Deutschland folgt einem Reflex
Frankfurt (ots)
Herkunft macht keine Täter. Niemand wird als Straftäter geboren, und ein Pass sagt nichts über die Gewalttätigkeit einer Person aus. Diese Erkenntnisse sollten selbstverständlich sein. Das sind sie aber offensichtlich nicht in einer Gesellschaft, in der die politische und publizistische Rechte den Kampf gegen Migration zu ihrem Hauptthema erklärt hat. Es ist ein Muster, das sich seit Jahren wiederholt.
Nun hat sich für die rechten Populisten ein neuer, schrecklicher Anlass gefunden. Im Regionalzug von Kiel nach Hamburg hat ein Mann zwei Menschen erstochen, eine 16-jährige Jugendliche und deren 19-jährigen Bekannten. Der Täter verletzte sieben weitere Menschen.
Wieder ist der Täter ein Mann, wie meistens bei Verbrechen. Hebt in Deutschland jetzt eine Debatte darüber an, wie gefährlich Männer sind und was zur Prävention gegen solche Taten getan werden müsste?
Deutschland folgt einem anderen Reflex. Es führt eine Debatte über Integrationsprobleme und Abschiebungen. Weil der mutmaßliche Täter ein staatenloser Palästinenser war, der noch vor wenigen Tagen wegen eines Körperverletzungsdelikts in Haft saß. Einen Tag nach den Messerstichen teilte die Polizei mit, die Hintergründe der Tat seien weiterhin unbekannt. Da tobte bereits seit Stunden der rechte Mob in den sozialen Netzwerken. (…) Die Gewalt wird instrumentalisiert für Hass. (…)
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