Harte Strafen für Tierrechtsverstöße in Schlachthäusern gefordert
Stuttgart, 25. Januar 2023 – Tierschutzverstöße in deutschen Schlachtbetrieben endlich entschlossen bestrafen: Mit einer aufsehenerregenden Aktion macht PETA am Donnerstag ab 11:30 Uhr vor dem Ministerium für Ländliches und Verbraucherschutz in Stuttgart auf Tierrechtsverstöße in Baden-Württembergischen Schlachtbetrieben aufmerksam. Anlass ist eine neue Recherche über die Schäferei Karl Kurz in Eberdingen (Landkreis Ludwigsburg). In dem Betrieb wurden Schafe ohne die gesetzlich vorgeschriebene Betäubung und ohne eine Genehmigung zum Schächten per Kehlenschnitt getötet. Bei zahlreichen weiteren Schafen wurden Elektrozangen falsch verwendet und Reflexkontrollen sowie Nachbetäubungen nicht durchgeführt. Während der Protestaktion übergießen sich mehrere PETA-Aktivistinnen und Aktivisten in Tiermasken mit Eimern voll Kunstblut – eine weitere Person steht in Schlachterschürze und mit Messer daneben. Auf einem großen Banner steht „Wir. Gemeinsam. Für Tierrechte“. Die Tierrechtsorganisation fordert Landwirtschaftsminister Peter Hauk auf, seiner Verantwortung für den Tierschutz nachzukommen und bei Tierschutzverstößen in Schlachthäusern weitgehende Strafen bis hin zur Betriebsschließung durchzusetzen.
„Dies ist bereits der fünfte Schlachthaus-Skandal in fünf Jahren. Offenbar verwechselt Herr Hauk das Tierschutzgesetz mit einem Tiernutzgesetz. Die kameragestützten Überwachungssysteme in Schlachthäusern sollen wohl eher dazu dienen, Tierschützerinnen und Tierschützer vom Aufdecken solcher Skandale abzuhalten“, so Agrarwissenschaftlerin Scarlett Treml, Fachreferentin für Tiere in der Ernährungsindustrie bei PETA. „Wir erinnern daran, dass gegen Herrn Hauk im Fall ‚Horror-Schlachtbetrieb Gärtringen‘ bereits ein Strafverfahren wegen des Verdachtes auf Beihilfe zur Tierquälerei lief. Tierschutz ist als Staatsziel in unserem Grundgesetz verankert. Wir fordern den Landwirtschaftsminister auf, endlich Verantwortung zu übernehmen und für unangekündigte, konsequente, unabhängige Kontrollen zu sorgen. Auffällige Betriebe müssen für immer geschlossen werden.“
Mangelhafte Kontrollen und Fehlbetäubungen sind Standard in der Tierindustrie
In deutschen Schlachthöfen liegt die Rate der unzureichenden Betäubung nach Angaben der Bundesregierung je nach Betäubungsart bei Schweinen zwischen 3,3 und 12,5 Prozent und bei Rindern zwischen vier und neun Prozent. Das sind jährlich weit über fünf Millionen Schweine und mehr als 300.000 Rinder – die Dunkelziffer dürfte nach PETAs Schätzung weit höher liegen. Für Schafe liegen keine Daten vor.
In ihrer derzeitigen Form sind kameragestützte Überwachungssysteme keine Lösung
Viele Schlachtbetriebe in Baden-Württemberg haben mittlerweile freiwillig Kameras zur Überwachung der Arbeitsabläufe installiert, die aber, wenn überhaupt, nur von ihnen selbst ausgewertet werden. Die Bundesregierung erwägt laut Koalitionsvertrag, in größeren Schlachtbetrieben eine allgemeine Pflicht zur Kameraüberwachung einzuführen. Dass dies jedoch PETAs Auffassung nach trotzdem nur der Verbrauchertäuschung dient, zeigt der Fall Backnang. In einem Schlachthof-Skandal wurden dort im Herbst 2022 ein missbräuchlicher Umgang mit den Tieren, eine hohe Fehlbetäubungsrate sowie bauliche Mängel aufgedeckt. Trotz Kameraüberwachung hielten sich weder die Mitarbeiter noch anwesende Veterinäre an geltendes Recht.
PETAs Motto lautet in Teilen: Tiere sind nicht dazu da, dass wir sie essen oder sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Form von Diskriminierung, bei der Tiere aufgrund ihrer Artzugehörigkeit abgewertet werden.
Details zur Aktion:
Datum: Donnerstag, 26. Januar 2023
Uhrzeit: 11:30 – 12:30 Uhr
Ort: Ministerium für Ländliches und Verbraucherschutz, Kernerplatz 10, 70180 Stuttgart
Ansprechpartner vor Ort: Scarlett Treml (den telefonischen Kontakt stellen wir auf Anfrage gerne her)
Weitere Informationen:
PETA.de/Themen/Im-Schlachthof
Pressekontakt:
Jonas Meyerhof, +49 711 860591-523, [email protected]
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