Im gut gefüllten und architektonisch eindrucksvollen Kuppelsaal der aula academica der TU Clausthal wird das Symposium abgehalten.
Der zweite Tag des langen Festwochenendes, das das Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) anlässlich des Jubiläums „500 Jahre Bergbehörde“ in Clausthal-Zellerfeld (Landkreis Goslar) feiert, widmete sich vor allem dem Fachpublikum. Beim mit 150 Gästen gut besuchten montanhistorischen Symposium in der aula academica der TU Clausthal ging es genauso um die Frage, worauf sich die Tatsache begründet, dass sich das LBEG mit einer 500-jährigen Historie älteste Landesbehörde Niedersachsens nennen darf, wie auch um die Zukunft der modernen und digitalisierten Bergbehörde.
LBEG-Präsident Carsten Mühlenmeier betonte in seiner Begrüßung, dass es wichtig sei, sich seiner Vergangenheit bewusst zu sein und diese der Nachwelt zu erhalten. Genauso wichtig sei es aber auch, sich in einer modernen Welt als moderne Behörde zu präsentieren, die die Herausforderungen der Zukunft annehme und mitgestalte. Sein Dank galt der Technischen Universität Clausthal, die die aula academica mit ihrem architektonisch eindrucksvollen Kuppelsaal als Tagungsort zur Verfügung gestellt hatte.
LBEG-Präsident Carsten Mühlenmeier begrüßt 150 Gäste zu der Veranstaltung.
Die hochkarätig besetzten Vorträge beleuchteten den Bergbau und die Bergbehörde mit ganz unterschiedlichen Aspekten. In den historischen Beiträgen ging es natürlich um Wolf Sturtz, auf den der Beginn der bergbehördlichen Tätigkeit im Oberharz im Jahr 1524 zurückgeht, wie Ulrich Reiff und Dr. Frank Schuster ausführten. Dr. Wilfried Ließmann und Lutz Markworth beleuchteten die Entwicklung des Bergbaus im Harz, während Dr. Stephan Lütgert die Erdölgewinnung in Niedersachsen in den vergangenen 150 Jahren in den Mittelpunkt rückte. Die Bedeutung des „Gedächtnisses“ der Bergbehörde erläuterte die Leiterin des Clausthaler Bergarchivs, Dr. Roxane Berwinkel, während Prof. Dr. Mathias Döring die Entstehung des UNESCO-Welterbes Oberharzer Wasserregal durch den Bergbau aufzeigte.
Interessante Einblicke gab Prof. Dr. Sven-Joachim Otto, der Möglichkeiten aufzeigte, wie sich das Bergrecht auf Bundesebene in den kommenden Jahren entwickeln könnte. Wie gut Bergbau und Umweltschutz vereinbar sind, erläuterte Diplom-Biologe Oliver Fox. Und dass die Spätfolgen des jahrhundertelangen Bergbaus für die Wälder im Harz in den kommenden 50 Jahren nicht mehr zu spüren sein werden, prognostizierte der Präsident der Niedersächsischen Landesforsten, Dr. Klaus Merker.
Das LBEG beteiligte sich selbst an dem Symposium mit gleich vier Beiträgen. Uta Struwe zeigte, wie präzise das Markscheidewesen schon vor Jahrhunderten war und wie wertvoll diese Vermessungs- und Kartierungsarbeiten im Bergbau auch heute noch sind. Stefan Wittke beleuchtete die Rolle der Bergbehörde im Dritten Reich. Und der Abteilungsleiter Bergbau, Klaus Söntgerath, blickte einerseits auf die Entwicklung des Oberbergamts nach dem Zweiten Weltkrieg zum heutigen LBEG. Andererseits wagte er einen Blick in die Zukunft anhand der heutigen und heute schon abzusehenden Aufgaben, die das Landesamt noch lange beschäftigen werden.
Am späten Freitagabend begann dann mit einem Bühnenprogramm das Stadtfest, das dieses Jahr unter dem Motto Zusammenschluss von Clausthal und Zellerfeld vor 100 Jahren steht. LBEG und Stadt begehen ihre Jubiläen gemeinsam mit einem großen Festprogramm, das vom Stadtfest umrahmt wird. Schon am morgigen Samstag geht es weiter, wenn ein absoluter Höhepunkt des Festwochenendes auf dem Programm steht und Deutschlands größte Bergparade mit knapp 1100 Teilnehmern durch die Stadt zieht – angeführt von Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies und LBEG-Präsident Carsten Mühlenmeier in seiner mit einem Berghauptmann zu vergleichenden Position und mit entsprechender Ausstattung sowie von Clausthal-Zellerfelds Bürgermeisterin Petra Emmerich-Kopatsch. Die Abnahme der Bergparade vor dem LBEG-Dienstsitz, dem historischen Oberbergamtsgebäude am Marktkirchenplatz, ist ab 14.30 Uhr geplant.
Bis dahin gibt es schon viel auf der Vereinsmeile auf der Hauptgeschäftsstraße, der Adolph-Roemer-Straße, zu erleben, durch die auch die Bergparade zieht. In die Vereinsmeile integriert sind die Stände des LBEG, in denen es über seine Historie und seine aktuelle Arbeit informiert. Erstmals ist auch der Innenhof des LBEG-Dienstsitzes in das Stadtfest einbezogen und versprüht angenehme Biergarten-Atmosphäre.
Das fast 300 Jahre alte Dienstgebäude des LBEG steht dann am Sonntag, 8. September, im Mittelpunkt. Das traditionsreiche Domizil des früheren Oberbergamts öffnet seine Pforten für Führungen im Rahmen des bundesweiten „Tages des offenen Denkmals“. Derweil geht das Stadtfest mit der Vereinsmeile und einem umfangreichen Bühnenprogramm weiter.
Weitere Infos:
Das LBEG ist Bergbehörde für Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Hamburg und Bremen sowie für das Küstenmeer und die deutsche Ausschließliche Wirtschaftszone, Bodenfachbehörde und Staatlicher Geologischer Dienst für Niedersachsen, Niedersächsischer Geothermiedienst und Niedersächsischer Erdbebendienst.
Anlass für das Jubiläum: Im Jahr 1524 entsandte Graf Steffan Schligk den Bergmeister Wolff Sturtz aus Sankt Joachimsthal (dem heutigen Jáchymov im tschechischen Teil des Erzgebirges) an Herzog Heinrich den Jüngeren, um im Oberharz das bergbehördliche Tun aufzunehmen und den Bergbau unter geordnete staatliche Aufsicht zu stellen. Das 500 Jahre alte Dokument, ein Brief des Grafen an den Herzog, liegt bis heute im Clausthal-Zellerfelder Bergarchiv. Es gilt als der älteste Nachweis für den Beginn bergbehördlicher Tätigkeit im Oberharz und damit als Geburtsstunde des heutigen LBEG.
Die ehemals freien Bergstädte Clausthal und Zellerfeld wurden 1554 beziehungsweise 1532 gegründet und schlossen sich 1924 zu einer Stadt zusammen.
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