Deutsche Stiftung Weltbevölkerung (DSW)
Berlin (ots)
Acht Milliarden Menschen sind eine Chance und keine Gefahr für unsere Welt. Ob Klimawandel oder Wirtschaftskrisen – die Antworten auf die großen Herausforderungen unserer Zeit liegen nicht in der politischen Kontrolle von Fertilitätsraten. Vielmehr bedarf es einer menschenrechtsorientierten Politik, die der größten Jugendgeneration aller Zeiten ein selbstbestimmtes Leben ermöglicht und Mädchen und Frauen die Möglichkeit gibt, selbst über ihren Körper und ihre Familienplanung zu entscheiden. Das ist die zentrale Botschaft des Weltbevölkerungsberichts 2023 des UN-Bevölkerungsfonds (UNFPA), der heute veröffentlicht wird. Die deutsche Kurzfassung des Berichts wurde von der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung (DSW) gemeinsam mit UNFPA und Entwicklungsministerin Svenja Schulze vorgestellt.
„8 Milliarden Leben, unendliche Möglichkeiten: ein Plädoyer für Rechte und freie Entscheidungen“, unter diesem Titel zeigt der Bericht, wie die Angst vor einer vermeintlichen „Überbevölkerung“ die Politik genauso in eine falsche Richtung drängt, wie jene vor einer „Unterbevölkerung“ bzw. Überalterung einzelner Nationen. Ob nun mehr oder weniger Kinder geboren werden sollen, in beiden Fällen werden die Rechte von Frauen beschnitten und der weibliche Körper zum politischen Instrument.
Dabei ist die Bevölkerungsgröße nicht der entscheidende Faktor für Umweltzerstörung und Ressourcenverbrauch. Es ist vielmehr eine wohlhabende Minderheit, die den größten ökologischen Fußabdruck hat, während die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung mit ihrem Konsum kaum zu Ressourcenverbrauch und Klimawandel beiträgt. Auch gegen eine alternde Gesellschaft ist die Steigerung der Geburtenrate nicht das geeignete Mittel: Wirtschaftlicher Auftrieb entsteht in diesen Gesellschaften viel effektiver durch eine Stärkung der Frauen auf dem Arbeitsmarkt.
„Die Diskussion über zu viel oder zu wenig Menschen auf der Welt verschleiert die eigentlichen Probleme“, betont Dr. Natalia Kanem, Exekutivdirektorin von UNFPA. „Wenn wir in die Menschen und ihr Potenzial, in ihre Rechte und Entscheidungen investieren, profitiert die gesamte Menschheit davon.“
Entwicklungsministerin Svenja Schulze: „Die richtige Antwort auf Bevölkerungsfragen ist eine Politik, die die Rechte und Möglichkeiten von Frauen und Mädchen stärkt. Wenn wir als Menschheit ein gutes Leben für acht Milliarden ermöglichen wollen, dann müssen Frauen und Mädchen weltweit gleiche Rechte bekommen. Stärkt man Frauen und Mädchen, stärkt man ganze Gesellschaften. Das ist ein Schlüssel für gute Entwicklung und trägt in der Folge auch dazu bei, die Bevölkerungsentwicklung in verträgliche Bahnen für den Planeten und für uns Menschen zu lenken.“
44 Prozent aller Frauen weltweit können nicht selbstbestimmt über ihren Körper und ihre Familienplanung entscheiden. Im Rahmen der Initiative „Selbstbestimmte Familienplanung und reproduktive Gesundheit für alle“ stellt das Entwicklungsministerium (BMZ) jährlich mindestens 100 Millionen Euro zur Verfügung. Darüber hinaus unterstützt das BMZ den UN-Bevölkerungsfonds UNFPA in diesem Jahr mit 47,5 Millionen Euro.
Wie wichtig diese Investitionen sind, erlebt Monica Basemera in ihrer täglichen Arbeit für die DSW. Sie koordiniert in Uganda das TeamUp Programm, das sich der Aufklärung und Ausbildung von Jugendlichen widmet. „Das Wissen über den eigenen Körper ist eine Grundvoraussetzung für ein selbstbestimmtes Leben“, erklärt sie und verweist auf die immer noch viel zu hohe Zahl der Teenagerschwangerschaften. „Für die Mädchen bedeutet das meist das Ende ihrer Schulausbildung, womit sie auch jede Chance auf eine ordentliche Ausbildung und wirtschaftliche Eigenständigkeit verlieren.“ Daher sei auch der Zugang zu altersgerechten Verhütungsmitteln unverzichtbar, aber leider nach wie vor in vielen Regionen nicht gegeben. „Es gibt zahlreiche politische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Hürden. Doch wenn man die Jugendlichen in die Lage versetzt, diese zu überwinden, werden sie ihre und unsere Zukunft positiv gestalten.“
Weitere Informationen
Über die DSW
Die Deutsche Stiftung Weltbevölkerung (DSW) ist eine international tätige Entwicklungsorganisation. Ihr Ziel ist es, zu einer zukunftsfähigen Bevölkerungsentwicklung beizutragen. Daher unterstützt sie junge Menschen dabei, selbstbestimmte Entscheidungen über ihre Sexualität und Verhütung zu treffen. Gleichzeitig bringt sie sich auf nationaler und internationaler Ebene in politische Entscheidungsprozesse in den Bereichen Gesundheit, Familienplanung und Gleichstellung der Geschlechter ein.
Über TeamUp
Zusammen mit den drei deutschen Stiftungen DSW, Hanns R. Neumann Stiftung und Siemens Stiftung und mit dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) eröffnet das TeamUp Programm jungen Menschen in Uganda neue Zukunftsperspektiven. Ein ganzheitlicher Ansatz unterstützt sie dabei, Jobmöglichkeiten auszuloten, aktiv am öffentlichen und politischen Leben teilzunehmen und ein gesundes und selbstbestimmtes Leben zu führen.
UNFPA, der Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen
UNFPA fördert eine Welt, in der jede Schwangerschaft gewollt, jede Geburt sicher und das Potenzial jedes jungen Menschen verwirklicht wird.
Über das BMZ
Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) ist innerhalb der Bundesregierung für die deutsche Entwicklungspolitik zuständig. Den Rahmen für unser Handeln bilden die Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) der Vereinten Nationen sowie das Pariser Klimaabkommen. Das BMZ verfolgt eine feministische Entwicklungspolitik und engagiert sich umfassend für eine gleichberechtigte Teilhabe aller Menschen am sozialen, politischen und wirtschaftlichen Leben – unabhängig von Geschlecht, Geschlechtsidentität, sexueller Orientierung, Hautfarbe, Behinderung oder von anderen Merkmalen. Mit dem neuen Schwerpunkt „Gesundheit, soziale Sicherung und Bevölkerungspolitik“ arbeitet das BMZ künftig verstärkt mit seinen Partnerländern im Gesundheitssektor zusammen. Hier stehen Frauen im besonderen Fokus. Die Vorsorge während der Schwangerschaft und die Begleitung von Geburten sowie die Ausbildung und Bezahlung von Hebammen sind dabei zentral, genauso wie Aufklärung und der Zugang zu Verhütungsmitteln.
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