Berlin (ots)
An dieser Stelle wäre es leicht, die Ergebnisse der aktuellen Autoritarismus-Studie zu nutzen, um über den mit Wut und Hass erfüllten Osten herzuziehen. Die Befragung gibt genug Anlass zu Frust und Resignation. Doch einerseits ist die Zustimmung zu Ressentiments gegen Migrant*innen und andere Minderheiten auch im Westen trotz messbaren Rückgangs weiter so groß, dass hier ebenso Handlungsbedarf besteht. Andererseits verbieten sich 32 Jahre nach der Wiedervereinigung Pauschalurteile über „den Osten“ – zu unterschiedlich sind die regionalen Gegebenheiten, ökonomisch wie auch hinsichtlich einer politisch engagierten Zivilgesellschaft. Während in Leipzig Aufmärsche der extremen Rechten regelmäßig an Blockaden scheitern, ist es im Vogtland, der Oberlausitz und anderen ländlichen Regionen schon ein Erfolg, wenn Protest gegen den völkischen Montagsaufmarsch überhaupt sichtbar wird.
Und so wenig „der Osten“ das Problem ist, so wenig gibt es die eine Antwort darauf, wie sich autoritäre Einstellungen zurückdrängen lassen. Wer hier einfache Lösungen propagiert, macht es sich genauso einfach wie die extreme Rechte mit ihren vermeintlich einfachen Rezepten gegen die multiplen Krisen unserer Zeit. Ein Anfang wäre getan, wenn keine demokratische Partei dem mehr nacheiferte. Gerade die Union tut sich damit jedoch immer schwerer, in den ostdeutschen Verbänden hat dies eine geradezu gefährliche Tradition.
Helfen würde es aber ebenso, endlich die Erkenntnis aus der Forschung zu akzeptieren, dass Ressentiments nichts sind, was nur vom rechten Rand in die Gesellschaft einsickert. Die AfD befeuert menschenfeindliche Ansichten, kanalisiert am Ende aber vor allem Einstellungen, die tief verwurzelt sind. Die Erzählung von der guten Mitte ist ein Mythos.
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