Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU)
Osnabrück/Mainz (ots)
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat angesichts der Herausforderungen beim Klima- und Umweltschutz ein vehementes Plädoyer für die „Stärke der Demokratie“ gehalten. „Dieser Ansatz wird dem Populismus und der Willkür einer Autokratie immer überlegen bleiben!“, sagte Steinmeier heute (Sonntag) bei der Verleihung des Deutschen Umweltpreises durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) in Mainz. Die DBU vergibt die Auszeichnung in Höhe von insgesamt 500.000 Euro einmal jährlich. Sie zählt zu den höchstdotierten Umwelt-Auszeichnungen Europas. Dieses Jahr teilen sich Moorforscherin Dr. Franziska Tanneberger und E-Mobilität-Wegbereiter Diplom-Ingenieur Thomas Speidel den Preis.
Bonde: Es geht schlicht um den Erhalt unserer Lebensgrundlagen
DBU-Generalsekretär Alexander Bonde forderte, sich trotz multipler Kriege und Krisen weltweit „mutig mit Tatkraft und Tag für Tag weiter für den Schutz von Klima, Umwelt, Ressourcen und Biodiversität starkzumachen. Es geht schlicht um den Erhalt der Lebensgrundlagen für Menschen, aber natürlich auch für Tiere und Pflanzen.“ Bonde weiter: „Wirtschaft und Wissenschaft sind immer wieder Ursprung pfiffiger und innovativer Ideen, um diese Zukunftsaufgabe zu bewältigen. Solche Erkenntnisse und Vorbilder haben wiederum das Zeug, andere Menschen zu wegweisenden Einfällen zu inspirieren.“ In Zeiten zunehmender Falsch-Nachrichten zu Klima- und Umweltthemen seien solche Mutmacher umso wichtiger, „damit wir beim Klima- und Umweltschutz nicht nachlassen“.
„Der klassische Verbrennungsmotor wird an sein Ende kommen“
An die Adresse von Thomas Speidel und mit Blick auf dessen Wirken bezog der Bundespräsident unter Verweis auf Carl Benz und Gottlieb Daimler als „zwei der visionärsten deutschen Erfinder“, die wie Speidel aus dem deutschen Südwesten stammten und „der ganzen Welt eine individuelle Mobilität“ ermöglicht hätten, klar Position. Steinmeier: „Der klassische Verbrennungsmotor, auf dem diese Mobilität beruhte, wird an sein Ende kommen.“ Wegen der „klimaverändernden“ Emissionen des Treibhausgases Kohlendioxid (CO2) „durch Pkw- und Lkw-Verkehr kann daran kein vernünftiger Zweifel bestehen“. Aber wie schnell E-Mobilität flächendeckend Wirklichkeit werde, hänge davon ab, „ob wir Mittel und Wege finden, die noch bestehenden technischen und faktischen Hindernisse im Alltag zu überwinden“. Genau hier liegt laut Steinmeier „die Stärke der Demokratie“: Denn sie ermögliche, „Sackgassen, Schwachpunkte, Fehler, die auf dem unbekannten Weg zu einem umfassenden und nachhaltig wirksamen Klima- und Umweltschutz unvermeidlich sind, immer wieder zu korrigieren“. Allein in einer Demokratie sei auszuhandeln, „wie schnell und wie entschieden wir diesen oder jenen Weg gehen wollen – oder genauer gesagt: gehen müssen“. Ebenso wichtig sei, „welcher Ausgleich fairerweise für diejenigen notwendig ist, die vor gravierenden Umbrüchen stehen und diese eben nicht so leicht stemmen können wie andere“. Preisträger Speidel etwa habe eine Lösung für neue Wege in der Elektromobilität gefunden: Wie nämlich ein E-Auto in kürzester Zeit auch an Orten aufzuladen ist, wo ein ausgebautes Stromnetz für die Ladeinfrastruktur fehlt.
