Berlin (ots)
US-Präsident Joe Biden hat zum Ende seiner Amtszeit Visionen, will nun auch eine Waffenruhe im Gazastreifen, schwärmt von umfassendem Frieden in der Region, irgendwie. Warum das ausgerechnet jetzt gelingen sollte, bleibt sein Geheimnis. Mit dem Abkommen für ein Ende der Kämpfe im Libanon hat sich der scheidende US-Präsident selbst ein Abschiedsgeschenk beschert, mit dem man ihn als Friedensbringer in Erinnerung behalten soll. So will er vergessen machen, dass seine Regierung Israel beim brutalen Krieg im Gazastreifen gewähren ließ.
Für Israels Regierung muss es handfeste Gründe geben, warum sie ausgerechnet jetzt einer Vereinbarung für eine Waffenruhe im Libanon zustimmt. Gelungen ist ihr zumindest, die beiden Kriegsschauplätze gedanklich voneinander zu lösen. Die Erleichterung über das Ende der Kämpfe im Libanon ist geeignet, dem fortdauernden Krieg im Gazastreifen weniger Aufmerksamkeit zu schenken und sich der Hoffnung hinzugeben, dass auch dort bald eine Feuerpause möglich sei.
Was aber, wenn das Kalkül der israelischen Regierung gerade darin bestünde, mit der Ruhe an der Front im Norden die Kräfte wieder voll auf den Gazastreifen zu konzentrieren? Die Vertreibung der Palästinenser aus dem nördlichen Gazastreifen zum Abschluss zu bringen? Und israelischen Siedlern die Grenze zu öffnen, damit diese dort die ersten Häuser hochziehen?
Die Waffenpause ruht auf schwachen Beinen. Auf die libanesische Armee kommt die Aufgabe zu, anstelle der abrückenden israelischen Soldaten in den Süden des Libanons einzurücken und dafür zu sorgen, dass sich kein Hisbollah-Kämpfer mehr dort aufhält. Sollte das schiefgehen, die reguläre Armee und die Hisbollah womöglich aneinandergeraten, könnte Israels Militär sich ermächtigt fühlen, die Kämpfe wieder aufzunehmen.
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