Ernährung ist eine Frage der sozialen Gerechtigkeit

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„Von der Vision zur Wirklichkeit – Mit der Ernährungsstrategie gegen Ernährungsarmut und für eine gesunde und nachhaltige Verpflegung für alle“: Unter diesem Motto debattierten am 28. September Mitglieder der SPD-Bundestagsfraktion im Onlinedialog mit Expert:innen. In seiner Eröffnungsrede wies der SPD-Fraktionsvorsitzende Dr. Rolf Mützenich darauf hin, dass Ernährungspolitik eine Querschnittsaufgabe sei. Zwar erstelle das BMEL federführend die im Koalitionsvertrag verabredete Ernährungsstrategie; jedoch braucht es für eine echte Ernährungswende alle. Er erhoffe sich viele Impulse aus der Runde der Expert:innen, die im Paul-Löbe-Haus zusammenkamen, um in zwei Panels zu diskutieren und sich auszutauschen. Susanne Mittag, ernährungspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion betonte, dass es für alle leichter werden müsse, sich gesund zu ernähren. Vor allem für Kinder und Jugendliche bedeutete das Chancengleichheit. Für die SPD ist daher klar: „Eine gesunde Ernährung ist auch eine Frage sozialer Gerechtigkeit“.

„Für die SPD-Bundestagsfraktion hat die Ernährungsstrategie zum Ziel, eine gesunde und klima- und umweltschonende Ernährung für alle zu ermöglichen. Verstanden als Querschnittsaufgabe müssen weitere Ressorts eng und von Anfang an in die Erarbeitung der Strategie eingebunden werden, so das Gesundheits-, das Umwelt- und das Arbeitsministerium. Für eine nachhaltige Ernährungsstrategie ist es v.a. wichtig, das Essens- bzw. Lebensmittelangebot zu verbessern und durch positive Anreize, auch in der Preisgestaltung, und gesunde Ernährungsumgebungen, den Zugang zu nachhaltiger und gesunder Ernährung zu ermöglichen. Durch mehr Transparenz und bessere Aufklärung gelingt es, das Bewusstsein für eine gesunde und nachhaltige Ernährungsweise in der Bevölkerung zu stärken. Die landwirtschaftliche Erzeugung sollte zukünftig stärker an den Erfordernissen einer nachhaltigen Ernährungsweise ausgerichtet werden“, skizzierte Susanne Mittag die Grundzüge, die aus SPD-Sicht die Ernährungsstrategie leisten muss, „die heutige Fachveranstaltung ist ein wichtigen Beitrag für die Positionierung der SPD im weiteren Verfahren.“ Eine im BMEL eingerichtete Projektgruppe erarbeitet momentan ein Eckpunktepapier als Ausgangspunkt und Rahmen für die Entwicklung der bis Ende 2023 vorzulegenden Ernährungsstrategie der Bundesregierung sein wird.

Das erste Panel „Ernährungsarmut bekämpfen“ wurde durch eine Keynote von Rita Hagl-Kehl, MdB, und zuständige Berichterstatterin in der Arbeitsgruppe Ernährung und Landwirtschaft der SPD-Bundestagsfraktion eröffnet. „Armutsbedingte Fehl- und Mangelernährung und sogar Hunger in unserer Gesellschaft, die wir grundsätzlich als wohlhabend bezeichnen, scheint auf den ersten Blick widersprüchlich zu sein, doch insbesondere in den letzten Jahren, bedingt durch die Corona-Krise und den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine, ist der Zugang zu ausreichender Ernährung für viele Menschen in Deutschland keine Selbstverständlichkeit mehr“, führte sie ein. Bestätigt wurde der Eindruck durch Anne Markwardt, Leiterin Team Lebensmittel beim Verbraucherzentrale Bundesverband e.V., die beschrieb, dass sie bedrückende Schilderungen aus den Verbraucherzentralen in der Fläche erhalte.

Es würde für alle schwerer, gesundes und nachhaltiges Essen zu erhalten. Dabei hätten Familien mit Grundsicherung die größten Probleme. Markwardt forderte eine Anhebung des Regelsatzes über die Erhöhung zum Jahresanfang 2023 hinaus und eine Senkung der Mehrwertsteuer auf null für Obst und Gemüse. Das sei ein kleiner Beitrag auf kurzfristige Sicht, gleichzeitig aber auch langfristiger Beitrag durch eine Verschiebung der Anreize hin zu gesunder Ernährung. Dem schloss sich Oliver Huizinga, politischer Geschäftsführer der Deutschen Adipositas Gesellschaft (DAG), Strategie und Kommunikation, Deutsche Allianz Nichtübertragbarer Krankheiten (DANK) an und erklärte, dass Ernährungsarmut nicht Kaloriendefizit bedeute, sondern zu wenig gute Nährstoffe.

Bei der Erarbeitung der Ernährungsstrategie sollten sich das BMEL und die politisch Handelnden an den 4Ps des Marketing – Price, Product, Place und Promotion orientieren. Bei der Bekämpfung von Adipositas zeige sich, dass ein gut aufeinander abgestimmter Policy-Mix Wirkung zeige und die Verbraucher:innen würden sich regulatorische Maßnahmen wünschen.“ Dr. med. Thomas Fischbach, Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte e.V. führte aus, dass Kinder nicht von Geburt an von Übergewicht betroffen seien, sondern sich entwickle. Die Pandemie hätte die Entwicklung noch verstärkt.

