Mainz (ots)
Schon vor dem Untergang des Fischkutters mit Hunderten Flüchtlingen vor der griechischen Insel Pylos war das Mittelmeer zum Massengrab geworden. Der qualvolle Tod von bis zu 500 Menschen, unter ihnen viele Kinder, die auf einem gerade mal 15 Meter langen Kutter zusammengepfercht waren, lenkt den Blick von Neuem auf diese schleichende Katastrophe. Seriöse Schätzungen gehen davon aus, dass seit 2014 mindestens 27.000 Menschen die Flucht übers Mittelmeer mit dem Leben bezahlt haben – eine unfassbare Zahl. Wer trägt die Schuld? Die Verbrecher sitzen an der nordafrikanischen Küste. Für die Schlepperbanden, die Hunderte Menschen auf Seelenverkäufer verfrachten und dann auf Todesfahrt schicken, ist das ein Millionengeschäft. Für einen Platz auf einem solchen Boot werden oft 1000 Dollar oder mehr gezahlt. Sucht man nach Schuldigen, stellt sich aber auch die Frage, wie verzweifelt Eltern sein müssen, dass sie sich gemeinsam mit ihren Kindern in diese Gefahr begeben. Ebenso lädt Europa seit Jahren schwere Schuld auf sich. Dass die griechische Küstenwache offenbar Kenntnis von der prekären Lage an Bord des Kutters hatte, ohne einzugreifen, ist unentschuldbar. Es passt zu der vor Jahren getroffenen Entscheidung der EU, alle koordinierten Seenotrettungsmissionen einzustellen. Damit nicht genug: Private Initiativen, die in die Lücke gestoßen sind, werden systematisch behindert. Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass man durch ständige Rettungsmissionen unfreiwillig auch das Geschäft der Schmuggler am Laufen hält. Die Flüchtlinge einfach ersaufen zu lassen, kann aber nicht die Antwort Europas auf das Sterben im Mittelmeer sein. Seit Jahren ringt die EU um eine gemeinsame Flüchtlingspolitik, die ihren humanitären Grundwerten einigermaßen gerecht wird. Der jüngst gefundene Kompromiss ist da bestenfalls ein Anfang. Die tödliche Kombination aus nationalen Egoismen und unterlassener Hilfeleistung muss ein Ende haben.
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