Nachdem im Januar 2019 bekannt wurde, dass auf einem Campingplatz im nordrhein-westfälischen Lügde-Elbringen zahlreiche Kinder Opfer sexualisierter Gewalt geworden waren, wurde beim Landepräventionsrat Niedersachsen die sogenannte Lügde-Kommission eingerichtet. Hintergrund war die Unterbringung eines aus Niedersachsen stammenden Mädchens bei dem zwischenzeitlich rechtskräftig verurteilten Haupttäter als Pflegekind. In Niedersachsen geriet vor allem das Jugendamt des Landkreises Hameln-Pyrmont in den Fokus, das die Gefährdung des Kindes nicht erkannt und den über einen Zeitraum von mehr als zwei Jahren andauernden Missbrauch des Kindes nicht verhindert hatte.
Im Dezember 2020 wurde der Abschlussbericht der Lügde-Kommission von der damaligen Justizministerin Barbara Havliza und dem Vorsitzenden der Kommission, Herrn Dr. Thomas Meysen, vorgestellt. Der Bericht enthielt insgesamt 44 Empfehlungen an die Landesregierung und die Fachpraxis, um den Kinderschutz in Niedersachsen zu stärken und strukturelle Fehler zukünftig zu minimieren.
Zwei Jahre nach Vorstellung des Abschlussberichtes begrüßte die Niedersächsische Justizministerin Dr. Wahlmann die Kommission nun erneut im Justizministerium.
Dr. Wahlmann: „Effektiver Kinderschutz ist eine gesamtgesellschaftliche Daueraufgabe. Ich freue mich daher ganz besonders, die Mitglieder der Lügde-Kommission heute im Niedersächsischen Justizministerium begrüßen zu dürfen. Die Arbeit der Lügde-Kommission mag abgeschlossen sein. Der Kampf gegen sexualisierte Gewalt und die Verbesserung des Kinderschutzes in Niedersachsen gehen unaufhörlich weiter. Das sind wir allen Kindern schuldig.“
Die Mitglieder der Lügde-Kommission tauschten sich darüber aus, welche Veränderungen sich seit dem Erscheinen des Berichts eingestellt haben und inwieweit die Empfehlungen der Kommission in der Praxis tatsächlich umgesetzt werden konnten. Es bestand Einigkeit darüber, dass der Kinderschutz in Niedersachsen auch in Zukunft eine herausragende Bedeutung haben muss. Die fortwährende Analyse bestehender Strukturen und Prozesse ist unverzichtbar, um den Schutz der Schwächsten der Gesellschaft sicherzustellen.
Zum Hintergrund:
Die Lügde-Kommission wurde durch das Institut SOCLES aus Heidelberg und Dr. Thomas Meysen als Leiter wissenschaftlich begleitet. Sie hörte in mehr als 15 Sitzungen Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und Fachpraxis an und führte Gespräche mit der Mutter des Kindes, mit psychosozialen Prozessbegleiterinnen und -begleitern und mit niedersächsischen Jugendämtern. Bei der Analyse des Falls knüpfte die Lügde-Kommission an den Bericht der Sonderermittlerin Christa Frenzel an, deren Aufgabe es war, die Rechtmäßigkeit des Verwaltungshandelns zu untersuchen. Der Frenzel-Bericht wurde vom niedersächsischen Ministerium für Inneres und Sport, vom Ministerium für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung und vom Landkreis Hameln-Pyrmont in Auftrag gegeben.
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