Jedes sechste Kind in Deutschland hätte zugenommen. Es gäbe keinen Erkenntnisbedarf, sondern es mangele an der Umsetzung. Das geplante Gesetz zum Verbot an Kinder gerichtete Werbung für unter 14-jährige sei ein wichtiger Schritt. Prof. Dr. Achim Spiller aus dem Department für Agrarökonomie und Rurale Entwicklung an der Georg August Universität Göttingen merkte an, dass Ernährungsprobleme hierzulande individualisiert würden und die Ernährungsarmut schlecht erforscht sei. Das seien Probleme. Der Blick auf die Ernährungsumgebung sei vielmehr von ganz zentraler Bedeutung als das individuelle, z.B. die immer noch viel zu großen Portionsgrößen. Es brauche weiter gesundheitsfördernde, sozial-, umwelt- und tierwohlverträgliche Wahlmöglichkeiten, damit wir alle, auch als Eltern, die gesunde und nachhaltigere Variante besser erkennen.

Im zweiten Panel „Nachhaltige und gesunde Gemeinschaftsverpflegung für Jung und Alt“ gab die zuständige Berichterstatterin der SPD-Fraktion, Peggy Schierenbeck, einen kurzen Überblick. „Wir müssen das wachsende Problem der Ernährungsarmut bekämpfen. Denn gerade in der aktuellen Situation ist es vielen Menschen nicht möglich, sich gesund und ausgewogen zu ernähren. Hier müssen wir gegensteuern und an vielen Stellschrauben drehen. Ein zentraler Hebel ist die Gemeinschaftsverpflegung – mehr als 17 Mio. Menschen in Deutschland nutzen sie täglich. Unser Ziel: eine leckere, gesunde und nachhaltige Gemeinschaftsverpflegung für alle“, so Schierenbeck.

Ann-Cathrin Beermann, Leiterin bei Nationales Qualitätszentrum für Ernährung in Kita und Schule (NQZ)/ im Bundeszentrum für Ernährung ( BZfE ) in der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) erklärte, dass es für viele Familien Teil der Alltagsernährung sei, dass Kinder in Kantinen essen. Es sei gerade jetzt dringlich, dass die bürokratische Hürden bei der Kostenübernahme für einkommensschwächere Familien abgesenkt werden, damit Kinder nicht aus der Gemeinschaftsverpflegung fallen. Es brauche zudem einen stetigen Austausch und gegenseitiges Lernen auf Länderebene und einen Fokus auf die Beschaffer. Mittagsangebote würden in der Regel aller fünf Jahre ausgeschrieben. Und: Eine Implementierung der DGE-Standards in der Gemeinschaftsverpflegung sei ein Muss.

Die Standards würden laut Koalitionsvertrag aktualisiert, näher an den Vorgaben aus der Planetary Health Diet. Für Dinah Hoffmann, stellvertretende Projektleiterin bei der Kantine Zukunft, Speiseräume F+B GmbH, seien Kantinen Erfahrungsräume – mit Menschen und einer Art von Ernährung. Die Kantine Zukunft ist Dienstleister für die Berliner Gemeinschaftsgastronomie und sei inspiriert von den Erfolgen aus dem skandinavischen Raum, allen voran Kopenhagen. Die Basis bilde ein hoher Bio-Anteil, der einen anderen Einkauf, neue Rezepturen und Zubereitungen erfordere. Hier komme es stark auf die Kommunikation zwischen Küche, Leitung und Pädagog:innen. Es sei ein Weg der Transformation, den man bewusst über mehrere Monate ginge, mit engagierten Berater:innen, meist erfahrene Köch:innen mit Erfahrung in Großküchen.

Prof. Dr. Melanie Eva-Maria Speck, Professorin für Soziökonomie in Haushalt und Betrieb an der Fakultät Agrarwissenschaften und Landschaftsarchitektur an der Hochschule Osnabrück, führte aus, dass das Feld der Gemeinschaftsverpflegung Feld zu wenig erschlossen sei. Dabei lägen hier große Hebel, wenn alle Großhaushalte Berücksichtigung finden würden, z.B. auch in der Behindertenhilfe und in den Justizvollzugsanstalten. Auch sie betonte den langen Prozess, um gerade klassische Küchenchef:innen und –leiter:innen zu überzeugen, kreative Veränderungen zuzulassen.

Vegetarische und vegane Küchenpraxis müsse anders gelernt werden. Ohne Kosten könnten allerdings die Effekte des Nudging genutzt werden. Würde das nachhaltige Gericht an der beliebtesten Ausgabeposition stehen, würde es auch genommen werden. Stephanie Wunder, Teamleiterin Nachhaltige Ernährung bei Agora Agrar, betonte, wir müssten dahin kommen, dass man gar nicht merkt, dass man sich vegetarisch und gesund ernährt. In Kantinen wären das Angebot kleinerer Teller oder der Nachschlag Möglichkeiten. Mit den Empfehlungen des Gutachtens des Wissenschaftlichen Beirats für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz (WBAE) aus 2020 liege etwas Wegweisendes vor, das die Ernährungsstrategie aufnehmen müsse. Nötig wäre ein niederschwellige, aufsuchende, kostenlose, motivierte und dauerhafte Beratung in punkto Schulverpflegung.

Nach reger Fragerunde unter Beteiligung der rund 90 Zuschauer:innen, die virtuell dabei waren, schloss Susanne Mittag die Fachveranstaltung. Ein weiterer Austausch wurde verabredet.

Original Quelle SPD

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Bilder Quelle: Pixabay / Copyright SPD/Fotograf

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