Main-Tauber-Kreis
Bereits über 100 Geflüchtete aus der Ukraine in Wertheim
In einer Schweigeminute zu Beginn der Sitzung am Montag hat der Gemeinderat der Opfer des Kriegs in der Ukraine gedacht. „Unsere Solidarität gilt der ukrainischen Bevölkerung“, sagte Oberbürgermeister Markus Herrera Torrez. Der vom russischen Machthaber Putin befohlene Angriffs- und Invasionskrieg sei „ein eklatanter Bruch des Völkerrechts, der durch nichts zu rechtfertigen ist“, zitierte der OB Bundeskanzler Olaf Scholz.
Dass es nach mehr als 70 Jahren wieder Krieg in Europa gebe, sei „ein ganz großer Schock“, so Herrera Torrez. „Das schien uns allen unvorstellbar.“ Er dankte den Organisatoren und Teilnehmern der Kundgebung auf dem Marktplatz Anfang März und zeigte sich froh darüber, „dass sich so viele Menschen versammelt haben, um ihre Ablehnung des Krieges und ihre Solidarität mit der Ukraine deutlich zu machen“.
In Wertheim lebten viele Menschen unterschiedlicher Herkunft. „Alle, egal wo sie herkommen, sind Teil unserer Bürgergesellschaft. Ausgrenzungen, Diffamierungen oder Anfeindungen sind auf das Schärfste zu verurteilen und werden von niemandem geduldet“, bekräftigte der Oberbürgermeister. Es gebe auch in Wertheim Sympathisanten des russischen Machthabers und seines Handelns. „Das ist ein Problem“, räumte der Redner ein.
Er habe in den vergangenen Wochen zahlreiche Gespräche gerade auch mit Jüngeren geführt und dabei festgestellt, dass, selbst wenn es Sympathien für Putin gebe, niemand den Krieg befürworte. „Das ist ein kleiner, aber wichtiger gemeinsamer Nenner.“ Es gelte, Augen und Ohren offenzuhalten, eine klare Haltung zu zeigen, zuzuhören, zu informieren und zu überzeugen, auch Unterschiede auszuhalten und immer wieder das Gespräch zu suchen. „Das ist eine kommunalpolitische Herausforderung für uns alle.“
Der vom russischen Machthaber zu verantwortende Krieg „schafft Zerstörung, Leid, Tod und Trauer. Hunderttausende Mensch verlassen ihre Heimat“, fuhr Herrera Torrez fort. Die Aufnahme, Versorgung und Integration der Geflüchteten bedürfe einer großen, gemeinsamen Kraftanstrengung. Der Oberbürgermeister dankte den Wertheimerinnen und Wertheimern, die bereits jetzt mehr als 100 aus der Ukraine Geflohene aufgenommen haben. „Froh und dankbar“ sei er auch darüber, dass der Verein „Willkommen in Wertheim“ seine Aktivitäten wieder verstärkt habe.
Tag für Tag erreichten Geflüchtete in vierstelliger Zahl alleine Baden-Württemberg. Sie würden direkt der vorläufigen Unterbringung zugewiesen, für die der Landkreis zuständig sei. Dieser habe die Städte und Gemeinden um Unterstützung gebeten. In der Verwaltung sei der Arbeitsstab Ukraine gebildet worden. „Wir werden bereitstellen, was sinnvoll bereitgestellt werden kann“, versicherte der OB. Zur Unterbringung werden dringend Wohnraum benötigt, dazu zählten auch Ferienwohnungen. Auch die Nutzung von Hallen, insbesondere solche, in denen kein Schulsport stattfinde, müssen vorbereitet werden. Und eventuell müsse man über Container-Lösungen nachdenken.
Man werde die Zivilgesellschaft brauchen, wiederholte Herrera Torrez. Die Stadtverwaltung könne kein „Rundum-Sorglos-Paket“ anbieten, zumal sie nach zwei Jahren Corona-Pandemie „am Anschlag arbeitet“. Es werde zu Verzögerungen und Schwierigkeiten kommen. „Da muss dann die eine oder andere Beschwerde oder Befindlichkeit auch einmal hintenanstehen können.“ Er sei sich aber sicher, dass man gemeinsam die Herausforderung meistern könne. Dafür gebe es gerade in der Geschichte Wertheims viele Beispiele.
Diese Kraftanstrengung müsse man zusammen leisten, um das Leid zu lindern, das vom russischen Machthaber Wladimir Putin ausgehe, der zigtausende Menschen ins Unglück stürze, schloss OB Herrera Torrez. „Deshalb gilt unsere Solidarität der ukrainischen Bevölkerung. Deshalb stehen wir für den Frieden ein.“
Faktencheck: Coronaviren belegen den zweiten Platz der häufigsten Erkältungsviren