Mainz (ots)
Der neu etablierte „Rassismusmonitor“ hält uns in recht deutlicher Weise den Spiegel vor. Ich rede absichtlich von „wir“, denn von Rassismus kann sich keine und keiner freisprechen. Erleben werden ihn freilich hierzulande nur jene, die nicht dem Klischeebild des Deutschen entsprechen. Und, ja: Rassismus beginnt nicht erst dort, wo Bürger gezielt von der Polizei kontrolliert werden, eine Arbeitsstelle oder Wohnung nicht bekommen, weil ihre Hautfarbe eine andere ist oder ihr Name „fremd“ klingt. Das vermeintliche Kompliment „Sie sprechen aber gut Deutsch“ ist ein verbaler Übergriff, weil meist „…für einen Ausländer“ mitgedacht ist. Auch den vermeintlich wohlwollenden Griff in die „exotischen“ Haare empfinden Betroffene als Demütigung, weil sie auf ihr Andersaussehen reduziert werden. Wer das als Ausdruck von politischer Korrektheit oder Hyperempfindlichkeit abtut, hat derlei noch nicht erlebt und das Problem nicht verstanden. Die Bekämpfung des Rassismus ist, abseits wohlfeiler Sonntagsreden, tatsächlich eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, unabhängig von politischer Gesinnung, religiösem Bekenntnis oder eigener Betroffenheit – denn: siehe oben. Dass Antirassismus aus einer bestimmten politischen Ecke besetzt und damit oft genug instrumentalisiert wird, um pauschale Verunglimpfungen gegen Staat oder Polizei auszusprechen, hilft der Sache nicht weiter, sondern schreckt viele eher ab, sich ebenfalls zu engagieren. Doch wer diesen Kampf nicht kämpft oder erst gar nicht die Notwendigkeit dazu erkennt, findet sich damit ab, dass Rassismus weiter tötet. Wie in Rostock, Mölln, Solingen, Hanau oder bei der Mordserie des NSU.
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