Mainz (ots)
Bitte anschnallen, liebe Rentner: Herzlichen Glückwunsch zu diesem Schluck aus der Pulle, aber er ist ein teures Geschenk. Die üppige Fünf-Prozent-Erhöhung für 2022 liegt zwar nur knapp über dem aktuellen Inflationsniveau. Aber erstens ist nicht ausgemacht, dass uns dieses Problem auch noch im kommenden Jahr drückt. Und zweitens orientieren sich die Rentenanpassungen nicht an der Inflation, sondern an der Lohnentwicklung. Und die fällt aktuell nur so hoch aus, weil das Lohnniveau – der Corona-Kurzarbeit sei Dank – zuvor um 2,34 Prozent abgesackt war. Um genau diese 2,34 Prozent stehen sich die Rentner besser als Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Das muss man den Rentnern nicht neiden. Gerecht ist das mit Blick auf die jüngeren Generationen – die jetzigen und künftigen Beitragszahler – allerdings nicht. Zumal die Rentner zu den Gruppen gehören, die in den Hochzeiten von Corona mangels Konsummöglichkeiten mehr Ersparnisse auf die Seite legen konnten – im Gegensatz zu Selbstständigen, Freiberuflern oder Kurzarbeitern. Die Politik kann drei Kreuze machen, dass die Jungen nur gegen die Erderwärmung auf die Straße gehen und nicht gegen einen Generationenvertrag, der nicht erst jetzt schwer Schlagseite bekommen hat. Das Problem dabei: Weil die Jungen nicht genug Druck machen, baut auch die künftige Ampel-Regierung ihre Rentenpolitik wieder nur auf Hoffnungen auf (mehr erwerbstätige Frauen; mehr qualifizierte Zuwanderung; weniger Frühverrentungen), die so nicht eintreten werden. Daran ändert auch der richtige, aber zu zaghafte Schritt nichts, das bisherige Rentensystem um Kapitalmarktanlagen zu ergänzen. Testurteil: unsolidarisch.
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