Berlin (ots)
Wenn es kommt, wie angekündigt, lässt sich SPD wie Grünen eine geschickte Personalpolitik bescheinigen. In beiden Parteien holt man jüngere Aktive ins Boot, zeigt ihnen, dass man ihre Stimme hört. Sichtbar wird dies insbesondere daran, dass Kevin Kühnert als SPD-Generalsekretär vorgeschlagen wurde und bei den Grünen Ricarda Lang als Ko-Vorsitzende.
Kühnert gilt weiter als Ikone der Parteilinken, obwohl er die Bewegung weit in die Mitte schneller vollzogen hat als alle Juso-Chefs vor ihm. Als mitreißender Redner ohne Starallüren wird er es verstehen, auch die rebellische Parteijugend bei der Stange zu halten. Künftig wird er wohl viele Schandtaten erklären müssen. Denn unter dem von der FDP in der Ampel durchgesetzten Neuverschuldungsverbot wird es die zwangsläufig geben, wenn es an die Finanzierung der Coronakrisenkosten und der Investitionen für die Klimawende geht.
Auch bei den Grünen wird deshalb eine Integration der jungen Wähler*innen und neuer Parteifreunde nötig sein. An der Parteispitze tritt mit Omid Nouripour ein klar zum Realo-Flügel gehörender Transatlantiker. Ricarda Lang, die sich offiziell noch nicht zu einer Kandidatur entschieden hat, könnte dagegen die ideale Person zur Einbindung des Nachwuchses sein. Die 27-Jährige hat lange für eine rot-rot-grüne Koalition im Bund geworben und gehört zu jenen, die eine sozialere Politik angemahnt haben. Sie ist schon stellvertretende Grünen-Chefin und will dort „Vertrauen aufbauen, wo es noch fehle“, nämlich auf dem Land, wo die Menschen die Grünen „als Partei für Großstädter sehen“. Und bei Menschen in prekären Arbeitsverhältnissen, „die denken, Grüne-Wählen muss man sich leisten können“. Bleibt abzuwarten, ob die begabte Nachwuchspolitikerin real etwas für eine sozialere und die Probleme des ländlichen Raums berücksichtigende Politik bewegen will und kann – oder ob es ihr nur um eine geschicktere Ansprache der genannten Gruppen geht.
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