Mainz (ots)
Der chinesische Spionageballon kam Joe Biden bestimmt nicht ganz unrecht: Traditionell werfen die US-Republikaner demokratischen Präsidenten vor, außenpolitisch nicht hart genug vorzugehen, und bald beginnt der Wahlkampf für die nächste Präsidentenwahl. Außerdem sehen nicht wenige Amerikaner China als den geopolitischen Gegner, den es mit aller Härte, auch mit Waffengewalt, zu bekämpfen gilt. Dabei ist so ein Ballon keine große Sache. Es gibt genügend Satelliten, mit denen sich Großmächte gegenseitig ausspähen, es gibt auch sonst ein ganzes Sammelsurium an Mitteln der Spionage. Da ist so ein Ballon zwar einerseits bedrohlich – weil er anders als Satelliten über einem Ort stehen und diesen 24 Stunden am Tag ausspähen kann. Andererseits ist es jedoch nicht ungewöhnlich, dass man in diesen Kreisen den Blick über den Zaun wagt. Es ist aber gleichzeitig auch klar, dass man sich dagegen wehren darf. Deshalb war der Abschuss natürlich legitim – und China bleibt der Auslöser der Krise. Allerdings wetterleuchtet bei alldem eine viel größere Auseinandersetzung. Da gibt es US-Generäle, die öffentlich von einem amerikanisch-chinesischen Krieg im Jahr 2025 reden. Da gibt es die Konfrontation Pekings mit der Inselrepublik Taiwan und die Beistandsbekundungen für Taipeh aus Washington. Da gibt es die aggressive Großmachtpolitik Chinas im Südchinesischen Meer. Und da gibt es die Allianz der Volksrepublik mit einem Russland, das Europa überfällt. Genug Stoff ist das schon für eine beängstigende, gewaltträchtige Auseinandersetzung zwischen einer bestehenden Supermacht und einer solchen, die das gerade geworden ist. Der Ballon, sein Abschuss und die Folgen dürften die Konflikte verschärfen. Es ist hoffentlich aber keine düstere Prophezeiung für die nahe Zukunft.
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