Großes Mediengedränge herrschte heute Mittag in der Feuerwache am Reinhardshof. Wertheim war bundesweit in die Schlagzeilen geraten, nachdem in der Nacht ein Brandanschlag auf die Turnhalle der Polizeiakademie verübt worden war. Die Halle stand als Notunterkunft für Flüchtlinge bereit. OB Mikulicz stellte unmissverständlich klar: „Wertheim ist eine offene und hilfsbereite Stadt. Wir lassen uns durch die Tat Einzelner nicht beirren.“
Die nächtliche Brandstiftung sei auch ein Schlag ins Gesicht all derer, die seit einer Woche mit unermüdlichem ehrenamtlichem Engagement den Betrieb der Flüchtlingseinrichtung (LEA) sicherstellen. „Wir werden weitermachen,“ so der OB, „und die Reihen werden sich noch fester schließen.“ Von Polizei und Staatsanwaltschaft erwarte er, dass der oder die Täter zur Verantwortung gezogen werden.
Polizeipräsident Hartmut Grasmück bestätigte, dass man nach derzeitiger Erkenntnis von Brandstiftung ausgehe. Der Kriminaldauerdienst aus Heilbronn habe mit Unterstützung von Spezialisten und Landeskriminalamt die Untersuchungen aufgenommen, die auch noch am Montag andauern würden. Dabei werte die Polizei auch Zeugenaussagen aus. Am Standort des Polizeireviers werde eine Ermittlungsgruppe mit zehn Beamten gebildet.
Stadtbrandmeister Ludwig Lermann schilderte nochmals die Ereignisse der Nacht. Um 0.50 Uhr war die Feuerwehr alarmiert worden. Als sie wenige Minuten später zum Brandort kam, „stellten wir Rauch und Feuer bis unters Dach fest.“ Mit neun Fahrzeugen samt Drehleiter und 60 Einsatzkräften der Feuerwehren Wertheim-Stadt, Kreuzwertheim und Sonderriet war das Feuer bis 1.22 Uhr gelöscht. Den Brandherd bekam man unter Einsatz von Wärmebildkameras zum Auffinden von Glutnestern bis 3.36 Uhr unter Kontrolle.
Eine „tolle Hilfe“ waren laut Ludwig Lermann die Bundeswehrsoldaten, die während ihres Einsatzes für die LEA in der Feuerwache untergebracht sind. Sie unterstützten die Absicherung der Einsatzstelle, an der sich in kurzer Zeit viele Schaulustige eingefunden hatten.
Zwei Passanten, die Rauchgas inhaliert hatten, mussten ins Krankenhaus eingeliefert werden. Leitender Notarzt Dr. Wilhelm von Lamezan. „Es geht ihnen besser, aber sie konnten noch nicht entlassen werden.“
Die Bestürzung über den Brandanschlag ist in Wertheim und der gesamten Region groß. Viele Menschen haben das Bedürfnis, ihr Entsetzen und ihre Solidarität mit den Flüchtlingen zum Ausdruck zu bringen. Der Verein „Willkommen in Wertheim“ hat deshalb kurzfristig zur Solidaritätsaktion „Wertheim zeigt Flagge“ aufgerufen. Treffpunkt ist heute, Sonntag, um 18.30 Uhr an der Polizeiturnhalle im Stadtteil Reinhardshof. Nach einer Schweigeminute ziehen die Teilnehmer gemeinsam zur LEA.
Stadtverwaltung Wertheim