Mainz (ots)
Was wäre Paris, ohne nicht ab und zu zum Erliegen zu kommen? Die Franzosen konnten schon immer besonders gut streiken. Dass das nach der Pandemie noch so gut klappt, ist nicht selbstverständlich. Viele Menschen bleiben nun lieber mal zu Hause. Vor diesem Hintergrund kann man den Franzosen nur gratulieren, dass sie sich ihre Protest-Tradition bewahrt haben. Nur scheint es, dass die Streikenden diesmal nicht alles bedacht haben. Aktueller Auslöser für die heftigen Proteste ist die von Präsident Emmanuel Macron angestoßene Rentenreform – eines seiner Wahlkampfversprechen. Denn die Finanzierung der Rente wird angesichts der alternden Gesellschaft immer schwieriger, nicht nur in Frankreich. Laut OECD ist das französische System zudem recht teuer: Gut 14 Prozent ihres Bruttoinlandsprodukts gibt die Grande Nation dafür aus – in einem Umlageverfahren, das von der aktiven Gesellschaft getragen wird. Wenn die Franzosen nicht länger arbeiten wollen, gibt es zwei andere Stellschrauben: niedrigere Renten oder höhere Beiträge. Beides hätte schwerwiegendere Folgen für das Leben von Jüngeren und Älteren; der Zusammenhalt der Generationen könnte brechen. Macron packt die Rentenreform schon zum zweiten Mal an. Scheitert er wegen des heftigen Protests, wird es auch kein anderer Präsident schaffen. Mehr Akzeptanz für sein Vorhaben könnte Macron aber erreichen, indem er ein weiteres Problem löst: Ältere Arbeitnehmer fühlen sich in Frankreich häufig nicht wertgeschätzt und haben Angst vor längerer Arbeitslosigkeit, wenn das Renteneinstiegsalter steigt. Auch der Fachkräftemangel könnte dem entgegenwirken.
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