Wertheim : Koordinierungstreffen – Bessere Vernetzung der Flüchtlingsbetreuung

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Ohne Ehrenamtliche geht es nicht. Hier begleiten Claudia Schomber und Claudia Ühlein Familie Karkaniwi bei einem Termin im Bürger-Service-Zentrum. Foto: Stadt Wertheim

Bessere Vernetzung der Flüchtlingsbetreuung

Erstes Koordinierungstreffen auf Einladung der Stadt

Die Betreuung geflüchteter Menschen in Wertheim ist ein großes Aufgabenfeld. Seit einem Jahr verstärkt werden der Stadt Wertheim Flüchtlinge zur so genannten kommunalen Anschlussunterbringung zugewiesen. Für die Stadtverwaltung war dies Anlass, alle mit dieser Aufgabe befassten Behörden und Beratungsstellen zu einem Koordinierungstreffen einzuladen. Wer macht was? Wo gibt es Überschneidungen oder Lücken? Was klappt gut, was muss verbessert werden? Das waren die zentralen Fragen, die im Sitzungssaal des Rathauses im Mittelpunkt standen. Am Ende blieb es nicht bei einem allgemeinen Austausch, sondern man benannte drei konkrete Vorhaben, die nun angegangen werden.

Oberbürgermeister Stefan Mikulicz stellte in seiner Begrüßung fest, dass ganz viele und ganz unterschiedliche Institutionen auf diesem Aufgabenfeld tätig sind. „Umso größer ist der Abstimmungsbedarf und umso wichtiger ist es, dass wir die Kräfte bündeln.“ Besonders dankbar war er für das „großartige Engagement, das ehrenamtliche Paten bei der Betreuung der Flüchtlinge leisten.“ Ihrer individuellen Begleitung sei zu verdanken, dass die Menschen sich angenommen fühlen und der soziale Frieden in Wertheim gewahrt bleibe.

An die hauptamtlichen Vertreter der Behörden und Wohlfahrtsverbände gewandt warnte er vor einer Überforderung der Ehrenamtlichen. „Wir müssen dafür sorgen, dass die Freiwilligen Kapazität für das haben, was kein Amt und keine Behörde leisten kann: die persönliche Zuwendung und die soziale und kulturelle Teilhabe in unserer Stadt.“

Dezentrale Unterbringung

Den weiteren Verlauf der Koordinierungsrunde moderierte Volker Mohr, Flüchtlingsbeauftragter der Stadtverwaltung. Er gab zunächst einen Überblick über den Stand der Aufnahme geflüchteter Menschen in Wertheim. In der kommunalen Anschlussunterbringung leben derzeit 59 Personen. Die Zahl geflüchteter Menschen in Wertheim liegt aber tatsächlich höher, nämlich bei etwa 120 Personen. Denn hinzu kommen Flüchtlinge, die noch vor Inkrafttreten der Wohnsitzauflage oder im Rahmen der Familienzusammenführung nach Wertheim gezogen sind.

Bei den Menschen, die der Stadt vom Landkreis zur Anschlussunterbringung zugewiesen werden, ist die Verwaltung für die Versorgung mit Wohnraum zuständig. Wertheim verfolgt dabei von Beginn an das Prinzip der dezentralen Unterbringung. Es gibt also keine Konzentration in einer Gemeinschaftsunterkunft, sondern eine Verteilung auf viele Stadtteile und Ortschaften. Dezernatsleiter Helmut Wießner, gleichzeitig Leiter des Eigenbetriebs Gebäudemanagement, nannte als aktuelle Standorte die Kernstadt, Bestenheid, Eichel und Wartberg, außerdem die Ortschaften Bettingen, Dertingen, Dörlesberg, Lindelbach und Sonderriet.

Helmut Wießner erläuterte die Vorgehensweise der Verwaltung. „Überwiegend haben wir Wohnraum aktiviert, der dem allgemeinen Wohnungsmarkt vorher nicht zur Verfügung stand.“ Ortsvorsteher oder Hausbesitzer bieten Leerstände an, gemeinsam mit der Städtischen Wohnbaugesellschaft prüft die Verwaltung dann, ob und mit welchem Aufwand die Wohnung bezugsfertig gemacht werden kann. Die Verwaltung mietet die Wohnungen dann an und rechnet die entsprechenden Leistungen mit dem Jobcenter ab. So hat der Vermieter nicht nur eine garantierte Mieteinnahme, sondern auch keine Lauferei mit Behördengängen.

Noch ist Wertheim die einzige Kommune im Landkreis, die bei der Unterbringung geflüchteter Familien auf diese Weise in Vorleistung geht. Wolfgang Pempe, Geschäftsführer des Diakonischen Werks, lobte diese Praxis als „sehr hilfreich.“ Und er prognostizierte, dass andere Kommunen folgen werden, „weil es anders nicht mehr funktioniert.“

Weitere 200 Menschen in 2017

Die Wohnungen, die man in Wertheim derzeit in Aussicht hat, reichen zur Unterbringung weiterer 45 Personen. „Aber ab dem Frühjahr 2017 müssen wir dann andere Lösungen finden,“ kündigte Helmut Wießner an. Denn nach der Prognose des Landkreises werden der Stadt im Laufe des Jahres 2017 insgesamt etwa 200 Personen neu zugewiesen.

