München (ots)
Im Mai 2021 haben die SOS-Kinderdörfer Vorwürfe von schwerwiegenden Richtlinienverstößen in den Bereichen Kinderschutz, pädagogisches Fehlverhalten und Misswirtschaft in einzelnen selbstständigen Länderorganisationen öffentlich gemacht und eine transparente und konsequente Aufklärung zugesichert. In diesem Zuge hat der Dachverband, SOS-Kinderdorf International, eine unabhängige Kommission (Independent Special Commission, ISC) damit beauftragt, Vorwürfe von Kinderschutzverletzungen, Unregelmäßigkeiten und Fehlverhalten der Organisation zu untersuchen und Handlungsempfehlungen zu entwickeln. Nun hat die Kommission am 7. Juni ihren Abschlussbericht veröffentlicht und die Vorwürfe in weiten Teilen bestätigt.
Die Kommission zeigt deutliche Schwächen in den bisherigen Strukturen und Prozessen auf. Sie hebt insbesondere die Bereiche Governance und Leadership hervor und bemängelt das Fehlen von einheitlichen, föderationsweiten Prozessen und Verfahren. Zentrale Empfehlungen sind unter anderem die grundlegende Überarbeitung der Management- und Führungsstrukturen sowie die weitere Stärkung der Kinderschutzprozesse.
Lanna Idriss, Vorständin der SOS-Kinderdörfer weltweit, sagt: „Die Arbeit der Kommission begrüßen wir sehr und stehen uneingeschränkt hinter den Ergebnissen des Berichts, so schmerzhaft sie auch sind. Vor allem würdigen wir die wichtige Rolle der Whistleblower und Gesprächspartner:innen, ohne die die Arbeit der Kommission und der Bericht nicht möglich gewesen wären. Für ihren Mut sind wir zutiefst dankbar. Dieser ermöglicht es uns, die notwendigen Schritte zu gehen, um unsere Organisation weiterzuentwickeln.
Wir sind tief erschüttert, dass Kinder und Jugendliche in unserer Obhut Leid erfahren mussten und bitten alle Betroffenen um Entschuldigung. Dies ist durch nichts zu verzeihen. Unsere Verantwortung den Betroffenen gegenüber ist unsere höchste Priorität und wir tun alles uns Mögliche, um sie zu unterstützen. Der Bericht ermöglicht uns einen ungefilterten Blick auf unsere Organisation. Er hilft uns, unsere Schwächen zu erkennen und daraus Stärken zu entwickeln. Wir stehen an einem entscheidenden Punkt: Auf Basis der Erkenntnisse und Empfehlungen werden wir uns weiter verändern müssen und, wo nötig, rigoros erneuern. Ich sehe das als Verpflichtung und auch als Chance an, Kinderschutz noch integrierter zu denken, Kinder- und Jugendliche vom ersten Tag an zu beteiligen und uns kompromisslos daran auszurichten. Nur, wenn wir offen und transparent mit den Versäumnissen der Verantwortlichen umgehen und die Erkenntnisse in konkrete Handlungen überführen, können wir uns zu einer Organisation weiterentwickeln, die den Herausforderungen globaler Kinderbetreuung ohne Einschränkung begegnet.“
Die unabhängige Kommission bestätigt in ihrem Bericht, dass die Organisation Fortschritte im Bereich des Kinderschutzes gemacht hat. Insbesondere die fortlaufende Umsetzung des Aktionsplan Kinderschutz wird positiv hervorgehoben. Auch die kontinuierliche Weiterentwicklung einer Organisationskultur, in der sich alle Mitarbeiter:innen ihrer individuellen Verantwortung für den Kinderschutz bewusst sind, wird anerkannt. Dennoch werden auch kritische Themen benannt wie Schwangerschaften und Drogenmissbrauch bei Jugendlichen. Diese müsse die Organisation mehr in den Fokus rücken und ihnen entgegensteuern. Auch die Zusammenarbeit mit Strafverfolgungsbehörden in allen Ländern dieser Welt müsse sichergestellt werden.
Die Sicherheit von Kindern und Jugendlichen ist die höchste Priorität der SOS-Kinderdörfer und prägt ihre Arbeit tagtäglich. Der vorliegende Kommissionsbericht ist ein weiterer wichtiger Meilenstein, um diese zu erreichen.
Die SOS-Kinderdörfer treten weltweit für die Rechte eines jeden Kindes ein und treiben Veränderungen voran, damit alle Kinder in einem für sie förderlichen Umfeld aufwachsen können. Die Arbeit der SOS-Kinderdörfer orientiert sich an der UN-Konvention über die Rechte des Kindes und den UN-Leitlinien für die alternative Betreuung von Kindern.
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Boris Breyer
Pressesprecher
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