Intakte Moore bedeutend für ein gutes Klima und die Biodiversität
Moorforscherin Tanneberger, die unter anderem am ersten globalen Moor-Zustandsbericht mitgewirkt hat, wird von der DBU mit dem Deutschen Umweltpreis ausgezeichnet, weil sie laut Bonde „als treibende Kraft die Revitalisierung von Mooren vorangebracht und es zugleich geschafft hat, Brücken zwischen Wissenschaft, Politik und Landwirtschaft zu bauen“. Tannebergers Leistung würdigte der Bundespräsident ebenfalls mit klarer Haltung – inklusive eines rhetorischen Ausflugs in die Dichtung. Das Moor sei „oft wenig geschätzte Landschaft“ gewesen, so Steinmeier. Unter anderem habe dies dazu geführt, „dass die Moore wenig wertgeschätzt, leichthin geopfert, trockengelegt und der landwirtschaftlichen Nutzung zugeführt wurden“. Trockengelegte Moore haben zur Folge, dass in großen Mengen klimaschädliches Treibhausgas entweicht. Nach Steinmeiers Worten ist Moor in Erzählungen, Romanen, Liedern und Lyrik kaum Thema – und wenn, dann eher in düsteren Varianten wie etwa bei der westfälischen Dichterin Annette von Droste-Hülshoff. Tanneberger sei es jedoch gelungen, ein Bewusstsein dafür zu schaffen, „wie bedeutend intakte Moore für ein gutes Klima und auch für die Biodiversität sind“.
Radikale Transformation gewagt: vom Ausrüster für Verbrennungsmotoren zum Vorreiter der E-Mobilität
Elektrotechnik-Ingenieur Thomas Speidel (57) ist Geschäftsführer des mittlerweile an der Börse gelisteten Unternehmens ads-tec Energy in Nürtingen bei Stuttgart mit weiteren Standorten unter anderem in Klipphausen bei Dresden und Auburn im US-Bundesstaat Alabama. In seinem Portfolio sind mehr als 60 deutsche und internationale Patentanmeldungen. Die DBU zeichnet ihn mit dem Deutschen Umweltpreis einerseits aus, weil er mit seinen Innovationen von batteriegepufferten Schnellladesystemen namens ChargeBox und ChargePost das Stromtanken von E-Fahrzeugen minutenschnell statt stundenlang ermöglicht und damit für mehr Tempo beim Ausbau der Elektromobilität sorgt. Andererseits, weil er mit seinem Betrieb selbst eine radikale Transformation gewagt hat: vom Ausrüster für Verbrennungsmotoren zu einem Vorreiter der E-Mobilität. Moorforscherin Tanneberger (46) wiederum ist Co-Leiterin des Greifswald Moor Centrums und setzt sich unermüdlich für die Wiedervernässung von Mooren ein. Ihre Stimme hat national und international großes Gewicht, etwa auf der Weltklimakonferenz 2023 in Dubai. Dabei sind Moorschutz und Moornutzung für sie kein Widerspruch. Tanneberger habe es geschafft, „für besseren Schutz von Klima und Biodiversität Bäuerinnen und Bauern ins Boot zu holen, weil man Moore nämlich auch nass nutzen kann“, so DBU-Generalsekretär Bonde.
Hintergrund:
Mit dem 2024 zum 32. Mal verliehenen Deutschen Umweltpreis der DBU werden Leistungen von Menschen ausgezeichnet, die vorbildlich zum Schutz und Erhalt der Umwelt beitragen. Kandidatinnen und Kandidaten werden der DBU vorgeschlagen. Berechtigt dazu sind etwa Arbeitgeberverbände und Gewerkschaften, Kirchen, Umwelt- und Naturschutzverbände, wissenschaftliche Vereinigungen und Forschungsgemeinschaften, Medien, das Handwerk und Wirtschaftsverbände. Selbstvorschläge sind nicht möglich. Eine vom DBU-Kuratorium ernannte Jury unabhängiger Fachleute aus Wirtschaft, Wissenschaft, Technik und gesellschaftlichen Gruppen empfiehlt dem DBU-Kuratorium Preisträgerinnen und Preisträger für das jeweilige Jahr. Das DBU-Kuratorium fällt die endgültige Entscheidung. Infos zum Deutschen Umweltpreis und Ausgezeichneten: https://www.dbu.de/umweltpreis.
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