Das „Dach über dem Kopf“ ist die erste und dringlichste Aufgabe bei der Aufnahme von Flüchtlingen. Viele weitere kommen hinzu. Die Teilnehmer der Koordinierungsrunde schilderten ihre Zuständigkeiten und ihre Arbeit. Sie reicht von Sicherstellung des Lebensunterhalts über die Beratung in Fragen des Asylverfahrens bis hin zur Vermittlung in Ausbildung und Arbeit. Vor allem die Beratungsstellen der Diakonie, der Caritas und der Migrationsberatung des DRK berichteten von einem spürbaren Anstieg des Beratungsbedarfs. Umso wichtiger sind eine gute Vernetzung aller Akteure und eine klare Definition der Schnittstellen.

Die Vertreter von „Willkommen in Wertheim“ in der Koordinierungsrunde: (von rechts) Vanessa Hasani, Patenkoordinatorin Claudia Ühlein und Artur Rösch. Foto: Stadt Wertheim
Die Vertreter von „Willkommen in Wertheim“ in der Koordinierungsrunde: (von rechts) Vanessa Hasani, Patenkoordinatorin Claudia Ühlein und Artur Rösch. Foto: Stadt Wertheim

Ehrenamtliche Paten entlasten

Darauf sind – als wichtigstes Glied in der Betreuungskette – vor allem die ehrenamtlichen Paten angewiesen. Rund 40 Personen sind es derzeit, die unter Federführung des Vereins „Willkommen in Wertheim“ den Neuankömmlingen helfen, sich im neuen Lebensumfeld zurechtzufinden. Sie begleiten die Familien bei Behördengängen und Arztterminen, kümmern sich um Anmeldung in Kindergarten und Schule, erklären Formulare, Bescheide und Anträge, informieren über Einkaufsmöglichkeiten und Fahrpläne, nehmen ihre Schützlinge zu Veranstaltungen mit, übernehmen Fahrdienste und Transporte. Kurzum: Sie sind Ansprechpartner und Kümmerer in allen Fragen des täglichen Lebens.

Patenkoordinatorin Claudia Ühlein schilderte, wie bereichernd diese Arbeit ist. Sie stellte aber auch klar, dass die Kapazitäten mit dem jetzigen Patenpool an der Grenze sind. Um die Neuankömmlinge des Jahres 2017 betreuen zu können, brauche es dringend Verstärkung.

Drei konkrete Vorhaben

Als dringlichste Aufgabe definierte die Koordinierungsrunde deshalb, weitere ehrenamtliche Paten zu gewinnen, sie zu unterstützen und zu entlasten. Eine Arbeitsgruppe wird sich in Kürze zusammensetzen und Ideen für eine Werbeoffensive entwickeln.

Ein weiteres konkretes Vorhaben ist ein Wegweiser mit genauen Informationen darüber, wer für was zuständig ist, mit Verfahrensbeschreibungen, Adressen und Ansprechpartnern. Damit sollen die Paten von der ungeliebten Bürokratie entlastet und die Zusammenarbeit der zuständigen Stellen verbessert werden. Grundlage für diesen Wegweiser wird ein Leitfaden sein, den Claudia Ühlein für den Pateneinsatz bereits zusammengestellt hat. Er wird überarbeitet, ergänzt und erweitert und in der Endfassung, so ein Vorschlag aus der Runde, als „digitales Handbuch“ zur Verfügung gestellt.

Als dritte konkrete Maßnahme hat man sich vorgenommen, einen Dolmetscherpool zu bilden. Manche Termine und Behördengänge brauchen eine muttersprachliche Übersetzung. Die Verantwortung dafür, so die Einsicht in der Koordinierungsrunde, darf nicht den ehrenamtlichen Paten aufgeladen werden.

Flüchtlingsbeauftragter Volker Mohr bedankte sich am Ende für die Bereitschaft zur Zusammenarbeit und kündigte an, „dieser ersten Einladung werden weitere folgen.“

Eine gute Vernetzung in der Flüchtlingsbetreuung ist das Ziel der Koordinierungsrunde, zu der die Stadt Wertheim eingeladen hatte. Foto: Stadt Wertheim
Eine gute Vernetzung in der Flüchtlingsbetreuung ist das Ziel der Koordinierungsrunde, zu der die Stadt Wertheim eingeladen hatte. Foto: Stadt Wertheim

Teilnehmer der Koordinierungsrunde

An dem Auftakttreffen zur besseren Vernetzung der Flüchtlingsbetreuung in Wertheim hatten folgende Institutionen und Personen teilgenommen:

* Willkommen in Wertheim: Claudia Ühlein, Vanessa Hasani, Artur Rösch und Mirco Göbel
* Amt für Soziale Sicherung, Teilhabe und Integration des Landkreises: Amtsleiter Jürgen Gotthard
* Jobcenter Main-Tauber: Geschäftsführer Hubert Hornung
* Caritasverband: Nadja Hildebrandt für die Integrationshilfe und Timo Weise als Stadtteilkoordinator Wartberg
* Diakonisches Werk: Geschäftsführer Wolfgang Pempe und Elke Hauenstein, Beratungsstelle Wertheim
* Ökumenische Fachstelle für Flüchtlingshilfe im Main-Tauber-Kreis: Alex Schuck
* Deutsches Rotes Kreuz: stellvertretender Kreisgeschäftsführer Tobias Stindl
* Migrationsberatung und Jugendmigrationsdienst des DRK: Felix Müller und Irena Frank
* Kolpingbildungswerk: Integrationslotsin Mareike Löffler
* Stadt Wertheim: Dezernent Helmut Wießner, Flüchtlingsbeauftragter Volker Mohr, Angela Steffan, Referat Familie, Jana Seifert und Kati Hoffmann vom Eigenbetrieb Gebäudemanagement, Martin Halscheidt vom Bürger-Service-Zentrum

Stadtverwaltung Wertheim

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