Deutsches Institut für Vermögensbildung und Alterssicherung DIVA
Frankfurt am Main (ots)
- Deutliche Mehrheit der Bevölkerung erwartet eine Reform
- Vorschläge zur Renditeverbesserung finden breite Zustimmung
- Wahlrecht für Verrentungsoption ist der richtige Weg
Die Empfehlungen der von der Bundesregierung eingesetzten Fokusgruppe private Altersvorsorge für eine Riester-Reform decken sich weitgehend mit den Bewertungen der Bevölkerung. Dies zeigt eine Umfrage des DIVA Deutsches Institut für Vermögensbildung und Alterssicherung. Befragt wurden 1.000 Bürgerinnen und Bürger mit fünf gleich großen Teilstichproben, nämlich Personen, die 1. aktiv einen Vertrag besparen, 2. bereits eine Riester-Rente beziehen, 3. den Vertrag nicht mehr besparen, 4. ihren Vertrag beendet oder 5. nie einen abgeschlossen haben.
Erhebliche Wissensdefizite zu Renditechancen
Geht es um die Frage, warum nicht mehr Menschen „riestern“, sind fehlende Kenntnisse ein wichtiger Grund. So haben 27,7 Prozent aller Befragten keine Vorstellung dazu, wieviel Rendite möglich ist. Ein Drittel (33,8 Prozent) geht davon aus, dass es weniger als fünf Prozent sind. Dazu Prof. Dr. Michael Heuser, Wissenschaftlicher Direktor des DIVA: „Die Vorstellung ist weit verbreitet, mit Riester sei keine Rendite möglich. Dabei wird oft der wesentliche Renditehebel, nämlich die Zulagenrendite, vergessen. Mit dieser können Riester-Sparer bis zu zweistelligen Renditen erreichen. Das wissen gerade einmal 14,1 Prozent der von uns Befragten.“
„Es besteht also wenig Bewusstsein für den Renditeturbo der Zulagen. Hier bedarf es mehr Aufklärung. Auch für 41,8 Prozent der Befragten ohne beziehungsweise 39,1 Prozent mit gekündigtem Vertrag ist die Rendite ausschlaggebend. Der Vorschlag der Fokusgruppe, Riester zu vereinfachen, um so die Kosten zu senken und die Rendite zu steigern, ergäbe einen Renditeschub. Gleiches gilt für die vorgeschlagene Dynamisierung der bisher fixen Zulagen“, so Heuser. 74,1 Prozent der Befragten würden Letzteres begrüßen.
Renditechance oder unbedingte Kapitalgarantie? Differenziertes Stimmungsbild
Geht es darum, die Renditechancen durch einen Verzicht auf die Bruttobeitragsgarantie zu erhöhen, ist das Stimmungsbild differenziert. 37,5 Prozent derjenigen, die einen Vertrag haben oder hatten und 53,4 Prozent der Befragten ohne Vertrag befürworten die 100-Prozent-Garantie. Umgekehrt wären 56,9 (34,9) Prozent mit einer Teil-Absicherung von 90 Prozent oder noch weniger einverstanden. „Die entscheidende Botschaft ist: Man sollte die Bürger selbst entscheiden lassen. Selbst bei den Jüngeren (18 bis 29 Jahre), die sonst eher höhere Risikobereitschaft zeigen, würden sich lediglich 16,7 Prozent für ein Produkt mit vollständigem Garantieverzicht entscheiden. Fast genauso viele in dieser Altersgruppe (13 Prozent) würden für das Gegenteil, den vollständigen Beitragserhalt, und zwei Drittel für eine Teil-Absicherung votieren“, sagt Heuser.
Wenig Präferenzen für lebenslang garantierte Renten
Einer der wohl am weitesten gehenden und von der Versicherungswirtschaft kritisierten Vorschläge der Fokusgruppe ist die Option, lebenslange Renten abwählen zu können. Bisher müssen mindestens 70 Prozent des angesparten Kapitals verrentet werden. Dazu Heuser: „Die bisherige Regelung war dafür gedacht, entstandene Lücken in der gesetzlichen Rente aufzufüllen. Und die wird lebenslang bezahlt. Dies hat Riester aber viel Flexibilität genommen und es für die uninteressant gemacht, die ausreichende Rente haben oder mehr auf Rendite setzen.“ Die Umfrageergebnisse zeigen tendenziell, dass die Fokusgruppe mit der Abwahlmöglichkeit richtig liegt: 34,7 Prozent aller Befragten würden befristete, dafür aber höhere monatliche Zahlungen, andererseits 20,4 Prozent eine lebenslange, aber niedrigere Rente bevorzugen.
