Osnabrück (ots)
Sandra Hüller (46) fragt männliche Kollegen wegen des sogenannten Gender Pay Gaps nach der Gage: „Im Film heißt es bei manchen Produktionen: Es gibt Einheitsgagen. Und in solchen Fällen rufe ich schon mal Kollegen an und frage: Stimmt das? Kriegst du dasselbe wie ich? Nicht, dass es am Ende nur ein Trick ist, weil sie davon ausgehen, dass wir uns nicht unterhalten“, sagte Hüller der Neuen Osnabrücker Zeitung (NOZ). Das Schweigen über Geld nannte die Schauspielerin ein „Machtinstrument“: „Natürlich würden wir mehr verändern, wenn wir uns austauschen würden, übrigens auch, was die unterschiedlichen Löhne zwischen Ost und West angeht.“
Ihr eigener Umgang mit Geld, sagte Hüller, sei auch von der Wende und dem Mauerfall geprägt, den sie als Elfjährige erlebte: „Eine tief verankerte Erinnerung von mir ist, wie viele Leute damals Kredite aufgenommen haben. Das war vorher nicht üblich. Viele haben sich hoch verschuldet, sodass ich schon als Kind beschlossen habe: Das mache ich nie! Weil ich viele Menschen erlebt habe, die sich unglücklich gemacht haben – mit diesem Wollen und nicht Können und mit den Abwegen, auf die das geführt hat.“
Die hohen Umfrageergebnisse, die die rechtspopulistische AfD besonders im Osten Deutschlands erzielt, führte die in Thüringen aufgewachsene Hüller auf eine „Infiltrierung“ zurück: „Höcke ist ja gar kein Ossi. Der überwiegende Teil der faschistischen Partei kommt leider aus dem Westen. Und das war auch von Anfang an so. Das war eine richtige Infiltrierung. Das ist nicht aus dem Osten gekommen, sondern da haben Leute ganz genau gewusst, wo sie ansetzen müssen.“
Auch nach dem Ende des Sozialismus glaubt Hüller nicht, dass der Kapitalismus alternativlos ist: „Es gibt ja Alternativen. Man muss sie nur leben. Menschen müssen sich dafür entscheiden, anders zu leben – und das in großer Zahl. Ich glaube nicht, dass das System, in dem wir leben, alternativlos ist. Selbst wenn ich mit amerikanischen Kollegen und Kolleginnen spreche, geht es immer darum, dass wir an einem Modell beteiligt sind, das in seinen letzten Zügen ist. Wie auch immer das aussieht, was dann kommt. Aber das ist, glaube ich, jedem und jeder klar: Wir stecken im Spätkapitalismus. Und was kommt nach spät? Ich glaube, dann kommt: Schluss.“
Ein hochkapitalistisches Geschenk ist Sandra Hüller in der Oscar-Nacht übrigens entgangen: das sogenannte „Goodie Bag“ voller Luxus-Werbeartikel, das Top-Nominierten überreicht wird: „Da warte ich heute noch drauf“, sagte Hüller mit einem Lachen. „Es gibt die Goodie Bag für Oscar-Nominierte. Sie wurde mir auch angekündigt. Aber ich habe nie eine gesehen. Womöglich kommt die nicht durch den Zoll. Vielleicht ist sie auch zu groß, weil ein auch noch Auto drin ist. Wer weiß.“
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dab
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