Der Geschäftsführer des Jobcenters, Hubert Hornung, freut sich sehr über das Projekt: „Uns steht hier eine Reihe von außergewöhnlichen Möglichkeiten der Arbeitsmarktintegration zur Verfügung. Wir hoffen, dass es auf diesem Weg gelingen wird, auch in langwierigen und schwierigen Fällen die jeweilige Arbeitslosigkeit zu beenden und die teilnehmenden Menschen wieder in Lohn und Brot zu bringen. Ich gehe aufgrund der guten Voraussetzungen davon aus, dass wir bei mehr als 50 Prozent der Teilnehmenden einen Erfolg erzielen werden.“
Ziel von LEILA-rehaktiv ist es, bei Menschen mit komplexen gesundheitlichen, psychischen oder seelischen Unterstützungsbedarfen, chronischen Erkrankungen oder einer drohenden Behinderung die Erwerbsfähigkeit zu erhalten oder wiederherzustellen, einer drohenden oder bestehenden Erwerbsminderung entgegenzuwirken und die gesellschaftliche und berufliche Teilhabe zu verbessern.
Fallmanager betreuen in den Räumen der Handwerkskammer Service GmbH an den Standorten Bad Mergentheim, Tauberbischofsheim und Wertheim die vom Jobcenter in das Projekt aufgenommenen Kundinnen und Kunden. Vorgesehen ist, dass insgesamt immer 30 Teilnehmende gleichzeitig betreut werden.
Nach der Aktivierung zur Teilnahme und ersten Einzelgesprächen zur persönlichen Situation der oder des Teilnehmenden wird in der Regel der aktuelle Gesundheitszustand erhoben. Hierzu werden arbeitsmedizinische Expertisen genutzt. Zudem wird die Leistungsfähigkeit des oder der Teilnehmenden durch ein zertifiziertes Verfahren fundiert bewertet.
An die Bewertung schließt sich eine Phase der Qualifizierung und beruflichen Erprobung für die individuelle berufliche (Re-)Integration an. Dabei hält der Fallmanager den Kontakt auch während der parallel stattfindenden, weiteren Aktivierungs- und Weiterbildungsmaßnahmen. Auch nach einer Arbeitsaufnahme ist der Fallmanager weiterhin mit den und für die Teilnehmenden tätig, auch wenn die Zuständigkeit der Jobcenter enden sollte.
Die Kundinnen und Kunden werden solange betreut, wie es nötig erscheint, bei Bedarf auch bis zum Ende des Projektes am 31. Dezember 2026.
Zielgruppe des Projektes sind langzeitarbeitslose Kunden und Kundinnen mit multiplen Einschränkungen, die dem Arbeitsmarkt ohne zusätzliche Maßnahmen nur theoretisch zur Verfügung stünden. Es können körperliche, seelische oder geistige Einschränkungen oder andere umfangreiche psychosoziale Problemlagen vorliegen, welche eine Arbeitsaufnahme bisher verhindert haben. Zum Beispiel können Kontakt- und Verhaltensauffälligkeiten, eine realitätsferne und mangelnde Selbsteinschätzung, Resignation und Demotivation oder auch Suchtproblematiken vorhanden sein.
Im Rahmen des Projektes werden Ansätze verfolgt, die nach den gesetzlichen Vorgaben derzeit so nicht möglich sind. Dazu gehören ein ganzheitliches individuelles Coaching während des kompletten Maßnahmenzeitraums, gegebenenfalls bis zu fünf Jahre lang, und eine besonders lange Aktivierungsphase von bis zu zwölf Monaten. Langfristige Arbeitsunfähigkeiten und Demotivation der Teilnehmenden führen nicht notwendigerweise zum Maßnahmenabbruch. Im Rahmen des Projekts besteht die Möglichkeit, zusätzlich an Maßnahmen des gesetzlichen Regelinstrumentariums teilzunehmen. Die individuelle Leistungsfähigkeit wird zertifiziert bewertet. Zusätzliche Fahrtkosten wie beispielsweise Fahrten mit dem Taxi zum Arzt werden übernommen. Nicht zuletzt werden Tabletcomputer eingesetzt, die den Teilnehmenden für die Zeit der Maßnahme gestellt werden. Auch Motivationsprämien für die Teilnehmenden sind möglich.
Das Projekt wird wissenschaftlich begleitet. Damit soll die Wirkung der Innovationen erfasst werden. Auch sollen Vorschläge formuliert werden, wie künftige Regelleistungen aussehen könnten.
Darüber hinaus hat die Bundesregierung eine Begleitforschung beauftragt. Diese wird zusätzlich alle Ansätze in allen über das Bundesgebiet verteilten Modellprojekten evaluieren. Abschließend werden die Forschenden die Politik zu neuen Gesetzesinitiativen beraten.
Hintergrund
Im Rahmen des Bundesprogrammes rehapro werden gemäß § 11 SGB IX Modellvorhaben zur Erprobung innovativer Maßnahmen, Handlungsansätze, Methoden und Organisationsstrukturen gefördert und evaluiert. Diese sollen den Vorrang von Leistungen zur Teilhabe und die Sicherung der Erwerbsfähigkeit vor dem Eintritt in Erwerbsminderungsrente unterstützen. Ziel ist die Übernahme von erfolgreichen Ansätzen in gesetzliche Strukturen.
LEILA-rehaktiv ist eine Kooperation im Rahmen von rehapro zwischen den Jobcentern der Stadt Aschaffenburg, des Landkreises Aschaffenburg, des Neckar-Odenwald-Kreises, des Main-Tauber-Kreises, des Main-Spessart-Kreises und des Landkreises Miltenberg sowie der Bildungsträger GbF Aschaffenburg und Handwerkskammer Service GmbH Würzburg.
Die maximale Fördersumme für die Kooperation bis zum 31. Dezember 2026 beträgt 13,9 Millionen Euro.
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