Positionen der politischen Parteien
Interessant ist auch die Differenzierung der Umfrageergebnisse nach den Präferenzen für politische Parteien. Denn Bündnis90 / Die Grünen und Teile der SPD wollen Riester abschaffen, die FDP will reformieren, und auch die Union hatte in der zurückliegenden Legislatur für eine Reform geworben. Dazu Oliver Mathais, Geschäftsführer des Bundesverbands der Assekuranzführungskräfte VGA, eines der Trägerverbände des DIVA: „Wir begrüßen es sehr, dass die Politik einen erneuten Anlauf nimmt, Riester zu verbessern. Wir fordern das als Verband seit Jahren. Nach der Umfrage des DIVA deckt sich das mit zwei Dritteln (64,3 Prozent) der Bevölkerung. Dass selbst bei den Sympathisanten von Bündnis90 / Die Grünen, die Riester abschaffen wollen, 60,4 Prozent eher für eine Reform sind, sollte der Partei zu denken geben, ob sie hier im Sinne ihrer Wähler unterwegs ist.“
Persönliche Beratung unerlässlich
Fragt man diejenigen, die bislang von einem Abschluss abgesehen haben, ließen sich 65,7 Prozent davon noch nie dazu beraten. Bei denjenigen, die ihren Vertrag aktiv besparen, lassen sich hingegen 42 Prozent von einem selbständigen Berater und 40 Prozent in ihrer Bank oder Sparkasse beraten. Dazu Mathais: „Diese hohen Werte unterstreichen, wie wichtig gerade bei Riester Beratung ist. Und zwar auch während der Vertragslaufzeit, denn es gibt immer wieder Probleme mit den Zulagen, und ohne Berater sind die meisten dann überfordert. Es ist deshalb zu begrüßen, dass die Fokusgruppe davon abgesehen hat, eine Deckelung der Abschlusskosten zu empfehlen. Mit Deckel gäbe es keine Verbreitung.“
Die Sonderbefragung zur Riester-Rente wurden im Auftrag des DIVA von INSA-CONSULERE durchgeführt. Dazu wurden im Juni 2023 1.000 Bürgerinnen und Bürger ab 18 Jahre in Deutschland befragt. Die Ergebnisse sind auf der Webseite des DIVA abrufbar: www.diva.de. Halten Sie sich gerne auch über unseren Twitter-Kanal @DivaFinanzen auf dem Laufenden.
DIVA – Deutsches Institut für Vermögensbildung und Alterssicherung
Das Deutsche Institut für Vermögensbildung und Alterssicherung (DIVA) in Frankfurt am Main ist ein An-Institut der Fachhochschule der Wirtschaft (FHDW) und versteht sich als Meinungsforschungsinstitut für finanzielle Verbraucherfragen. Es wird von vier namhaften Vermittlerverbänden getragen: dem Bundesverband Finanzdienstleistung AfW, VOTUM, dem Bundesverband Deutscher Vermögensberater (BDV) und dem Bundesverband der Assekuranzführungskräfte VGA. Die Wissenschaftliche Leitung liegt bei FHDW-Professor Dr. Michael Heuser.
FHDW – Fachhochschule der Wirtschaft
Die private Fachhochschule der Wirtschaft (FHDW) wurde 1993 gegründet. Sie bietet an fünf Campus duale und berufsbegleitende Bachelor- und Master-Studiengänge in den Bereichen Betriebswirtschaft und Wirtschaftsinformatik an. Neben der engen Verzahnung von Theorie und Praxis durch die Kooperation mit rund 550 Unternehmen bietet die FHDW kleine Studiengruppen, intensive Betreuung, effiziente Studienorganisation und attraktive Karrieremöglichkeiten. Im Sommersemester 2023 sind 2.000 Studierende eingeschrieben. Sie werden von rund 50 Professoren und zahlreichen Lehrbeauftragten betreut. Seit ihrer Gründung hatte die FHDW 9.600 Absolventinnen und Absolventen. Weitere Informationen unter www.fhdw.de.
Pressekontakt:
Prof. Dr. Michael Heuser, Wissenschaftlicher Direktor
Deutsches Institut für Vermögensbildung und Alterssicherung
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