierung der Neuankommenden half. Unterstützt wurde das THW, wie die anderen Hilfskräfte, von 22 freiwilligen Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr, die vom Jägerbataillon 202 aus Donaueschingen in Marsch gesetzt worden sind und die „bleiben, solange wir gebraucht werden“, so Feldwebel André Bayer. Nach seinen Angaben ist der Einsatz zunächst auf drei Tage angesetzt, wird aber wohl auf 14 Tage verlängert.. Innerhalb der Landeserstaufnahmeeinrichtung übt der Sicherheitsdienst das Hausrecht aus, das ihm vom Regierungspräsidium übertragen worden ist. Dazu gehören, erklärte Jörg Schieder, Zugangskontrollen, außerdem fungiere man momentan noch als „Wegweiser“ für Helfer und Menschen, die Spenden abgeben wollten. Man bestreife das Gelände der LEA und auch die Gebäude.
Im Außenbereich sorgt die Polizei für Sicherheit, die bei der Inbetriebnahme mit zusätzlichen Kräften vor Ort war, wie Kriminaloberkommissar Marcus Fessner, Leiter des Führungsstabes des Polizeireviers Wertheim, erläuterte. Man habe die Ankunft der Flüchtlinge nur begleiten müssen, denn „dank der hervorragenden Organisation gab es keine polizeiliche Lage“.
Sie haben die Kleiderkammer und Spielzimmer, Räume zum Wickeln und zum Stillen von Säuglingen und vieles mehr eingerichtet, die Neuankömmlinge auf ihre Zimmer gebracht und sie unterstützt wo sie nur konnten und wo es nötig war – die ungezählten freiwilligen und ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer. „Wertheim braucht sich nicht zu verstecken“, meinte Verena Flicker vom Verein „Willkommen in Wertheim“ und erntete damit allgemeine Zustimmung und hohe Anerkennung. Der Verein hatte außerdem dringend benötigte Dolmetscher mitgebracht. Bei der Verständigung halfen aber auch Flüchtlinge, die schon länger in Wertheim oder der Region leben und die unaufgefordert kamen, um ihre Kenntnisse zur Verfügung zu stellen. Es war bislang und ist noch, so Oberbürgermeister Stefan Mikulicz, „eine fabelhafte Zusammenarbeit und ein sehr, sehr gutes Einvernehmen“.
Stadtverwaltung Wertheim