Deutscher Verband Tiernahrung e.V. (DVT)
Berlin/Bonn (ots)
Offenheit, ideologiefreies Handeln und konkrete Maßnahmen der Politik gefordert
Begrenzte Warenverfügbarkeiten, die Energiekrise und die Nachhaltigkeit waren die bestimmenden Themen der 22. DVT-Jahrestagung in Berlin. Jan Lahde, Präsident des Deutschen Verbands Tiernahrung e. V. (DVT), hob in seiner Rede die Bedeutung der Rohstoff- und Gasversorgung und die Notwendigkeit einer ideologiefreien Politik zur Bewältigung ernährungstechnischer Fragen hervor: „Es bleibt in dieser Dauerkrise eine wichtige Aufgabe, die Entscheidungsträger davon zu überzeugen, dass Futtermittelrohstoffe systemrelevant sind. Zur Bereitstellung und Produktion hochwertiger Lebensmittel von Fleisch über Milch bis hin zu Käse, Joghurt, Butter oder Eiern ist sowohl die Sicherstellung der Rohstoffe als auch eine wirtschaftliche Energieversorgung für die Tierernährung essenziell.“
Der DVT-Präsident forderte, in Europa eine größere Unabhängigkeit für die landwirtschaftlichen Rohwaren zu schaffen. Dazu wären weitere Maßnahmen erforderlich, mit der insbesondere die heimische Eiweißproduktion gestärkt werden könne. Grundsätzlich waren die Rohstoffmärkte mit Getreide und Eiweißschroten gut versorgt, eine Ausnahme bilden spezielle Produktbereiche wie z. B. die Bio- und gentechnikfreien Marktsegmente, wo mittel- und langfristig Engpässe zu erwarten sind. Für Mikro- und Makronährstoffe dürften keine größeren Lücken entstehen. Für Phosphat mussten neue Lieferbeziehungen aufgebaut werden.
Konkrete Maßnahmen der Politik zur Anpassung an die Lage erforderlich
Nicht nur die Energie- und Versorgungssituation, auch die Transformation der Tierhaltung ist für die Futtermittelbranche ein Kernanliegen, das mit Offenheit, ideologiefreiem Handeln und Leitplanken seitens der Politik vorangebracht werden muss. „Ein „Weiter so“ kann es nicht geben. Dabei müssen aus unserer Sicht Versorgungssicherheit und Nachhaltigkeitsziele gemeinsam gedacht und nicht gegeneinander aufgewogen werden“, sagte Lahde. Die von der OECD prognostizierten Entwicklungen würden eine deutliche Erhöhung der Produktivität verlangen. Die Landwirte benötigten dafür das gesamte
Instrumentarium des Pflanzenbaus, also auch genügend Pflanzenschutzmittel. Lahde: „Der Konflikt zwischen Teller, Trog und Tank muss neu und ideologiefrei bewertet werden.“ Die Futtermittelwirtschaft arbeite nach den neuen Erkenntnissen der Wissenschaft und erwarte von der Regierung Offenheit statt dirigistischer Maßnahmen.
Explodierende Energiekosten sind existenzbedrohend
Große Besorgnis äußerte der DVT-Präsident zu den explodierenden Energiekosten. Er forderte von Minister Habeck, auf die Gasumlage zu verzichten und die energieintensiven Unternehmen zu entlasten, um Existenzen zu sichern. Zudem sei die Agrar- und Ernährungswirtschaft in ihrer Gesamtheit zu betrachten.
Neue BLE-Zahlen zum Wirtschaftsjahr 2021/22
Neue Zahlen der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) belegen die Auswirkungen der gesamten Entwicklungen. Im Wirtschaftsjahr 2021/22 ging das Mischfutter-Produktionsvolumen um 4,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 22,9 Millionen Tonnen zurück. Das entspricht rund einer Million Tonnen. Ein Blick auf die weiter rückläufigen Tierbestandszahlen lässt einen weiteren Rückgang erwarten. So ist die Zahl der Mastschweine laut Mai-Zählung 2022 mit 22,3 Millionen um 9,8 Prozent im Vergleich zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres gesunken. Grund war hierfür auch die Ausbreitung der Afrikanischen Schweinepest.
Im Wirtschaftsjahr 2021/22 wurden insgesamt 281 Futtermittelhersteller amtlich erfasst. Das ist ein Rückgang um sechs Betriebe. Die durchschnittliche Produktion betrug 81.327 Tonnen je Betrieb.
Die Themen wurden auf der DVT-Jahrestagung mit fachkundigen Gästen aus Politik und Wirtschaft nach einem Impulsreferat von Prof. Dr. Hermann Lotze-Campen, Forscher am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, diskutiert.
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