Berlin (ots)
Es sind Akte der Vergeltung: Nach dem mutmaßlich von ukrainischen Kräften verübten Anschlag auf die Krim-Brücke lässt Moskau nach Monaten erstmals wieder Raketen auf Kiew und Städte im Hinterland der Ukraine abfeuern. Die russische Führung wurde durch Kiews Bombenleger an einer neuralgischen Stelle getroffen: Das Bauwerk der Superlative über die Straße von Kertsch soll die Zugehörigkeit der Halbinsel zu Russland für alle Zeiten symbolisieren und ist von großer strategischer Bedeutung. Dass es ins Visier geraten kann, ist eine Demütigung und macht das politische und militärische Desaster der auf Hybris gegründeten „Spezialoperation“ noch deutlicher. Schließlich hatte sich vor dem 24. Februar die Welt jenseits von Kiew, Washington und London mit dem unblutigen Krim-Anschluss im Stillen abgefunden.
Den Krieg dorthin zu tragen, bringt den Konflikt Moskaus berüchtigten roten Linien ein weiteres Stück näher. Hinter diesen steht das Tor zur Hölle weit offen: für die Ukraine, für Russland selbst und für ganz Europa.
Kiew und das Pentagon verfolgen die Hochrisiko-Strategie einer Internationalisierung des Konflikts. Ohne Ausgang heißt Putins Antwort Eskalation des Krieges. Angesichts der atomaren Gefahr muss auch die deutsche Außenpolitik dringend für neue diplomatische Initiativen eintreten. Gut, dass sich Vertreter der SPD als Regierungspartei dafür starkmachen. Ihr Fraktionschef Rolf Mützenich sagte nun dem „Spiegel“, Außenministerin Annalena Baerbock solle Washington bei der Suche nach Verhandlungslösungen zur Beendigung des Krieges „nicht nur bestärken, sondern auch aktiv unterstützen“. Man kann das als Erinnerung an ihren Amtseid lesen.
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