Ehemaliges Braunkohlebergwerk Robertshall in Rosengarten bei Hamburg: LBEG stellt weitere Pläne zur Bergwerkssanierung vor
Der Großteil der Stollen auf der 13-Meter- (rosa) und 17-Meter-Sohle (blau) liegt auf Hamburger Gebiet unter Waldflächen. Auf niedersächsischer Seite erstrecken sich die Grubenbaue unter Wohngrundstücken. Nicht alle wurden im Grubenbild verzeichnet.
Das Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) hat am Dienstagabend den betroffenen Anwohnern die Pläne für die weitere Sanierung des ehemaligen Braunkohlebergwerks Robertshall im Bereich Ehestorf in der Gemeinde Rosengarten (Landkreis Harburg) vorgestellt. Um in der anhaltenden Pandemielage die Kontakte auf ein Minimum zu beschränken, waren zu der Veranstaltung im Rathaus Rosengarten nur die Anwohner eingeladen, unter deren Grundstücken Grubenbaue vermutet werden, die noch erkundet und gegebenfalls gesichert werden müssen.
Die Arbeiten zur Sicherung des einstigen Braunkohlebergwerks Robertshall laufen seit Ende August 2020. Dabei wird mit Bohrungen erkundet, ob es in den ehemaligen Stollen noch Hohlräume gibt. Die Grubenbaue sind teilweise unvollständig mit Sand verfüllt und werden durch Betoninjektion stabilisiert. Ursprünglich war geplant, die Arbeiten in diesem Jahr zu beenden. Jedoch hat sich im Laufe der Sanierung ergeben, dass einige Stollen nicht im Kartenwerk des LBEG eingetragen sind, so dass zusätzliche Erkundungsmaßnahmen nötig wurden.
Angesichts der Tatsache, dass das Bergwerk nur von 1919 bis 1922 betrieben wurde, sagte Thomas Finkeldey vom Fachreferat für Nachbergbau des LBEG: „Es ist beachtlich, wie viele Stollen in dieser kurzen Zeit in den Berg getrieben wurden.“ Jens von den Eichen, Leiter des Fachreferats, ergänzte: „So schnell wie der Bergbau im Süden Hamburgs aufgenommen wurde, war er auch wieder beendet. Markscheider wurden vor vollendete Tatsachen gestellt.“ Die Fachleute, die die Stollen und Schächte teilweise millimetergenau in Karten festhalten, hätten damals kaum eine Chance gehabt, alle Grubenbaue zu kartieren. Das sei auch ein Grund, warum nicht mehr alle Stollen heutzutage bekannt seien und nun nach ihnen mit Erkundungsbohrungen gesucht werden müsse.
Martijn Passchier vom begleitenden Ingenieur-Büro SST Consult stellte den weiteren Plan der Sanierungsarbeiten vor. Bereits jetzt ist eine halbseitige Sperrung der Straße Emmetal eingerichtet, damit in Kürze von dort aus unter die Grundstücke gebohrt werden kann, unter denen die Stollen noch nicht saniert worden sind. Die halbseitige Sperrung soll voraussichtlich bis März kommenden Jahres von der Einmündung Hohlredder im Südosten bis zur Einmündung Rehwechsel im Nordwesten „wandern“. Anschließend sollen die Bohrarbeiten in der Straße Auf den Schwarzen Bergen – ebenfalls unter halbseitigen Sperrungen – weitergeführt werden. Das Ende dieser Arbeiten ist für Juli 2022 geplant.
Abschließend sollen noch Bereiche im Osten des ehemaligen Bergwerksgeländes unter Grundstücken, die nördlich der Straße Emmetal liegen, erkundet werden. Dort wurden zwar keine Stollen im Grubenbild eingezeichnet, jedoch kann nicht ausgeschlossen werden, dass seinerzeit auch an dieser Stelle Braunkohle abgebaut wurde. Sowohl Hinweise von Dritten als auch geophysikalische Untersuchungen haben gezeigt, dass es mehr Stollen gegeben hat als verzeichnet wurden. Sollten sich keine größeren Verzögerungen durch Witterung oder unbekannte Grubenbaue einstellen, erläuterte Martijn Passchier den Anwohnern, könnte die Sanierungsmaßnahme voraussichtlich im August 2022 endgültig abgeschlossen werden.
Bislang hätten die Arbeiten gezeigt, dass die Gefährdungslage sehr gering einzuschätzen sei, erklärte Thomas Finkeldey. Es habe weder Tagesbrüche auf niedersächsischer Seite gegeben noch sei bei den Bohrarbeiten ein größerer Hohlraum angetroffen worden. Rund die Hälfte der 2500 Quadratmeter großen Sanierungsfläche (das entspricht etwa einem Drittel Fußballfeld) sei bislang bearbeitet worden. „Dabei sind gerade einmal 650 Tonnen Beton verpresst worden“, so der Experte. Zum Vergleich nannte er Zahlen einer ähnlichen Sanierungsbaustelle in Wildemann im Harz, bei der auf gerade einmal 200 Quadratmetern bereits rund 2000 Tonnen Beton wegen der vielen Hohlräume verpresst werden mussten.
Hintergrund:
Zwischen 1919 und 1922 wurde am nördlichen Rand der Gemeinde Rosengarten auf dem Bergwerk Robertshall Braunkohle abgebaut. Nach dem Ersten Weltkrieg waren die ertragreichen Kohlereviere im Ruhgebiet und im Saarland abgeschnitten. Der Bedarf an Energierohstoffen war aber unter anderem in Hamburg so groß, dass auch vermeintlich unwirtschaftliche Braunkohlevorkommen wie in den Harburger Bergen erschlossen wurden. Der Abbau der Kohle erfolgte untertägig in Tiefen von 13 und 17 Metern. Nachdem das Ruhr- und Saargebiet wieder zugänglich waren, wurde der Betrieb in Robertshall eingestellt.
Im September 2019 wurde bei Straßenbauarbeiten am Ehestorfer Heuweg auf Hamburger Seite ein Tagesbruch entdeckt, der auf die ehemaligen Grubenbaue des Bergwerks Robertshall zurückgeht. Zunächst starteten die Sanierungen auf Hamburger Stadtgebiet. Seitdem untersucht wurde, ob mit Kampfmitteln aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs zu rechnen ist, wird auf niedersächsischer Seite der Zustand der untertägigen Hohlräume erkundet und saniert. Dazu werden auf den Strecken des Bergwerks Bohrungen abgeteuft. Die Bohrungen können gleich zur Verfüllung von Hohlräumen mit Beton genutzt werden.
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