Mainz (ots)
Zu leise. Zu nüchtern. Zu unnahbar, zu rational. Das war die Klage über Olaf Scholz im Bundestagswahlkampf. Jedenfalls ganz lange Zeit. Schließlich erschien Scholz den meisten Bürgern aber doch als der beste, um als Kanzler zu regieren, mit ruhiger Hand, so wie es Vorgängerin Angela Merkel auch tat. Nun, ein halbes Jahr später, sind die Kritiker wieder da, und auch die Kritik gleicht der vom Herbst. Gefühllos sei Scholz. Blass. Manche dieser Eindrücke hat Scholz am Sonntagabend im Fernsehen geradegerückt. Kenntnisreich, mitunter besserwisserisch, sehr bestimmt, hat er seine Politik erklärt. Zu einer Zwischenbilanz gehören ja auch vor allem die Fragen: Was ist passiert seit der Wahl? Und wie hat die Regierung reagiert? Nun, die Bundesregierung hat im Lichte des Ukraine-Krieges mit Scholz als Kapitän schnell viele Gewissheiten ad acta gelegt. Da sind die neue Sicherheitspolitik und die Neuordnung des Energiemarktes, dazu die Entlastungen für die Bürger – und das Mittun an der Geschlossenheit des Westens. Das alles sind Wegmarken. Und vor allem: Scholz und seine Minister haben sich niemals erkennbar von der Unsicherheit anstecken lassen, die aus der Krise erwächst. Ja, es stimmt, dass man den Kanzler mitunter mit beiden Händen packen, ihn schütteln und auffordern möchte, seine Zurückhaltung aufzugeben. Und dass er es vielen Wählern leichter machen würde, wenn er sie auch auf der Gemütsebene erreichen könnte. Aber nichts wäre in der Krise unangenehmer als ein emotionaler Springinsfeld im Kanzleramt. Leisetreter Scholz hält Kurs. Ohne Namen zu nennen: Hätten andere, die einst ach so gerne Kanzler werden wollten, das auch geschafft?
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